Verteidigung

Danger Zone: So viel „Top Gun“ steckt im Fliegerhorst Jagel

Danger Zone: So viel „Top Gun“ steckt im Fliegerhorst Jagel

Danger Zone: So viel „Top Gun“ steckt im Fliegerhorst Jagel

Karolina Meyer-Schilf/shz.de
Schleswig
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Ist bei Air Defender 2023 in Jagel nicht dabei: Tom Cruise alias Pete „Maverick“ Mitchell im Filmklassiker „Top Gun“ von 1986. Foto: Imago Images/United Archives

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Im 1986 erschienenen Filmklassiker „Top Gun“ fuhr Tom Cruise alias Pete „Maverick“ Mitchell im Motorrad neben startenden Kampfjets her, spielte mit nacktem Oberkörper Beachvolleyball und verhalf nebenbei der Ray Ban Aviator-Sonnenbrille...

Pete rast nicht in Lederjacke mit seinem Motorrad die Startbahn entlang in die Abendsonne. So weit bekannt, verfolgt er auch keine blonden Instrukteurinnen abends in der Kneipe bis aufs Klo. In peinliche Gesangseinlagen und rasante Luftkämpfe ist er an diesem Tag ebenfalls nicht verwickelt.

Stattdessen steht der 35-jährige Kampfpilot der Air National Guard an einem Freitag im Juni neben seinem Flugzeug und wartet. Es ist Medientag in Jagel, die Luftwaffe will über die Großübung „Air Defender 2023“ informieren und hat dazu ein Besuchsprogramm aufgelegt. In den kommenden beiden Wochen wird hier einiges los sein, am Boden und vor allem in der Luft. Allein die Amerikaner haben 1500 Tonnen Material, Dutzende Flugzeuge und Hunderte Soldaten mitgebracht – und hoffentlich einen Hauch von „Top Gun“.

Der Soundtrack läuft im Kopf jedenfalls schonmal mit, als es mit dem Bus auf den Fliegerhorst geht: Die leisen Gongschläge der legendären Titelmusik von Harold Faltermeyer, als ein gerade gelandeter Tornado der Luftwaffe langsam über die Piste rollt. „Danger Zone“, als in der Ferne die ersten Jets starten. „Playing with the Boys“, als man sie schließlich sieht, die Amerikaner, wie sie da vor ihren akkurat aufgereihten Kampfjets stehen und auf die Medienbesucher warten. Die erste Enttäuschung: Niemand trägt eine Ray Ban Aviator-Sonnenbrille.

Was ist mit den Piloten los? Immerhin hatte Tom Cruise das Brillenmodell einst extra ausgesucht, die Aviator wurde auch durch den 1986 erschienenen Film legendär. Ist der Ruhm der Fliegerbrille etwa verblasst?

Eine Vorabanfrage bei der Luftwaffe hatte es schon befürchten lassen: Die Pressestelle in Berlin spricht nur von einer „gewissen Beliebtheit durch diverse Filmproduktionen“, führt aber – wenig erstaunlich – keine Statistik. Auch in der zivilen Luftfahrt bleibt die Spurensuche erfolglos: „Eine kurze Umfrage in unserem Haus hat leider keinen Fan dieser Brille zutage gefördert, den man dazu hätte befragen können“, heißt es bedauernd von der Pilotenvereinigung Cockpit. Beim Medientag in Jagel sind es nach angestrengter Suche am Ende genau drei Personen, die eine Aviator tragen: Ein deutscher Soldat, ein Amerikaner – und die Reporterin.

Jagel ist nicht Fighter Town

Es wird einfach immer deutlicher: Die Geest ist nicht die Wüste und Jagel ist nicht Fighter Town, nicht einmal mit viel Fantasie. Auch in Jagel flirrt zwar die Luft in der Sommerhitze, die hier aber nicht golden ist wie in San Diego, dem früheren Standort der berühmten US Navy Fighter Weapons School, sondern fahl. Was außerdem flirrt an diesem Tag, sind Hunderte, wenn nicht Tausende kleine Käfer. Sie fallen die Besucher und Soldaten an, alle fuchteln mit den Armen und versuchen die anhänglichen Insekten loszuwerden – vergeblich.

In der Ferne machen sich indessen zwei F-16-Kampfflugzeuge bereit für den Start. Bis es wirklich losgeht, dauert es allerdings noch: Über der Startbahn haben sich Vögel versammelt, vielleicht sind sie wegen der Käfer hier, man weiß es nicht. Die Luftwaffe schwört Stein und Bein, gestern seien die Insekten noch nicht dagewesen, man könne sich das auch nicht erklären. Haben die Amerikaner sie mitgebracht? Oder die Russen sie geschickt? Egal: Die Vögel müssen jedenfalls weg. Denn Vogelschlag ist für Kampfjets gefährlich. Triebwerke können ausfallen, das Flugzeug abstürzen.

Ein Feuerwehrfahrzeug des Fliegerhorstes schließlich regelt die Sache. Als mit einem hartnäckigen Adler auch der letzte Vogel vergrämt ist, geht es los: Donnernd rast erst eine, dann die zweite F-16 über die Piste, hebt ab und verschwindet im schleswig-holsteinischen Sommerhimmel.

Kein „Maverick“ weit und breit

Am Boden geht die Suche nach „Maverick“ weiter. Kampfpilot Pete heißt zwar genau so wie die berühmte von Tom Cruise verkörperte Filmfigur, aber das war es dann auch schon. Sein Nachname ist nicht Mitchell, sondern Taylor, sein „Call Sign“ lautet „Fury“ und nicht „Maverick“ – und er fliegt auch keine schnittige F-18, sondern ein Warzenschwein.

Der Kampfjet vom Typ A10 Thunderbolt heißt so, weil er so hässlich ist – Pete aber ist zufrieden, er liebt sein Flugzeug. Die Maschine wird vor allem zur Luftnahunterstützung eingesetzt, bekämpft Bodenziele wie etwa Panzer und ist dabei vergleichsweise leise und sehr wendig.

Vor seinem Jet hat er zwei Geschosse der Bordkanone aufgestellt – die möchte man tatsächlich nicht um die Ohren kriegen. Die besseren Stunts kann man dennoch mit der F-18 fliegen, was neben dem unvorteilhaften Äußeren vermutlich ausschlaggebend dafür ist, dass ein „Maverick“ im Warzenschwein nur schwer vorstellbar wäre.

Das Beachvolleyballfeld

Wenn es aber schon keinen „Maverick“ in Jagel gibt, nur sehr wenige Aviator-Brillen und überhaupt kein einziges Motorrad – dann ist die letzte Hoffnung bei der Suche nach „Top Gun“-Spuren das legendäre Beachvolleyballfeld. „Sowas haben wir hier auf dem Fliegerhorst nicht“, sagt ein deutscher Soldat und lacht. „Aber den Amerikanern haben wir für ihr Containerdorf in Kropp eins aufgebaut.“

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