Grenzüberschreitendes

Grüner Wasserstoff soll von Dänemark nach Flensburg fließen

Grüner Wasserstoff soll von Dänemark nach Flensburg fließen

Grüner Wasserstoff soll von Dänemark nach Flensburg fließen

Julian Heldt/shz.de
Flensburg
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Stadtwerke-Chef Dirk Thole in der Gasdruckregelstation des Flensburger Energieversorgers. Hier kommt derzeit das Erdgas aus Ellund an. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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In ihren Kesseln 12 und 13 verbrennen die Stadtwerke Flensburg derzeit noch Erdgas. Dies soll sich in fünf Jahren ändern. Ab 2028 sollen die Gas- und Dampfturbinenanlagen zumindest teilweise mit grünem Wasserstoff betrieben werden, der aus Esbjerg über Ellund das Kraftwerk erreichen soll.

Das Ziel ist klar: Im Jahr 2035 sollen die Stadtwerke Flensburg klimaneutral Strom und Wärme produzieren. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, jedoch macht der kommunale Energieversorger nun den nächsten Schritt. Ab 2028 sollen die beiden Gas- und Dampfturbinenanlagen (Kessel 12 und 13) mit grünem Wasserstoff betrieben werden – zumindest teilweise.

Möglich macht dies ein gemeinsames Projekt mit Turbinenlieferant Siemens Energy, Netzbetreiber Gasunie und Wasserstoff-Produzent H2 Energy. „Wir sind eines der ersten Stadtwerke in Deutschland, das den Einsatz von Wasserstoff als Modellprojekt in der Energieerzeugung konkret plant und in die Praxis umsetzen möchte“, sagt Stadtwerke-Chef Dirk Thole.

In der Praxis soll die Lieferung des grünen Wasserstoffes so funktionieren: Das Unternehmen Gasunie Deutschland, das sich im niederländischen Staatsbesitz befindet, betreibt ein Fernleitungsnetz für Erdgas, an das die Stadtwerke Flensburg bereits über den Kopplungspunkt Ellund direkt angeschlossen sind.

Bisher erhält der kommunale Energieversorger über diesen Weg das Erdgas für Kessel 12 und 13. Gasunie plant nun die Umstellung einer Gas-Leitung bis Ellund auf Wasserstoff. Diese soll Teil eines deutschland- und europaweiten Wasserstoffnetzes werden, das von Gasunie mit aufgebaut wird. In Ellund soll die Verbindung zum zukünftigen dänischen Wasserstoff-Netz geschaffen werden.

„Bereits Ende 2028 wird zum ersten Mal grüner Wasserstoff aus Dänemark nach Schleswig-Holstein kommen. Damit kommt Deutschlands Norden auf dem Weg zur CO2-neutralen Energieversorgung eine zentrale Rolle zu“, erklärt Britta van Boven, Geschäftsführerin von Gasunie Deutschland. Durch den anderen Teil der Doppelleitung in Ellund soll vorerst weiterhin Erdgas fließen – um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und weil die grünen Wasserstoff-Mengen zunächst begrenzt sein werden.

Grüner Wasserstoff soll in Esbjerg produziert werden

Produziert werden soll der Wasserstoff nördlich von Ellund, im dänischen Esbjerg. Ein Joint Venture aus H2 Energy aus der Schweiz und dem Rohstoffhandelsunternehmen Trafigura plant dazu, ab 2027 mit einer Ein-Gigawatt-Elektrolyse-Anlage den ersten Wasserstoff mit Strom aus Offshore-
Anlagen in der Nordsee und anderen erneuerbaren Stromquellen, etwa Solar, zu produzieren. Ein Teil davon soll dann nach Deutschland exportiert werden.

Geplant ist, dass die Gas- und Turbinenanlagen der Stadtwerke zunächst mit einem Wasserstoffanteil von 15 Prozent betrieben wird. Dies ist bereits jetzt ohne technische Umrüstungen möglich. Wird der Wasserstoff-Anteil weiter erhöht, ist Siemens Energy gefragt. „Am Ende des Tages müssen wir die Gasturbine umrüsten“, sagt Matthias Kress von Siemens.

Stadtwerke investieren dreistelligen Millionenbetrag

Welcher Kessel zuerst modernisiert wird und welche Kosten auf die Stadtwerke im Rahmen des Wasserstoff-Projektes zukommen, konnte Geschäftsbereichsleiter Karsten Müller-Janßen noch nicht sagen. „Das ist Teil der Arbeiten, die jetzt anstehen“, erklärte er.

Am Montag unterzeichneten alle Projektparteien einen sogenannten Letter-of-Intent, also eine schriftliche Absichtserklärung. „2016 Kessel 12, 2023 Kessel 12, 2024 zweiter Elektrodenheizkessel mit Wärmespeicher, 2026 Großwärmepumpe und 2028 Wasserstoffeinsatz. Das sind herausfordernde Aufgaben, denen wir uns gern stellen und die hohe Investitionen im dreistelligen Millionenbereich erfordern“, so Thole.

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