Wettbewerb

Cornelius-Ägidian Quint sät Moos aus, um Moor zu schaffen

Cornelius-Ägidian Quint sät Moos aus, um Moor zu schaffen

Cornelius-Ägidian Quint sät Moos aus, um Moor zu schaffen

Stefan Petersen/shz.de
Husum
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Cornelius-Ägidian Quint mit einem Glas voll Torfmoos. In kleine Kügelchen geformt (auf dem Plakat hinter ihm neben seinem Kopf sichtbar) kann Moos zur Renaturierung von Mooren ausgesät werden. Foto: Stefan Petersen/shz.de

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Der Hermann-Tast-Schüler hat eine Idee entwickelt, um Moore schneller zu renaturieren – dafür gewann er einen Sonderpreis beim Bundesfinale von „Jugend forscht 2022“ in Lübeck.

Wie kommt man darauf, Torfmoos in den Mixer zu stecken, aus dem Ergebnis kleine Kugeln zu formen und diese auf Flächen auszusäen, um Moor zu erzeugen, vereinfacht ausgedrückt? „Ich wollte etwas gegen den Klimawandel tun“, sagt Cornelius-Ägidian Quint. „Und Moore sind große CO₂-Speicher. Nur ist es sehr aufwändig, sie zu renaturieren“, so der 18-jährige Schüler der Hermann-Tast-Schule (HTS) weiter, der gerade sein Abitur macht – im Biologie-Profil natürlich. Und da hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. So besonders, dass es der Jury von „Jugend forscht 2022“ einen Sonderpreis wert war.

3000 Euro Preisgeld für die weitere Forschung

Für das Bundesfinale am 29. Mai in Lübeck konnten sich 168 junge Forscher aus ganz Deutschland mit 108 innovativen Projekten qualifizieren. Quint war der einzige Preisträger aus Husum und kann sich nun über 3000 Euro Preisgeld freuen. Die will er in die weitere Forschung zu seiner Idee stecken, für die er schon einen Gebrauchsmusterschutz angemeldet hat. „Ich plane vier Feldversuche mit unterschiedlichen Nassbodentypen. Dafür brauche ich auch vier Messbojen zur Dokumentation der Ergebnisse.“

Unterstützt wurde Quint bei seinem Projekt von zwei alten Hasen im „Jugend forscht“-Metier: Thomas Adler, Werk- und Technik-Lehrer im Ruhestand, und Biologie- und Chemie-Lehrer Friedrich Twenhöven. „Mein 99. Schüler bei ,Jugend forscht’ und das achte Mal, dass ich bei dem Wettbewerb dabei war“, sagt Adler lachend. Dabei war er auch in Lübeck, während Twenhöven mit einer Corona-Infektion isoliert zu Hause saß. „Aber ich habe mich im Hintergrund gehalten“, so Adler weiter. „Nur zur Unterstützung, falls noch schnell was geholt werden muss. Beim Auftritt vor der Jury sind Lehrer auch gar nicht zugelassen.“

Interdisziplinäre Projekte fallen in die Kategorie für den Extra-Preis

Bei zwei Präsentationen vor zwei Jurys musste Quint erklären, wie das zerkleinerte Torfmoos behandelt und in kugelförmige Kapseln aus pflanzlicher Gelatine eingeschlossen zur sogenannten Sphagnum-Mikro-Sphäre (SMS) wird, die auf abgetorften Flächen ausgebracht neues Moor entstehen lässt. „Und da dieses Projekt interdisziplinär aufgebaut ist und neben Biologie und Chemie sogar den Arbeitswelt-Part berührt, war es wie geschaffen für den Bundeskanzler-Preis, der solche übergreifenden Ideen belohnt“, sagt Twenhöven. „Für den sind im Finale sogar zwei Leute extra unterwegs, als Scouts des Kanzlers.“

Im September übergibt der Bundeskanzler seinen Preis in Berlin

Den wird Quint allerdings erst Anfang September treffen. „Am 5. und 6. September ist Programm in Berlin“, sagt Twenhöven. „Ein Wohlfühltag und am nächsten zur Preisübergabe beim Bundeskanzler.“ Dazu seien alle „Jugend forscht“-Teilnehmer eingeladen. „Aber nur der Gewinner des Kanzler-Preises darf Lehrer zur Begleitung mitnehmen – und das sind dann wir beide“, ergänzt der 66-Jährige lachend.

Dann allerdings wird auch Twenhöven kein aktiver Lehrer mehr sein: „Ich gehe zum 1. Juli in den Ruhestand“, sagt er. Wobei er dem Schülerforschungszentrum an der HTS, das gemeinsam mit der Theodor-Storm-Schule (TSS) betrieben wird und allen Schülern aus Nordfriesland offensteht, als ehrenamtlicher Mitarbeiter erhalten bleibt. Adler ist nach seiner Pensionierung sogar fest im Zentrum angestellt, das junge Talente in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik fördern soll. Seinen 68. Geburtstag hat er am Finaltag von „Jugend forscht 2022“ gefeiert.

Und was macht Quint, wenn er jetzt das Abitur in der Tasche hat? „Eigentlich wollte ich Medizin studieren und sehe mich da schon nach einem Studienplatz um. Aber inzwischen kann ich mir auch ein Biologie-Studium vorstellen.“ Zumal er ja mit dem Fördergeld sein Projekt weiterverfolgen will. „An der Idee haben auch schon verschiedene Unternehmen und Einrichtungen ihr Interesse bekundet, vom Torfproduzenten über Industrieverbände bis hin zu Umweltschutz-Organisationen“, sagt er erfreut.

Nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr im Schülerforschungszentrum?

Für den Fall, dass Quint auf seinen Studienplatz warten muss – Medizin ist ein Numerus-clausus-Fach –, hat Thomas Adler übrigens schon eine Idee: „Warum machst Du nicht ein Freiwilliges Soziales Jahr bei uns im Schülerforschungszentrum?“ Was auch Friedrich Twenhöven sofort begrüßen würde: „Er ist nämlich als PC-Spezialist hier auch für alle Anwender-Probleme zuständig – wir wissen gar nicht, was wir machen sollen, wenn er weg ist.“ Zumindest vorstellen könne er sich das, sagt Cornelius-Ägidian Quint, der in seiner Freizeit als Pfadfinder unterwegs ist. Und denen liegt Hilfsbereitschaft ja im Blut.

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