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Busstreik in Husum: Einheimische und Touristen von Streik überrascht

Busstreik in Husum: Einheimische und Touristen von Streik überrascht

Busstreik in Husum: Einheimische und Touristen überrascht

Annika Jensen/shz.de
Husum
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Der Husumer ZOB am ersten von fünf Streiktagen, zu denen Verdi die Busfahrer in ganz Schleswig-Holstein aufgerufen hat. Foto: Annika Jensen/shz.de

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Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat Schleswig-Holsteins Busfahrer zu einer Woche Streik aufgerufen. In Husum wurden einige Einheimischen und Touristen davon überrascht. Derweil hilft ein Busunternehmen aus Dithmarschen in Nordfriesland aus.

Die Streikwoche in Husum startete am Montag unaufgeregt. Die allermeisten Menschen hatten sich darauf eingestellt, dass keine Busse fahren und so blieb der ZOB im Zentrum der Stadt nahezu leer. Doch einige derjenigen, die dennoch zum ZOB gekommen waren, wussten nicht, dass gestreikt wurde.

So etwa Birte Paulsen. Die 39-Jährige ist am Montag auf dem Weg nach Hause, war mit ihrer fünfjährigen Tochter bei der Ergotherapie. Es soll in den Marienhofweg gehen. „Dann müssen wir nun eben laufen, eine halbe Stunde, mit dem Kind“, sagt Paulsen. „Ich weiß nicht, was ich von dem Streik halten soll. Dass sie mehr Geld wollen, kann ich verstehen. Es wird alles teurer. Aber muss das gerade mit Streik sein?“

Auch eine 66-jährige Husumerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, wusste nichts von den Streiks der Busfahrer. Sie ist neu in der Stadt, sagt sie und muss in die Matthias-Claudius-Straße. Die ersten beiden Streiks habe sie allerdings auch schon mitbekommen. „Und da bin ich einfach immer gelaufen, bleibt mir ja nichts anderes übrig“, sagt sie und lacht. „Ich laufe von hier nach Hause etwa 20 Minuten.“ Für die Streiks habe sie Verständnis, aber „ich finde die Streiks zu lang“.

Trotz der Arbeitsniederlegungen sind einige wenige Busse unterwegs. In einem Notfallfahrplan hat die Autokraft unter www.dbregiobus-nord.de/fahrplan/verkehrsmeldungen/autokraft/nordfriesland zusammengestellt, welche Linien gefahren werden. Allerdings stehen noch nicht alle Wochentage in der Übersicht. Bis Montagnachmittag standen die Notfallpläne nur für Montag und Dienstag auf der Seite. Das zweite in Nordfriesland vom Streik betroffene Unternehmen Rohde teilt auf seiner Seite mit, dass einige Fahrten der R125 zwischen Weding, Schule und Flensburg ausfallen und listet diese auf. Außerdem würden alle anderen Linienfahrten im Bereich NF-Mitte gemäß dem Ferienfahrplan Herbst 2022 fahren.

Einer der Busfahrer, die am Montagvormittag im Husumer Stadtgebiet unterwegs sind, ist ein 30-jähriger Fahrer, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Ich fahre hier normalerweise nicht“, sagt er. Er ist nach Nordstrand unterwegs. „Ich fahre normalerweise in Dithmarschen. Ich habe gerade frisch angefangen und bin zufrieden mit meinen Arbeitsbedingungen“, begründet er, warum er sich an dem Streik nicht beteiligt.

Dithmarscher Busunternehmen hilft in ganz Schleswig-Holstein bei Busstreik aus

Er arbeitet bei dem Unternehmen Reisedienst Breiholz, das seinen Sitz in Lehe, ganz in der Nähe von Friedrichstadt, hat. „Wir haben einen eigenen Haustarif. Keiner von uns streikt, auch weil wir zu wenige Leute in der Gewerkschaft sind.“ Er hat fünf Kollegen, die mit Bussen und Taxen regional und deutschlandweit unterwegs sind. Wie er helfen seine Kollegen für die Dauer des Streiks in anderen Unternehmen aus. „Wir unterstützen uns quer durch Schleswig-Holstein.“

Reisende, die nicht innerhalb des Husumer Stadtgebietes von A nach B wollten, sondern längere Strecken vor sich hatten, konnten am Montag nicht eben auf den Fußweg ausweichen. Auch unter ihnen waren einige, die nichts von dem Streik wussten. Wie ein älteres Ehepaar aus Hamburg und eine junge Frau aus dem Ruhrgebiet. Sie alle wollen am Montagmittag nach Nordstrand zum Fährhafen, um ihren Urlaub auf Pellworm mit Verwandten und Freunden zu verbringen, unabhängig voneinander.

Gemeinsam finden sie heraus, dass ein Bus gegen 13.30 Uhr kommen soll. Mit dem wären sie gerade noch rechtzeitig, um die Fähre von Nordstrand um 14.40 Uhr zu bekommen. „Sonst müssen wir die Fähre um 18 Uhr nehmen“, sagt die junge Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Alle drei hatten schon mit ihren Zügen von Essen und Hamburg Probleme und wollten einfach nur entspannt in den Bus steigen.

„In Kombination mit der Deutschen Bahn nervt es einfach nur“, kommentiert die junge Frau den Streik. „Wenn eines von beiden nur passiert wäre, dann kann das eben passieren, aber zusammen ist das nicht schön.“ Dabei habe sie generell Verständnis für die Streiks, wie auch das Hamburger Ehepaar. „Wir hätten uns aber mehr Informationen gewünscht“, sagt der 78-Jährige. Zum Beispiel vor Ort an der Bushaltestelle. „Der Verursacher hat die Pflicht zu informieren“, sagt der Mann. „Es gibt Funk und Fernsehen. Aber in Hamburg kommt nichts über Husum an.“

Das sind Verdis Forderungen für die Busfahrer

Verdi fordert eine Erhöhung von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten, weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter sowie die Übernahme des Jahresbeitrags der GUV/Fakulta, einer Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft. Für Montag waren Tarifverhandlungen angesetzt, die den Streik womöglich hätten verkürzen können.

Nach Verdi-Angaben habe der Omnisbusverband Nord (OVN) die Verhandlungen allerdings abgesagt. Die Gewerkschaft teilte indes weitere Verhandlungstage mit: Fünf Tage vom 17. bis 21. Oktober, zwei Tage am 24. und 25. Oktober sowie drei Tage vom 1. bis zum 3. November.

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