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Deutschlandticket: So viele Schleswig-Holsteiner wechseln von der Straße auf die Schiene

Deutschlandticket: Von der Straße auf die Schiene

Deutschlandticket: Von der Straße auf die Schiene

Susanne Link/shz.de
Kiel
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Das Deutschlandticket ist seit dem 1. Mai für 49 Euro erhältlich. Foto: Sebastian Gollnow/shz.de

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Eine Auswertung von Handydaten zeigt, wie das 49-Euro-Ticket den Verkehr in Schleswig-Holstein verändert. Im nördlichsten Bundesland wirkt sich das Deutschlandticket anders aus als bundesweit.

Das Deutschlandticket wird in Schleswig-Holstein etwas besser angenommen als im bundesweiten Durchschnitt. Das zeigt eine Auswertung von Handydaten, die der Mobilfunkanbieter O2 Telefónica für shz.de erstellen ließ. 

Mehr Reisen mit dem Zug

Seit Mai können Bürger für 49 Euro im Monat mit Regionalzügen durch ganz Deutschland fahren. Das Angebot lockt mehr Fahrgäste in die Bahn. In den ersten zwei Monaten wurden in Schleswig-Holstein im Schnitt täglich 12,87 Prozent mehr Reisen über 30 Kilometer mit dem Zug erfasst als im Vor-Corona-Vergleichszeitraum 2019. In ganz Deutschland lag dieser Wert nach der Analyse des Mobilfunkanbieters im Schnitt bei nur 9,6 Prozent.

„Die Daten für April bestätigen diese Entwicklung: Hier gab es in Schleswig-Holstein laut der Mobilitätsanalyse 24.950 tägliche Fahrten über 30 Kilometer. Diese Zahl stieg im Mai und Juni kumuliert auf durchschnittlich 34.492 Zugreisen pro Tag, ein Plus von 38,2 Prozent“, sagt ein Telefónica-Sprecher.

„Kaum wahrnehmbarer Trend einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene“

Die Mobilitätsanalyse misst für Juni – den zweiten Monat seit Einführung des Deutschlandtickets – durchschnittlich 41,2 Prozent mehr Bahnfahrten, die werktags zwischen 6 und 9 Uhr begonnen wurden und länger sind als 30 Kilometer. „Bundesweit ist dieser Wert mit 27,5 Prozent auch deutlich angestiegen, jedoch nicht so stark wie in Schleswig-Holstein“, so ein Sprecher.

Das Auto wird dagegen immer häufiger stehengelassen. Im Vergleich zu Juni 2019 sind im Juni 2023 werktags durchschnittlich rund 11,54 Prozent weniger Pendelfahrten über 30 Kilometer mit dem Auto gemessen worden. Allerdings ist die Zahl der Zugreisen durch die Einführung des Deutschlandtickets nicht sprunghaft angestiegen. Im April waren in Schleswig-Holstein durchschnittlich 6,7 Prozent aller Pendler mit dem Zug unterwegs, seit der Einführung des Deutschlandtickets ist dieser Wert auf rund 7,8 Prozent gestiegen.

„Im Vergleich zu vor dem Deutschlandticket hat der Anteil der Pendler-Zugreisen um durchschnittlich 1,1 Prozentpunkte zugenommen – ein kaum wahrnehmbarer Trend einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene“, sagt ein Sprecher.

9-Euro-Ticket in Schleswig-Holstein deutlich beliebter als Deutschlandticket

Das Deutschlandticket kann vorerst nicht an den Erfolg des 9-Euro-Tickets anknüpfen. Mit der Einführung des 9-Euro-Tickets stieg die Zahl der täglichen Zugfahrten in Schleswig-Holstein um durchschnittlich 40,2 Prozent gegenüber Juni 2019. Zum Vergleich: Das 40 Euro teurere Deutschlandticket brachte es im Vergleichszeitraum auf 16,9 Prozent.

Für die Analyse hat der Datenspezialist Teralytics die anonymisierten Bewegungsdaten aus dem Mobilfunknetz der O2 Telefónica ausgewertet. Betrachtet wurden Reisen mit einer Länge zwischen 30 und 75 Kilometern, die in Schleswig-Holstein enden. Fahrten beispielsweise aus Norderstedt, Pinneberg, Ahrensburg, Reinbek nach Hamburg sind somit nicht Teil der Auswertung.

Dem Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) zufolge fahren aktuell über 210.000 Menschen in Schleswig-Holstein mit dem Deutschlandticket. „47 Prozent davon hatten vorher noch kein Abonnement für den Nahverkehr“, sagt Sprecherin Ina Michael.

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