Virtueller Kreisbauertag

Die Bauern sorgen sich um ihren gesamten Berufsstand

Die Bauern sorgen sich um ihren gesamten Berufsstand

Die Bauern sorgen sich um ihren gesamten Berufsstand

SHZ
Schleswig
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Die Milchpreise steigen: Klaus-Peter Dau auf seinem Hof in Tetenhusen. Foto: Gero Trittmaack/shz.de

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Wieder kamen die Landwirte im Kreis Schleswig-Flensburg nur virtuell zusammen. Klaus-Peter Dau vom Bauernverband sprach dabei gegenüber Ministerpräsident Daniel Günther eine Reihe von kritischen Punkten an.

Persönlich sind die Landewirte des Kreises Schleswig-Flensburg schon lange nicht mehr zu ihrem Kreisbauerntag zusammengekommen. Es zeigte sich aber, dass der Bauernverband auch in der Lage ist, seine Anliegen und die seiner Mitglieder auch auf virtuellem Wege deutlich zu machen. In dieser Woche nahm daran sogar Ministerpräsident Daniel Günther teil, um sich die Nöte der Landwirte anzuhören und dazu Stellung zu nehmen.

Keine Klagen über Preise für Milch, Rindfleisch und Getreide

Den Auftakt der Veranstaltung machte Klaus-Peter Dau, der Chef des Bauernverbandes Schleswig. Es wurde deutlich, dass er sich ganz allgemein Sorgen um den eigenen Berufsstand macht. Aber es gab von ihm auch positive Nachrichten: „Auf dem Milchmarkt sieht es zur Zeit freundlicher aus“, sagte Dau, „die Preise steigen und die Prognosen sind gut.“ Dennoch hätten in der Vergangenheit einige Milchviehbetriebe aufgegeben – und die würden auch nicht wieder einsteigen, so Dau.

Auch die Preise für Rindfleisch hätten sich gut entwickelt. „Das Angebot an Großvieh bleibt durch sinkende Tierzahlen sehr übersichtlich.“ Betriebe, die in den letzten Jahren durch sinkende Rindfleischpreise aus der Fleischproduktion ausgestiegen sind, seien aber h für immer verloren. „Und im Ackerbau sind gute Vorverkaufspreise für die kommende Ernte realisiert worden. Aber hier sind natürlich die steigenden Betriebsmittelpreise zu berücksichtigen“ erklärte Klaus-Peter Dau.

Dramatisch sei die Situation dagegen bei den Schweinepreisen. „Mit 1,20 Euro pro Kilo bei Mastschweinen und 60 Cent bei Schlachtsauen ist die Lage desaströs. Dem stehen auch noch steigende Betriebsmittel- und Futtermittelpreise entgegen. Viele Betriebe sind schon aus der Produktion ausgestiegen und es steht zu befürchten, dass wir noch mehr Familienbetriebe verlieren“, erklärte Klaus Peter Dau.

Werner Schwarz, der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, setzte noch einen darauf: „Wenn sich an diesen viel zu niedrigen Preise nicht schnell und entscheidend etwas ändert, werden wir nach dem Sommer vielleicht gar keine Schweinemast mehr in Lande haben.“

Dau machte deutlich, dass die Bauern durchaus bereit sind, mitzuarbeiten, wenn es darum geht, die Nitratbelastung der Gewässer zu senken. Und, ein anderes Thema: Die Landwirte bräuchten ihre Pflanzenschutzmittel, die übrigens verantwortungsbewusst eingesetzt würden, um gesunde Lebensmittel zu erzeugen. Auch auf dem Dauergrünland dürfe es keine weiteren Einschränkungen geben. „Nur so können wir die höchstmöglichen Qualitäten und Mengen an Grassilage ernten.“

Dau nannte dann noch Zahlen, die die Entwicklung der Landwirtschaft deutlich machten: „1970 ernährte ein Landwirt 27 Personen, 2019 waren es schon 134 Personen, im selben Zeitraum verringerte sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von einer Million auf 266.000. Und 1970 musste ein Bundesbürger für ein Kilo Rindfleisch durchschnittlich 72 Minuten arbeiten – 2019 waren es gerade einmal 27 Minuten. Ein Landwirt erzeugt mehr Lebensmittel und ernährt auch mehr Personen, bekommt aber immer weniger für seine Produkte. Das Verhältnis stimmt nicht mehr.“

Dau stellte dem Ministerpräsidenten die Frage, ob mit der steigenden Bürokratie, den Verordnungen und Gesetzen den Landwirten und ihren jungen Betriebsnachfolgern die Lust an ihren Beruf genommen werden soll. „Wie viel Landwirtschaft ist noch in Schleswig-Holstein und Deutschland gewollt? Sollen wir in Zukunft aus Containern ernährt werden, nachdem bei uns die ganze Landschaft der Natur überlassen wurde? Es kann doch nicht gewollt sein, dass es uns so geht wie dem Bergbau, den Werften, der Fischerei, den Fernsehtechnikern oder den Schustern. Oder doch?“

Ministerpräsident Daniel Günther machte deutlich, dass ein solches Szenario auf keinen Fall gewollt sein. Die Landwirtschaft werde nicht übergangen, und er sehe für den Berufsstand durchaus eine gute Zukunft. Und die Landesregierung werden auch helfen, wenn es beispielsweise beim Moorschutz darum gehe, genügend Raum für die Kulturlandschaft und die Landwirtschaft zu erhalten.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
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