Buchvorstellung

Gefährlicher Trend aus den USA: Amerikas Gotteskrieger im Schloss vor Husum

Gefährlicher Trend aus den USA: Amerikas Gotteskrieger im Schloss vor Husum

Amerikas Gotteskrieger im Schloss vor Husum

Jan-Christian Petersen/shz.de
Husum
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Die Journalistin Annika Brockschmidt hat ein Buch über gefährliche weiße christliche Ideologien aus den USA geschrieben, die nach ihrer Beobachtung auch in Deutschland Einzug halten. Foto: Lea Eggers/shz.de

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Gender-Ideologie, Cancel Culture und Wokeness: Die Journalistin Annika Brockschmidt liest auf Einladung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft aus ihrem aktuellen Buch.

Nein. Es ist keine Wiederholung der US-Kapitol-Erstürmung von Januar 2021. „Amerikas Gotteskrieger“ halten dennoch Einzug ins Husumer Schloss. Mitverantwortlich dafür ist Dr. Helmut Edelmann. Als Vorsitzender der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Husum empfängt er am 23. März um 19.30 Uhr die Journalistin Annika Brockschmidt.

Die klärt über Amerikas Gotteskrieger auf. „Ihr Buch gibt uns Impulse, genauer hinzusehen“, sagt Edelmann. Der ehemalige Propst sorgt sich um ein Überschwappen rechtskonservativer Ideologien aus den USA. „Herr Edelmanns Befürchtungen sind durchaus berechtigt“, erklärt Annika Brockschmidt dazu telefonisch. „Man sieht das, wenn man in die überregionalen deutschen Zeitungen blickt. Schlagworte sind Gender-Ideologie, Cancel Culture und neuerdings Wokeness.

Trends aus den USA schwappen nach Deutschland

Es sind dieselben Begriffe wie in den USA, die dann mit einiger Verzögerung auch bei uns diskutiert werden. Dahinter steht immer dieselbe Erzählung: Das echte Amerika sei in Gefahr. Gemeint ist das weiße, christliche Amerika. In Deutschland hören wir solche Narrative aus Kreisen der AfD. Da ist von der Bedrohung des christlichen Abendlands die Rede. In den USA steht dahinter die Tatsache, dass weiße Christen irgendwann aufgrund gesellschaftlicher Wandlungen nicht mehr die Mehrheit im Land ausmachen werden.“

Christlicher Nationalismus nimmt Einfluss auf Wähler

Was den Einfluss und die Rolle der Kirchen betrifft, äußert sich Brockschmidt differenziert: „Im Vergleich mit den USA gibt es bei uns nur vereinzelt das, was wir als Freikirchen kennen. Was aber bei uns fehlt, ist die politische Infrastruktur hinter diesen Kirchen. Zwar ist der weiße christliche Nationalismus in den USA nicht gleichzusetzen mit der Gesamtheit der Christen in dem Land. Doch in den USA haben sich evangelikale Mega-Churches gebildet, die die Gläubigen zu einem festen Wählerblock verschmelzen“, so Brockschmidt.

Sie glaube zwar, dass es in Deutschland Einzelne gäbe, die Ähnliches versuchten, doch deren Einfluss sei gering, weil der Anteil der zu mobilisierenden Bevölkerung gering sei. Trotzdem sollten Gläubige, die sich der Demokratie verpflichtet fühlen, in ihren Gemeinden hellhörig bleiben, sagt die Journalistin.

Gesellschaft wandelt sich auch in Deutschland

Für Brockschmidt bedeutet das auch gesamtgesellschaftlich keine Entwarnung: „In Deutschland unterliegen wir ähnlich gesellschaftlichen Wandlungsprozessen wie in den USA. Einzelne radikale Ansichten sind bereits salonfähig. Wenn man das mit dem demografischen Wandel kombiniert, sehe ich die Gefahr, dass sich jene radikalisieren, die sich derzeit als privilegierte Gruppe empfinden.“ Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft. Erwachsene zahlen 6 Euro, Schüler zahlen Euro.

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