Neues aus der Pferdeklappe Norderbrarup

Drei Pferde gerettet – Wie Petra Teegen Mensch und Tieren im Katastrophengebiet hilft

Drei Pferde gerettet

Drei Pferde gerettet

SHZ
Norderbrarup
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Petra Teegen mit Tinkermix „Molly“. Das Pferd konnte sich in der Pferdeklappe gut erholen und darf im Februar wieder nach Hause. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Pferdeklappen-Gründerin Petra Teegen nutzt ihr umfangreiches Netzwerk, um den Opfern der Flutkatastrophe zu helfen. Neben Spenden, die sie in den Süden schickte, konnte sie jetzt drei Pferde wieder aufpäppeln.

Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr hat viele Menschen- und Tierleben gefordert. Sehr viele verloren ihr Heim, ihre Ställe und ihre Existenzgrundlage. Neben der finanziellen Sofort- und Aufbauhilfe vom Bund tat sich eine überwältigende Hilfsbereitschaft der Bürger im ganzen Land auf. Hierzu gehört auch Petra Teegen von der Pferdeklappe. Mit ihrem Team und einem sehr großen Netzwerk an Tier- und Pferdeliebhabern nutzt sie ihre Möglichkeiten, ganz gezielt und direkt vor Ort zu helfen.


„Isa“ ein Minishetty, „Molly“ ein Tinkermix und Kaltblutmischling „Smokey“ hatten besonderes Glück, denn ihre Wege führten in die Pferdeklappe, wo sie aufgepäppelt und zwei in ein schönes neues Zuhause weitervermittelt werden konnten. „Isa hatte eine verletzte Schulter. Sie wurde in den Fluten mitgerissen, knallte gegen einen Pfahl und blieb dort irgendwie hängen“, berichtet Petra Teegen, „und das war ihr Glück, sonst wäre sie sicherlich ertrunken.“

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„Molly“ atmete giftige Dämpfe ein und bekam Asthma

Das Zuhause von „Molly“, ein Reitbetrieb, sei komplett zerstört worden, berichtet Teegen weiter. Aber nicht nur das. Von den Weiden stiegen giftige Dämpfe einer in direkter Nachbarschaft befindlichen Tankstelle auf, die durch die Fluten zerstört wurde. Das Pferd bekam starkes Asthma und wäre ohne Hilfe sicherlich verendet. „Einer Tierärztin rief uns an und fragte, ob Molly und Isa zu uns kommen dürfen, um sich erholen zu können“, verrät Teegen.

Piets-Pony-Express brachte zwei Pferde mit

„Und da kam unser lieber Piet ins Spiel.“ Sie meint Peter Martensen vom Piets-Pony-Express aus Schleswig, der eng mit der Pferdeklappe zusammenarbeitet. Er fuhr in das Katastrophengebiet, um Spenden wie Decken, Halfter, Verbandsmaterial und Futter zu den notleidenden Tierhaltern zu bringen. „Ihn rief ich an und bat ihn, auf dem Rückweg Isa und Molly einzusammeln und mitzubringen.“

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So kamen sie beide Tiere in die Pferdeklappe. „Isa konnte nicht komplett geheilt, aber so wieder hergestellt werden, dass sie noch ein schönes Leben in einem neuen Zuhause genießen darf“, freut sich Gründerin der Pferdeklappen, die glücklich über jedes Pferdeleben ist, das sie retten kann. „Aus der damals pumpenden und atemlosen Molly wurde bei uns ein symptomfreies Pony. Sie darf im Februar sogar wieder nach Hause und wird von ihrer Besitzerin abgeholt.“

Ein neues Zuhause für „Smokey“

Im November kam von der Ahr der dicke, gepunktete „Smokey“ in die Klappe. Auch er hatte schlimmes Asthma, das er durch das Einatmen giftiger Dämpfe bekommen hatte. Die Besitzerin hatte durch die Flut ihren Arbeitsplatz verloren, Smokeys Stall war von den Fluten mitgerissen worden und Geld für den Tierarzt war keines da. „Sie hatte erstmal genug damit zu tun, sich und ihr kleines Kind zu versorgen“, so Teegen. Eine Frau aus Ahrweiler erklärte sich bereit, „Smokey“ kostenfrei nach Norderbrarup zu bringen. „Smokey“ konnte vor allem durch die Solestation innerhalb des neuen Quarantänestalles sofort bestens versorgt werden. Er hat ein neues Zuhause in Schleswig-Holstein gefunden.

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Geld für Weidezelte und Tierarztrechnungen

Für Teegen war es eine Selbstverständlichkeit, ihr großes Netzwerk zu nutzen, um schnell Hilfe an Ort und Stelle zu bringen. So organisierte sie auch Wohnwagen und Transportmittel und vieles mehr. Die „Aktion Mensch“ vertraute ihr sogar 30.000 Euro an, die sie vor Ort gerecht verteilen sollte. „Wir teilten das Geld hälftig auf für Tiere und für Menschen“, berichtet sie. So half sie auch Hundeschutzvereinen, die ertrinkende Tiere retteten. Es wurden Weidezelte für Pferde gekauft, deren Ställe von dem Wasser zerstört wurden sowie Tierarztrechnungen und Einkäufe für Menschen bezahlt, die alles verloren hatten.

Erste Mails beantwortet Teegen vor dem Aufstehen

Wie schafft sie das alles neben den schon umfangreichen Aufgaben der Pferdeklappe? „Na ja, die ersten E-Mails bearbeite ich schon im Bett morgens um vier“, erklärt Teegen. Das sei zwar alles sehr zeitfressend, aber für inzwischen schon zur Routine geworden. „Die Menschen vor Ort sind so verzweifelt, und wir sitzen hier in Schleswig-Holstein im Trockenen. Da müssen wir einfach helfen und das geht auch.“

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