Klimaneutrale Fernwärme in SH

Großwärmepumpen: Kiel und Flensburg haben neue Idee zum Heizen

Großwärmepumpen: Kiel und Flensburg haben neue Idee zum Heizen

Kiel und Flensburg haben neue Idee zum Heizen

Frank Jung/shz.de
Flensburg/Kiel
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So sieht die Großwärmepumpe des Herstellers MAN für Esbjerg in Dänemark aus. Städte in Schleswig-Holstein wollen sich daran orientieren. Foto: MAN/shz.de

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Städte in Schleswig-Holstein nehmen sich am Pionier Esbjerg in Dänemark ein Beispiel: Sie planen Großwärmepumpen, deren Betrieb auf Meerwasser basiert. So lässt sich Fernwärme auf Klimaneutralität umstellen.

Bei der Dekarbonisierung des Heizens entdecken Küstenstädte eine neue Idee: Großwärmepumpen für mehrere tausend Haushalte, die mit Meerwasser und grünem Strom betrieben werden. Nachdem die dänische Nordseestadt Esbjerg mit dem Bau der weltweit größten Anlage dieser Art begonnen hat, planen auch Flensburg und Kiel gleichartige Projekte zum Betrieb ihres Fernwärmenetzes. Das bestätigten die jeweiligen Stadtwerke unserer Redaktion.

Genau wie kleine Wärmepumpen in einem einzelnen Haushalt funktionieren ihre großen Brüder, indem sie Wärme aus ihrer Umgebung ziehen. „Mit der Förde vor der Tür haben wir dafür ein riesiges Wärmereservoir, das wir anzapfen können“, erklärt Jörg Teupen, Vorstand für Technik der Kieler Stadtwerke. Er geht davon aus, dass das Wasser nach der Verwendung etwa um vier Grad kälter ins Meer zurückgeleitet wird. Gutachten sollen noch klären, welche Temperatur ohne negative Einflüsse auf die Tier- und Pflanzen tragbar ist.

Flensburg kleiner, aber früher, Kiel größer, aber später

Die Landeshauptstadt will ihre erste Großwärmepumpe 2028 in Betrieb nehmen, Flensburg seine erste bereits 2025. Während Flensburg mit einer Leistung von rund 30 Megawatt starten möchte, setzt Kiel gleich auf 50 Megawatt. Letztere Kapazität könnte laut Teupen zwischen 10 000 und 15 000 Haushalte versorgen. Voraussichtlich bis 2032 werde in Kiel dann eine weitere Pumpe gleicher Größenordnung hinzukommen. Flensburg will mittelfristig so viele Großwärmepumpen installieren, dass dies die Hälfte der im Winter nachgefragten Wärmeleistung hervorbringt.

Sowohl Beschäftigte der Stadtwerke Kiel als auch in Flensburg haben sich vor Ort in Esbjerg über das dortige Projekt informiert und stehen weiter im Austausch mit den dortigen Kollegen. „So konnten wir uns genauer überzeugen, dass unser Konzept funktioniert“, erzählt Teupen.

Deshalb ist die Idee für Verbraucher bequem

Eine Wärmewende mit Projekten dieser Art ist für Verbraucher bequem, da sie sich anders als bei einer Wärmepumpe nur für den Hausgebrauch um nichts weiter kümmern müssen. Übergeordnet sieht Kiels Stadtwerke-Vorstand Teupen weitere Vorteile: „Schon durch die Größenordnung erzielt man bessere Effizienzwerte als im Kleinen. Auch lassen sich durch das Hochskalieren Kosten sparen.“ Zudem könnten sich kleine Wärmepumpen in jedem Haushalt zu einer manche störenden Lärmkulisse addieren.

Rückenwind kommt vom Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien, Marcus Hrach: „Zur Erreichung der Klimaschutzziele im Wärmesektor ist die Nutzung von Großwärmepumpen ein wichtiges Puzzleteil.“ Grundvoraussetzung für eine klimaneutrale Nutzung der Anlagen sei aber der weitere zügige Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zudem müssten Großwärmepumpen „zeitglich mit einem Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze einhergehen“, so Hrach. „Nur so erreicht die erneuerbare Wärme viele Menschen und ist ein wirklicher Hebel für die Wärmewende.“

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