Soziale Hilfe

„Homie“ soll Wohnungslosen in Flensburg Unterschlupf bieten

„Homie“ soll Wohnungslosen in Flensburg Unterschlupf bieten

„Homie“ soll Wohnungslosen in Flensburg Unterschlupf bieten

Sven Windmann/SHZ
Flensburg
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Initiatorin Iris Meschke und Helfer Tim Janke feiern Richtfest für ihren ersten Shelter für Flensburger Obdachlose. Foto: Sebastian Iwersen

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Der erste Shelter ist jetzt in dem kleinen Park am Süderhofenden aufgebaut worden, weitere sollen folgen. Initiatorin Iris Meschke stand selbst einmal kurz vor der Wohnungslosigkeit.

Der Winter steht vor der Tür, und damit stehen auch zahlreiche wohnungslose Menschen in Flensburg vor einem Problem. Denn sie sind kaltem Regen und scharfem Wind schutzlos ausgeliefert. Diesen Menschen möchte die Flensburgerin Iris Meschke nun helfen. Jetzt ist ihr erster Shelter eingeweiht worden, der Obdachlosen ein wenig Schutz bieten soll.

Ihr Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft bezeichnet Iris Meschke als „Herzensangelegenheit“. Denn in jungen Jahren stand auch sie einmal kurz vor der Wohnungslosigkeit. „Ich war mit 21 Jahren drogenabhängig und bin richtig tief gefallen“, verrät die Grafikdesignerin, die momentan eine Ausbildung als Erzieherin macht. Doch sie bekam, im Gegensatz zu vielen anderen, mittels einer Therapie die Kurve. „Ich möchte denen helfen, die es nicht aus dem Teufelskreis schaffen“, verrät die Mutter von sieben Kindern.

Im vergangenen Winter rief sie also die Initiative „Eiskalt baden für Menschen, die frieren“ ins Leben. Meschke selbst ging fortan in der Förde schwimmen, ganz gleich wie warm oder kalt das Wasser war. Damit erlangte die Initiative insbesondere über soziale Medien und eine Crowdfunding-Plattform eine gewisse Aufmerksamkeit. „Etwas über 5.000
Euro Spendengelder sind zusammengekommen“, freut sich Iris Meschke.

Damit war das Startsignal für „Homie“, wie Meschke den Shelter getauft hat, erfolgt. Sie sprach mit Streetworkerinnen, Pastoren und auch den Wohnungslosen selbst über die Anforderungen und Bedürfnisse, die eine solche Schutzhütte mit sich bringen sollte. „Ein festes Haus mit geschlossener Tür wollen viele nicht, aus Angst dass es angezündet
werden könnte, wenn sie darin schlafen“, erzählt Meschke von den Sorgen und Wünschen der Betroffenen.

Gemeinsam mit Zimmermann Tim Janke konstruierte sie daraufhin die Hütte,
von der nun das erste Exemplar in dem kleinen Park am Süderhofenden in der Nähe des „Mauselochs“ aufgestellt wurde. Diese bietet tagsüber mit einer Bank eine Stzmöglichkeit für drei bis vier Personen. Der Clou: Mit wenigen Handgriffen verwandelt sich die Bank in eine Liegefläche, die der Größe eines Bettes entspricht. „So kann zumindest ein Wohnungsloser etwas geschützt übernachten“, freut sich Meschke.

Der Standort sei gemeinsam mit der Stadt und dem Technischen Betriebszentrum (TBZ) abgestimmt worden. In Kürze soll auch noch ein zusätzlicher Mülleimer in der Nähe des „Homies“ aufgestellt werden. „Mir war wichtig, dass das Häuschen auch zu Flensburg passt und nicht wie ein Buswartehäuschen aussieht“, formuliert Meschke ihre Ansprüche an das Projekt.

Daher hat der Shelter zwei Bullaugen an den Seiten und wurde von Meschke und ihren Kindern in einem maritimen blau gestrichen. „Im Frühjahr wird auch das Dach noch begrünt“, verrät die engagierte Flensburgerin. Rund 3.800 Euro hat „Homie“ gekostet. Für weitere 1.800 Euro hat Meschke bereits Schlafsäcke, Isomatten und warme Kleidung für die wohnungslosen Menschen in der Stadt zur Verfügung gestellt. „Ein Teil davon steht auch dafür zur Verfügung, wenn den Menschen ihre Ausweise gestohlen worden sind, denn das kommt wohl häufiger vor“, sagt Meschke.

Die Freude über das Richtfest und die Fertigstellung ihres Herzensprojektes war ihr anzusehen. „Er steht“, jubelte sie, als Hlefer Tim Janke die letzten Schrauben in die Dachbalken gedreht hatte.

Iris Meschke will ihre Aktion auch in diesem Winter fortsetzen und weiter im kalten Wasser baden gehen, um Spenden zu sammeln. Neben den Zuwendungen von Privatpersonen hofft sie auch auf Spenden von Unternehmen, um weitere „Homies“ aufstellen zu können. Dafür hat sie bereits weitere Standorte zwischen Industriehafen und Sonwik sowie in der Nähe des Wilhelminentals auserkoren.

Wer das Projekt von Iris Meschke unterstützen möchte, findet hier den
Link zur Crowdfunding-Aktion:
https://www.betterplace.me/eiskalt-baden-fuer-menschen-die-frieren-teil-zwei

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