Schleswig

Dann eben auf eigene Faust – wie Angler versuchen, den Brautsee zu retten

Dann eben auf eigene Faust – wie Angler versuchen, den Brautsee zu retten

Wie Angler versuchen, den Brautsee zu retten

Marle Liebelt/shz.de
Schleswig
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Endlich läuft sie: Die geliehene Güllepumpe soll den Brautsee umwälzen. Foto: Marle Liebelt/shz.de

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Nachdem Schleswigs Angler mehr als 600 Kilogramm verendete Fische aus dem Brautsee geborgen haben, versuchen sie jetzt den See vor dem Umkippen zu bewahren.

„Die Fontäne muss höher, sonst bringt das nichts“, ruft Björn Alberts zum Trecker hoch. Er und seine Angelfreunde wollen den Brautsee in Schleswig retten. Der Grund? In den vergangenen Tagen haben sie rund 600 Kilogramm verendete Fische aus dem See geborgen.

Aufgrund der Wetterlage mit anhaltend hohen Temperaturen fehlt dem See Sauerstoff. Er droht umzukippen. „Die Fische ersticken einfach. So habe ich das hier noch nicht erlebt“, sagt der zweite Vorsitzende Angelsportvereins Schleswig (AVS). Seen sind stehende Gewässer, in denen es wenig Austausch gibt. Doch ohne Austausch, gelangt kein Sauerstoff in den See. „Solange die Sonne scheint, produzieren die Wasserpflanzen selbst Sauerstoff. Aber die Nächte machen mir Sorgen.“

Seit Sonntag nun bergen sie täglich mehrere hundert Kilo tote Fische aus dem See. „Wir mussten etwas unternehmen.“ Sie haben bei der Stadt um Hilfe gebeten, „aber die können da auch nichts machen“. Auch die Feuerwehr und THW standen nicht zur Verfügung. „Als Pächter des Sees, sind wir für seine Hege und Pflege verantwortlich“, so Alberts. Eine Pumpe zum Umwälzen haben sie nicht, aber die Zeit drückt: Wenn nicht schnell etwas passiert, kippt der Brautsee und Schleswig erwartet ein noch viel großeres Fischsterben, das 600 Kilo toten Fisch weit überschreitet.

In den letzten Tagen haben die Angler sich mit einer kleinen Feuerlöschpumpe beholfen – „das war das einzige, das wir auf die Schnelle auftreiben konnten“. Den Kohl wird das nicht fett gemacht haben, „aber wir konnten ja nicht tatenlos zusehen, wie die Fische verenden“, sagt der Angler.

Sein Hobby hat keinen guten Ruf, „dabei halten wir Angler in sämtlichen Gewässern das Ökosystem aufrecht.“ Ohne die Hege und Pflege, die die Angler als Pächter leisten, würden aus den Seen ganz schnell schlecht riechende Sümpfe. Denn sie haben den Fischbestand und die Wasserqualität stets im Blick.

Und genau deshalb wussten sie auch: Wenn sie nicht jetzt handeln, kippt der Brautsee. „Die 600 Kilo Fisch, die hier verendet sind, sind nur ein Bruchteil des Bestandes.“ Hier drohe eine Katastrophe, wenn nicht schnell jemand etwas tut.

Zwar habe der See Ein- und Abläufe, jedoch seien die Wasserstände aktuell so niedrig, dass das Wasser aus dem Polierteich nicht überläuft und auch der Ablauf in die Schlei oberhalb des aktuellen Wasserstandes liegt.

„Zum glück gibt es viele Leute, die Unterstützen wollen.“ Über Kontakte zum Unternehmen MG Tiefbau in Großenwiehe konnten die Angelfreunde einen Traktor und eine Güllepumpe organisieren. „Der Chef selbst bringt alles hier vorbei, wir müssen nur die Miete der Pumpe übernehmen, weil sie nicht dem Unternehmen selbst gehört“, erklärt Alberts.

Während die Angler am See auf den Trecker warten, liegen bereits die gepackten Sachen mit Schlafsäcken und Feldbetten bereit. „Wir schlafen heute Nacht hier und passen auf, dass alles gut geht.“ Denn die Pumpe sollte die ganze Nacht durchlaufen, um den See einmal umzuwälzen. Am Donnerstag sollen dann Proben entnommen werden, um zu sehen, ob das Wasser wieder genügend Sauerstoff hat.

Mit einem Schlauch wird das Wasser von der Pumpe angezogen und wieder ausgespuckt. Damit das funktioniert, mussten die Angler reichlich improvisieren. Um die Fontäne, die die Pumpe ausspuckt, hoch in die Lüfte zu jagen, musste hier und da ein wenig umgebaut werden. Nur so gelangt der fehlende Sauerstoff auch in die unteren Schichten des Wassers.

Am Donnerstagmorgen konnte die Pumpe wieder ausgestellt werden. Jetzt müssen die Angler nur noch auf die Ergebnisse der entnommenen Proben warten – in der Hoffnung, ihre Rettungsaktion ist geglückt.

 

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