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Daniel Günther: Klimaneutrales SH und Solidarität als Traumziel

Daniel Günther: Klimaneutrales SH und Solidarität als Traumziel

Günther: Klimaneutrales SH und Solidarität als Traumziel

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Daniel Günther weiß um die Herausforderungen des Weges zu einem klimaneutralen Schleswig-Holsteins Foto: Michael Staudt/shz.de

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Wie gut können die Menschen in einer sich wandelnden Gesellschaft leben, wenn Schleswig-Holstein klimaneutral wird? Gut, meinen Gewerkschaften, Unternehmer und der Ministerpräsident.

Daniel Günther hat einen Traum. Und der ginge in Erfüllung, „wenn wir es schaffen, klimaneutrales Bundesland zu werden und trotzdem eine Gesellschaft haben, die solidarisch ist und zusammenhält“.

Der CDU-Chef ist zu Gast beim Transformationskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes in einem Kieler Hotel. Und er diskutiert auf dem Podium vor gut 200 Gästen, wie er seinen Traum verwirklichen kann. Neben ihm steht Matthias Boxberger, er an diesem Tag die Unternehmensverbände Nord repräsentiert. „Wir sind in einer Situation, in der wir die Reifen während der Fahrt wechseln müssen“, sagt Boxberger. „Und das auf einer schlechten Straße.“

Es ist nicht häufig, dass sich Unternehmer und Gewerkschaften einig sind, doch an diesem Tag loben beide Seiten die Sozialpartnerschaft. Die DGB-Vorsitzende Laura Pooth sagt aber auch, dass die Menschen sich „angesichts der steigenden Preise fragen, wie sie sich das Leben noch leisten können“.

Günther spricht von „einem starken Staat“

Günther, der ja einer Partei angehört, die nicht wirklich gewerkschaftsnah ist, will diesen Satz aber noch unterstreichen und spielt auf der Klaviatur der Sozialpolitiker. „Die Herausforderungen sind so groß, dass die Menschen sich fragen, ob wir das alles schaffen können“, sagt Günther, der sogar einmal „einen starken Staat“ fordert.

Die Menschen hätten nach den Krisen ein Bedürfnis nach Normalität. „Es gibt aber einen Dissens von dem, was die Menschen erwarten und was wir vor uns haben.“ Es gehe darum, die Menschen mitzunehmen. Und mit Blick auf das Heizungsgesetz wird er dann doch noch eine Spitze gegen seinen Grünen Koalitionspartner im Land los: „Die Menschen brauchen eine angemessene Vorbereitungszeit.“ Dann könnten sie die Veränderungen mittragen.

Doch Günther sagt auch für die Gewerkschafter im Saal unbequeme Sätze, etwa, dass Deutschland ein „deutlich besseres Bild von Unternehmern brauchen“. Da nickt Boxberger heftig, der kurz darauf sagt, dass es eben jene Firmenchefs, die die Jobs sichern. Und: „Nachhaltiges und klimaneutrales Wirtschaften steht für die Unternehmer im Norden mittlerweile ganz oben auf der Agenda.“

Da muss natürlich Laura Pooth gute Löhne für gute Arbeit fordern. „Nur mit sicherer Arbeit, fairer Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen schaffen wir das nötige Vertrauen in die Veränderungsprozesse.“ Und die Gewerkschafterin fordert „Investitionen in bezahlbaren Wohnraum, eine gute Gesundheitsversorgung, personell gut ausgestattete Kitas und Schulen sowie gute Verkehrsverbindungen.“ Nur dann könne man die benötigten Fachkräfte davon überzeugen wollen, den Wandel in Schleswig-Holstein erfolgreich mitzugestalten.

Gewerkschaften wollen Transformationsagentur

Und wenn Boxberger und Günther einen Bürokratieabbau fordern, kritisieren die Gewerkschafter im Saal, dass damit auch „immer ein Abbau von Arbeitnehmerrechten verbunden ist“. Günther „fühlt sich da gar nicht angesprochen“, sagt dann aber doch, dass man gar nicht darum komme, „bestimmte Regelungen zurückzufahren und ein Stück weit zu mehr Eigenverantwortung zurückkommen“. Man könne nicht alle Bereiche regeln, in denen man eine gewisse Ungerechtigkeit vermute.

Ansonsten herrscht weitgehend Harmonie im Raum. Alle wissen, dass Fachkräfte nötig sind. Alle wissen, dass der Wirtschaftsraum Schleswig-Holstein attraktiver werden muss, wenn das Land und die Menschen von der Transformation in eine klimaneutrale Welt profitieren wollen. Und alle wissen, dass der Weg dorthin für viele Menschen schwer sein wird, weil nicht mehr alle dort arbeiten werden, wo sie heute beschäftigt sind. Und nun haben die Gewerkschaften mal mit der Politik und den Unternehmern gesprochen – aber eben nicht darüber, wie man den Menschen konkret die Ängste auf dem Weg in eine klimaneutrale Welt nehmen kann.

Immerhin: Zumindest einer hat ja einen Traum, wie das gelingen kann. Und wohl alle hoffen im Clubsaal des noblen Kieler Hotels, dass der nicht zerplatzt.

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