Grenzüberschreitendes

Flensburg will künftig für Buslinie 110 nach Sonderburg zahlen

Flensburg will künftig für Buslinie 110 nach Sonderburg zahlen

Flensburg will künftig für Bus nach Sonderburg zahlen

Mira Nagar
Flensburg/Flensborg
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Die grenzüberschreitende Linie 110 von Sonderburg nach Flensburg hält am ZOB. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Süddänemark fordert, dass sich Flensburg an der Buslinie über die Grenze beteiligt. Die Stadt will nun Gelder bereitstellen – und das Land in die Pflicht nehmen.

Eigentlich soll die Buslinie 110 verbinden – sie ist eine der wenigen, die Grenzen überschreitet. Doch derzeit sorgt die Verbindung zwischen Sonderburg und Flensburg für Diskussionen, vor allem weil die Finanzierungskonzepte der Länder nicht zusammen passen. Im schlimmsten Fall könnte die Linie 110 von Sonderburg nach Flensburg künftig in Krusau vor der Grenze wenden, wenn die Stadt Flensburg nicht einlenkt und sich an den Kosten beteiligt.

Doch ganz soweit ist es noch nicht. „Von dänischer Seite gibt es nunmehr das Bestreben einer deutschen Mitfinanzierung der Linie 110“, heißt es in einer Beschlussvorlage, die am Dienstag Thema im Planungsausschuss wird.

Derzeit entsteht für den Betreiber Sydtrafik durch die Fahrt der Linie 110 auf deutscher Seite jährlich ein Defizit von 175.000 Euro pro Jahr. Etwa 2000 Euro davon werden für ZOB-Nutzungsentgelte und etwa 12.000 Euro für das Umsteigerecht an Aktiv-Bus fällig, damit die Fahrgäste beispielsweise mit dem Stadtbus zum Citti-Park weiterfahren können.

Wer soll das bezahlen?

Noch wird das Defizit derzeit von der dänischen Seite gestemmt, obwohl es dort üblich ist, dass die Kosten von den Regionen gezahlt werden, durch die der Bus hindurchfährt. Flensburg hat hingegen die eiserne Regel, dass die Kosten für den Weg in die Stadt hinein von den Kreisen Nordfriesland bzw Schleswig-Flensburg übernommen werden. Analog wird der Weg der 110 von Krusau zum Zob derzeit durch die Region Süddänemark ausgeglichen. Noch. Denn Flensburg könnte von seiner Regelung abweichen, um die Linie zu erhalten.

Die Beschlussvorlage erwägt nun für den Betrieb des deutschen Streckenabschnitts einen Zuschuss von 25.000 Euro im Jahr 2023, 50.000 Euro im Jahr 2024 und 75.000 Euro in 2025. Ab 2026 sollen die städtischen Mittel bei 100.000 Euro pro Jahr liegen. Eine gemeinsame Marketing-Offensive soll zusätzlich für mehr Fahrgäste auch im touristischen Bereich sorgen. Parallel dazu laufen bereits Gespräche zwischen Sydtrafik und Aktiv-Bus zur Kosteneinsparung beim Umsteigerecht.

Land soll sich beteiligen

Allerdings wird darauf verwiesen, dass sich auch das Land Schleswig-Holstein an den Kosten beteiligen müsse. „Die Sicherung sowie die Entwicklung der öffentlichen Verkehre nach Dänemark sollte nicht alleine durch die Stadt Flensburg finanziert werden müssen“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Als Begründung wird der Koalitionsvertrag der Landesregierung herangezogen: „Die Entwicklungsallianz zwischen Schleswig-Holstein und der Region Syddanmark werden wir weiter vorantreiben“, heißt es darin. „Hierzu gehört auch der Ausbau von praktischen Hemmnissen bei der Grenzüberschreitung, wie zum Beispiel im Arbeitsleben, bei der Gesundheitsversorgung oder der Mobilität. Wir wollen den grenzüberschreitenden Verkehr ebenso wie den grenzüberschreitenden öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärken.“

Land sieht Busverkehr als Selbstverwaltungsaufgabe

„Schleswig-Holstein hat naturgemäß ein großes Interesse an guten Verkehrsverbindungen nach Dänemark“, erklärt auch Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos). „Deswegen ist im Koalitionsvertrag festgelegt, dass die Mobilität mit dem ÖPNV in der Grenzregion gestärkt werden soll.“

Auf Nachfrage sieht sich das zuständige Wirtschaftsministerium allerdings lediglich zuständig für grenzüberschreitende Zugverbindungen und die Kreise und kreisfreien Städte für den übrigen ÖPNV. Das Ministerium verweist auf einen Finanzierungsbeitrag des Landes für diese Selbstverwaltungsaufgabe. „Wie Flensburg dieses Geld einsetzt (also z.B. für den Bus Flensburg-Sonderburg) obliegt der Entscheidung der Stadt“, so eine Sprecherin.

Angebote an der Westküste

Madsen verweist auf bereits bestehende grenzüberschreitende Dänemark-Angebote mit den Zug an der Westküste entlang. „Schon jetzt können Fahrgäste bis Tønder den SH-Tarif nutzen und bis Nørre Nebel das Nachbarschaftsticket“, erklärt der Minister, der selbst aus Dänemark kommt. „Wir wollen aber, dass alle Bürgerinnen und Bürger zu einheitlichen Konditionen mit dem ÖPNV in der Grenzregion unterwegs sein können. Dazu werden wir gemeinsam mit Dänemark Angebote entwickeln.“

Ob die Angebote auch an der Förde entlang funktionieren, wird sich zeigen. Denn die Städte Flensburg und Sonderburg sind zwar nur 35 Kilometer voneinander entfernt, die Zugverbindung ist allerdings mit etwa zweieinhalb Stunden Fahrzeit und Umstieg in Tinglev von absurder Länge. Die einzige praktische Alternative zum Auto bleibt die 110. Sie ist doppelt so schnell wie die Zugverbindung. Und wer auf Höhe der Ochseninseln aus dem Busfenster schaut, braucht keine aufwändige Marketing-Offensive mehr.

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