Eröffnung der „Kaffeewerkstatt“

Föhr: Warum das neue Museumscafé Kaffee von der Insel verkauft

Föhr: Warum das neue Museumscafé Kaffee von der Insel verkauft

Föhr: Das neue Museumscafé verkauft Kaffee von der Insel

Jan Melchior Bonacker/shz.de
Föhr
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Fabian Kruse und Ewelina Lipinska warten gespannt auf die ersten Tassen Espresso. Foto: Jan Melchior Bonacker/shz.de

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In ihrem neuen Café am Friesenmuseum in Wyk verkauft Ewelina Lipinska auf der Insel gerösteten Kaffee von „Föhrer Kaffee Kultur“. Sie will besonders auf regionale Produkte setzen – das ist Teil ihres Konzeptes.

Noch sieht es ziemlich chaotisch aus im neuen Café am Föhrer Friesenmuseum. Dabei sollen am Samstag, 15. Juli, schon die ersten Kunden in der Badestraße 50 einkehren. Während vorne noch die neue Ausstellung aufgebaut wird, werkelt Betreiberin Ewelina Lipinska hinter einem Plastikvorhang noch an den letzten Feinarbeiten für ihr Café.

„Es sieht hier noch aus wie in einer Werkstatt“, sagt sie – und da hat sie recht. Nicht nur stehen hier noch Farbeimer und Pinsel, auch der neue Name passt: Kaffeewerkstatt. Der Zustand ist natürlich nur vorübergehend, aber der Name bleibt: „Weil es eine Werkstatt für Kaffee ist. Also eigentlich ganz simpel“, erklärt Ewelina Lipinska den Hintergrund.

Vor zehn Jahren kam Ewelina Lipinska nach Föhr

Die 28-Jährige fiebert der Eröffnung mit Sektempfang am Samstag schon entgegen. Für sie geht damit ein Traum in Erfüllung, der vor zehn Jahren hier auf Föhr seinen Ursprung nahm: „Ich bin damals von Polen nach Deutschland gezogen und habe auf Föhr in der ‚Privatsache‘ angefangen“, erinnert sie sich, „Die hatten eine wunderschöne Victoria Arduino-Kaffeemaschine, die dann aber leider den Geist aufgegeben hat.“

Das Wohn-Accessoir-Geschäft „Privatsache“ bot seinerzeit seinen Kunden noch Kaffee an. Die Leidenschaft für Kaffee war geboren: „Da habe ich angefangen, Bücher zu lesen und ich hatte einen tollen Chef, der mir viel beigebracht hat“, sagt Ewelina Lipinska. Es folgte eine Barista-Ausbildung an der „Berliner Kaffeerösterei“ und der „Berlin School of Coffee“.

Alte Bekanntschaft lebt neu auf

Während ihrer Zeit bei „Privatsache“ lernte Ewelina Lipinska Fabian Kruse kennen. Der 41-Jährige schlüpft jetzt, zehn Jahre später, gerade am Plastikvorhang vorbei ins Café – drei große Metalldosen im Gepäck. Darin befinden sich Kaffeebohnen, die hier auf der Insel geröstet wurden, in der Kaffeerösterei „Föhrer Kaffee Kultur“, kurz FKK.

Dieses Ein-Mann-Projekt von Fabian Kruse begann ebenfalls vor zehn Jahren in der „Privatsache“: „Das war der beste Kaffee, den man auf der Insel trinken konnte“, meint Fabian Kruse. Schon damals wollte er gerne Kaffee trinken, der lokal geröstet wurde. „Aber das gab es nicht. Das hat mich gewundert“, erzählt er, während er die Dosen mit seinen Bohnen auf dem Tresen abstellt.

Fabian Kruse wollte selber kein Café betreiben

Ein eigenes Café wollte er nicht eröffnen: „Davor habe ich viel Respekt“, sagt er und nickt anerkennend zu Ewelina Lipinska. Aber er wollte unbedingt die Insel mit Kaffee versorgen: „Dann wollte ich eben ohne eigenes Lokal Kaffee machen – in der Hoffnung, dass sich schon jemand findet, der dann hier ein Café aufmacht.“

Dieser jemand ist nun in Person von Ewelina Lipinska ausgerechnet seine frühere Bekannte: „Tataa! Da ist Ewelina“, imitiert Fabian Kruse eine Fanfare – beide lachen herzlich. Dann werden sie wieder ernst: Ewelina Lipinska hat soeben die ersten Bohnen gemahlen, jetzt wird daraus Espresso gekocht. Im Vor-Eröffnungs-Chaos steht eine hochprofessionelle Faema-Kaffeemaschine.

Während sich die Espressotassen füllen, stehen Ewelina Lipinska und Fabian Kruse gebannt wartend vor der Maschine. Ehrfürchtig hebt die frisch gebackene Cafébetreiberin die Tässchen unter dem Siebträger hervor und drückt eine davon dem Röster in die Hand. Der Moment der Wahrheit – beide nicken sich zu, der Kaffee schmeckt. Ein bisschen muss er aber noch optimiert werden. Die Feinarbeit.

Es geht um Mahlgrad, Temperatur und Druck. „Das ist das Spannende am Kaffee. Es kann immer noch was schiefgehen. Die Bohne kann noch so gut sein, die Röstung perfekt – wenn am Ende beim Kochen etwas nicht stimmt ...“ Fabian Kruse lässt den Satz unvollendet. Es ist klar, was er meint: Die Arbeit, seine Arbeit und die Arbeit der Kaffeebauern und Importeure, sie wäre umsonst gewesen. Für die beiden Fachleute eine Tragödie und doch Alltag.

„Kaffee ist Wissenschaft, Magie und Kunst“, zitiert Fabian Kruse den Titel eines Buches, das er gelesen hat. Die Wissenschaft spielt hier, im Museumscafé eine große Rolle. „Ich wollte auf jeden Fall, dass man hier auch etwas lernt“, sagt Ewelina Lipinska bestimmt. Sie selbst ist studierte Kulturwissenschaftlerin – da passt die Kooperation mit dem Friesenmuseum gut.

Käse von der Insel, Bohlen aus der alten Mittelbrücke

„Im Museum geht es darum, was hier auf der Insel passiert. Also habe ich das auch umgesetzt“, erklärt sie. Neben Kaffee von der Insel heißt das: Hier gibt es auch Föhrer Käse und Föhrer Milch. Sogar in der Innenarchitektur spiegelt sich die Verbundenheit zur Inselgeschichte wider: Der Tresen ist mit Friesenkacheln verkleidet, auf der Terrasse steht eine Bank aus alten Bohlen der Mittelbrücke. „Hier trifft Vergangenes auf Moderne“, sagt Ewelina Lipinska, während auf der anderen Seite des Vorhangs gerade ein Handwerker den Hammer ansetzt.

In der Kaffeewerkstatt findet vieles zusammen: Vergangenes und Moderne, Föhrer Kaffee und Föhrer Milch – und zwei der wohl größten Kaffee-Enthusiasten auf der Insel. Auf Ewelina Lipinska wartet bis zur Eröffnung noch eine Menge Feinarbeit. Jetzt erst einmal am Produkt selbst: Die nächsten zwei Tässchen füllen sich gerade mit Fabian Kruses Inselkaffee.

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