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Hoch, höher, am höchsten: Hamburg baut Mammutdeiche gegen den Klimawandel

Hoch, höher, am höchsten: Hamburg baut Mammutdeiche gegen den Klimawandel

Hamburg baut Mammutdeiche gegen den Klimawandel

Markus Lorenz/shz.de
Hamburg
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Der neue Klütjenfelder Hauptdeich in Hamburg-Wilhelmsburg aus der Luft, Blickrichtung Westen. Unten die Venloer Brücken (Veddel), links die Harburger Chaussee, rechts der Spreehafen.  Foto: FHH/shz.de

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Hamburg baut gegen den Klimawandel an: Bis 2050 steckt die Hansestadt mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Erhöhung seiner mehr als 100 Kilometer langen Hauptdeichlinie, die etwa 325.000 Menschen vor Hochwasser schützt. 

Den Anfang im aktuellen Deicherhöhungsprogramm Hamburgs macht nicht von ungefähr der Klütjenfelder Hauptdeich in Wilhelmsburg. In der verheerenden Sturmflutnacht des Februar 1962 brach der Schutzwall hier an sechs Stellen. Fast ganz Wilhelmsburg lief voll Wasser, 222 Menschen starben. Nun hat die Stadt die Hochwasseranlage am Nordrand der Elbinsel auf einer Länge von zwei Kilometern um 80 Zentimeter angehoben. Das neue Schutzniveau liegt bei 8,70 Meter über Normalhöhennull.

Besserer Schutz vor Sturmflut

„Hamburg investiert angesichts des Klimawandels und des damit einhergehenden Meeresspiegelanstiegs jährlich 20 bis 30 Millionen Euro in den Hochwasserschutz“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Montag bei der offiziellen Freigabe des Schutzwalls. Auf der Elbinsel Wilhelmsburg leben mehr als 54.000 Menschen in einem von Sturmfluten besonders gefährdeten Gebiet.

Der Klütjenfelder Hauptdeich verläuft am Spreehafen entlang des Potsdamer und Berliner Ufers. Für die Erhöhung musste das bestehende Bauwerk fast komplett abgetragen und neu gebaut werden. Denn dieser Deichabschnitt ist besonders: Es fehlt der Platz für die sonst übliche Verbreiterung des Deichfußes. Wasserseitig grenzt der Wall direkt den Spreehafen an, landseitig an die Hauptverkehrsstraße Harburger Chaussee.

Die Planer bauten eine Stützwand, die den Erdkörper des Deiches zum Wasser hin abfängt, sodass der Deich durch eine Aufbau die nötige Höhe erhalten konnte. Dieser Aufbau ähnelt einer Sitzbank, sodass gleichzeitig die Aufenthaltsqualität auf der Wasserseite deutlich verbessert wurde. Zur Chaussee hin wurde die Deichverteidigungsstraße als Radweg hergerichtet, auch der Fußweg auf der Deichkrone ist neu.

„Ich freue mich besonders, dass es am Klütjenfelder Hauptdeich gelungen ist, die notwendige Erhöhung der Hochwasserschutzanlage mit einer Aufwertung des öffentlichen Raumes zu kombinieren“, sagte Olaf Müller vom Landesbetrieb Straßen, Brücken, Gewässer.

550 Millionen Euro für mehr Sicherheit

Um eine Katastrophe wie 1962 zu verhindern, baut Hamburg die öffentlichen Hochwasserschutzanlagen fortlaufend und in immer kürzeren Abständen aus. Zuletzt hat der Senat 2012 neue Bemessungswasserstände festgelegt und für die Erhöhung der Hauptdeiche auf 8,70 Meter ein Bauprogramm von 550 Millionen Euro beschlossen.

Als nächstes folgt der Ausbau des Kreetsander Hauptdeiches, dem schließen sich die Hauptdeiche am Reiherstieg, in Buschwerder und Obergeorgswerder an. Insgesamt ist die Hauptdeichlinie 103 Kilometer lang.

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