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Hier drohen 2024 Staus auf den Autobahnen in SH

Hier drohen 2024 Staus auf den Autobahnen in SH

Hier drohen 2024 Staus auf den Autobahnen in SH

Kay Müller/shz.de
Flensburg
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Haben den Verkehr in Schleswig-Holstein im Blick: Dominik Abbenseth (l.) und Navid Rezai-Badr in der Verkehrszentrale der Autobahngesellschaft in Hamburg. Foto: Michael Staudt

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Weil die Autobahngesellschaft des Bundes die Fahrbahnen der in die Jahre gekommenen A1, A7 und A23 an einigen Stellen sanieren muss, drohen den Autofahrern Engpässe.

Die Rader Hochbrücke ist oben links. „Ich kann genau sehen, was dort los ist“, sagt Navid Rezai-Badr und deutet auf den Bildschirm, auf dem grüne Streifen zu sehen sind. Verfärben die sich rot, stockt es. „Dann kann mir aber auch die Kamerabilder ansehen, um zu schauen, was da los ist“, sagt der Operateur in der frisch eröffneten Verkehrszentrale der Autobahngesellschaft des Bundes in Hamburg.

Per Knopfdruck kann er sehen, wie die Lastwagen über die Brücke rollen, deren Ersatzbau direkt daneben entsteht. „Wenn es windiger werden sollte, würde das System die Höchstgeschwindigkeit automatisch weiter runterregeln oder bei Orkan die Brücke sogar teilweise oder ganz sperren.“

So wird der Verkehr auf den Autobahnen in SH kontrolliert

Die Querung über den Nord-Ostsee-Kanal ist über 100 Kilometer von der Verkehrszentrale entfernt. Aber wenn der Chef der Niederlassung Nord der Autobahngesellschaft einen Überblick über die Lage auf den Autobahnen verschaffen will, muss er nur ein paar Meter aus seinem Büro treten und in den nächsten Raum gehen, in dem die Monitore an der Wand hängen. „Wir sehen hier, was kommt“, sagt Butenschön, der schon ein wenig stolz auf die neue Verkehrszentrale ist.

Denn dort werden seit Januar die Daten gebündelt, die für die Autobahnen vorher die Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein eigens verwaltet haben. „Wir sehen hier alles: Baustellen, Windstärken, Luft- und Straßentemperatur“, sagt Butenschön und deutet auf die Displays, die zwei Operateure 24 Stunden sieben Tage die Woche überwachen. Und weil die im Kontakt mit den Meistereien, den lokalen Verkehrsüberwachern in Hamburg und Schleswig-Holstein sowie der Polizei sind, haben sie den besseren Durchblick.

„Wir können etwa abschätzen, wie lang eine Behinderung dauert“, sagt Butenschön, während etwa Google nur messen kann, wie viele Handys eng beieinander sind und so einen Stau identifiziert. Deswegen hätten die Infos der Autobahngesellschaft über den Mitteilungsdienst X und den Rundfunk auch einen Mehrwert für den Nutzer und die Wirtschaft.

Hier kann es auf den Autobahnen in SH eng werden Foto: Can Yalim/shz.de

Mit der Gründung der Autobahngesellschaft vor drei Jahren hat die Digitalisierung Fahrt aufgenommen. „Man hat uns ein bisschen die Pistole auf die Brust gesetzt“, sagt Butenschön, der bis Ende 2023 liefern musste. Was früher 16 Länder jedes für sich gemacht hätten, fasst nun die Autobahngesellschaft zusammen. Früher habe es 2252 Softwareanwendungen gegeben, jetzt seien es noch 174, sagt Butenschön. Und auch in den Meistereien laufe jetzt vieles digitaler, etwa die Aufnahme eines Unfalls bis zu dessen Abwicklung.

Nicht jedem gefällt die neue Struktur. Die Länder haben an Autonomie verloren, und manche klagen über Doppelstrukturen, wenn etwa die Autobahngesellschaft neben den Meistereien der Länder eigene Gebäude errichtet.

Für Butenschön überwiegen aber die Vorteile, was auch mit der Baustellenkoordination zu tun hat. Denn wenn er im Jahr 220 Millionen Euro um Hamburg herum und in ganz Schleswig-Holstein in den Autobahnen verbaut, versucht er die Belastungen für die Autofahrer gering zu halten. So werden etwa die Fahrbahnerneuerungen auf der A23 auf das Wacken Open Air und die Sommerferien abgestimmt – „wobei die A23 eher eine Pendler- als eine Urlauber-Autobahn ist“, sagt Butenschön.

Doch auch in den folgenden Jahren werden die Autofahrer Einschränkungen in Kauf nehmen, denn viele Fahrbahnen und Brücken stammen aus den 70er Jahren und sind deswegen sanierungsbedürftig. „Da muss man spätestens nach 50 Jahren mal ran“, sagt Butenschön. Und deswegen werde auch er rund 80 Kilometer lange Abschnitt zwischen Bordesholm und der dänischen Grenze ab 2025 grundsaniert.

In wenigen Jahren soll die Autobahn fertig sein

Bis 2030 hofft Butenschön damit fertig zu sein. Das würde in etwa dem Zeitraum entsprechen, die der sechsstreifige Ausbau der A7 zwischen Bordesholm und der Hamburger Stadtgrenze vor einigen Jahren gedauert hat. Allerdings werde der Ausbau nach Norden auf vier Streifen begrenzt, die Butenschön aber auch während der Bauphase den Autofahrern – wenn auch verengt – zur Verfügung stellen will.

Und falls es dabei oder beim Neubau der Rader Hochbrücke, deren erster Ersatzbau bis 2026 fertiggestellt sein soll, zu Behinderungen kommt, sieht Butenschön das ja auch in der Verkehrszentrale und seine Operateure können reagieren. Dort hat allerdings die Digitalisierung ihre Grenzen: Wenn etwa der Wind in heftigen Böen weht, würde das automatische System andauernd die Höchstgeschwindigkeiten daran anpassen. „Das würde die Autofahrer irritieren“, sagt Operateur Navid Rezai-Badr. „Und deswegen ist es gut, dass hier immer noch ein Mensch sitzt, der die entscheidenden Knöpfe drückt.“

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