Landtagswahl 2022 in SH

Bereit für Sondierungen: SSW kommt ohne Sonderregel in den Landtag

Bereit für Sondierungen: SSW kommt ohne Sonderregel in den Landtag

SSW bereit für Sondierungen

SHZ
Kiel
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Lars Harms, Spitzenkandidat vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW) freut sich im TV-Studio. Foto: Marcus Brandt

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Sollte es bei der Regierungsbildung eine Lage geben, bei der die CDU den SSW zu Sondierungen einlädt, würde man sich nicht verschließen. Möglich macht das ein historisch gutes Ergebnis.

„Als die erste Hochrechnung kam, hatte ich richtig Gänsehaut.“ Dieser Begriff fällt bei Jette Waldinger-Thiering als erstes. Bisher hat die Abgeordnete aus Eckernförde den SSW mit zwei Kollegen im Landtag vertreten. Künftig werden es vier sein. „Damit können wir dann noch mehr Themen vertiefend bearbeiten und noch mehr in die Fläche gehen“, freut sich die Parlamentarierin.

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Ein historisches Wahlergebnis macht diese Perspektive möglich: Von 3,3 auf 5,7 Prozent hat sich die Regional- und Minderheitenpartei gesteigert. Nie zuvor hat der SSW so gut abgeschnitten. Und erstmals muss er nicht von der Befreiung von der Fünf-Prozent-Klausel Gebrauch machen – er zieht komplett aus eigener Kraft ins Parlament ein.

Nein zum LNG-Terminal als Wahlargument

„Es gibt mehrere Bausteine für diesen Erfolg“, glaubt Parteivorsitzender Christian Dirschauer. Unter anderem geht er davon aus, dass der SSW mit seinem klaren Nein zu einem LNG-Terminal in Brunsbüttel neue Wähler angesprochen hat. Es war im etablierten Parteienspektrum ein Alleinstellungsmerkmal, nachdem die Landes-Grünen die Pläne der Bundesregierung dafür zähneknirschend mittragen.

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„Aber auch der Wunsch nach einem skandinavischen Wohlfahrtsmodell hat viele überzeugt“, nimmt Dirschauer an. Das gelte gerade angesichts der Unsicherheiten durch die Verwerfungen des Ukraine-Kriegs. Soziale Themen habe der SSW in den Vordergrund gestellt. Drittens hat sich nach Analyse des SSW-Chefs bei der derzeitigen Weltlage „unsere ausgeprägte Regionalität ausgezahlt.“

„Globalisierung war gestern.“

Offen für Sondierungsgespräche

Eine „Wesensveränderung“ durch Parlamentssitze ohne Sonderregelung sieht Dirschauer nicht: „Unsere Mandate waren auch vorher vollgültig. Aber es mag den ein oder anderen geben, der jetzt noch mal eine andere Akzeptanz des SSW als Partei entwickelt.“

Sollte es bei der Regierungsbildung eine Lage geben, bei der die CDU den SSW zu Sondierungen einlädt, würden sich dem weder Dirschauer noch Waldinger Thiering verschließen. Und sind dabei auf einer Line mit Lars Harms, dem Vorsitzenden der Landtagsgruppe: „In einer Demokratie sollte eine demokratische Partei nie nein sagen, sondern immer sagen: Wir gucken uns das an, wir schnacken miteinander.“

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Neben dem bisher schon im Landtag vertretenen Trio Harms/Waldinger-Thiering/Dirschauer ziehen voraussichtlich über die Listenplätze 4 und 5 Sybilla Nitsch aus dem Kreis Nordfriesland und Michael Schunck aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde ins Parlament ein.

Foto: Statistikamt Nord
Foto: Statistikamt Nord
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