Besonderer Wettkampf

Aventoft: Wie tollkühne Männer auf krachenden Kisten mit Lanzen auf Ringe-Jagd gehen

Aventoft: Wie tollkühne Männer auf Ringe-Jagd gehen

Aventoft: Wie tollkühne Männer auf Ringe-Jagd gehen

SHZ
Aventoft
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Mit Schmackes: Karl Knutzen gewann das Trecker-Ringstechen in Aventoft. Foto: Arndt Prenzel/shz.de

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Dieses Turnier sucht nicht nur in Südtondern seinesgleichen: Zahlreiche Zuschauer waren beim Trecker-Ringstechen in Aventoft an der Piste.

Leise geht diese Turnier nicht. „Bobbobbobbobbb!“ Am späten Sonnabendnachmittag hieß es in Aventoft: „Ohren zu und Augen auf!“ Lärm, Qualm und tolle Maschinen: Die Parade der laut dröhnenden Trecker-Oldtimer hatte sich ihren Weg auf die Weide gebahnt. Die Zuschauer standen staunend mittendrin im unfassbaren Inferno, das stark an Bolidenrennen am Nürburgring erinnerte.


Zum bereits zehnten Trecker-Ringstechen für jedermann hatte der Ringreiterverein Humptrup und Umgebung von 1980 auf den Festplatz der Familie Andresen am Waldweg in Aventoft eingeladen. Die Andresens hatten mit der Übernahme der Organisation durch Tochter Franziska Heckel nicht nur ihr Areal bereit gestellt, sondern auch den Trecker-Parcours mit Ringreiter-Galgen aufgebaut.

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27 Starter aus ganz Südtondern hatten sich mit ihren Oldtimer-Treckern angemeldet, um in mehreren Umläufen den Sieger zu ermitteln. „Dat löpt“, sagte der Vereinsvorsitzende Egon Labatzki, der froh ist, dass Fiete Andresens Tochter eingestiegen ist. Das treckerbgeisterte Publikum ließ sich auch durch Regenschauer nicht verjagen.


Die Schlepper-Enthusiasten sind zumeist Landwirte. Marken wie Lanz Bulldog, Fendt oder Deutz, Massey-Ferguson, IHC-International, Fordson oder Hanomag elektrisieren die Fans. Nur wenige Trecker sind schick poliert oder gepflegt, die Oldtimer tun ihren Dienst, sind abgerockt und zu Teil verbeult. „Das macht den Charme aus“, sagt Lena Hansen, die aus Niebüll angereist ist.

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Jeder der Teilnehmer hat sein eigenes Wettbewerbsverhalten: Die Älteren fahren eher vorsichtig an den Galgen heran, die Jüngeren düsen mit Dampf näher, geben sich treffsicher. Das klappt mal besser, mal schlechter. Eiserne Regel: Keine Miene wird verzogen, cool bleiben ist angesagt.


Die ältesten Teilnehmer waren „um und bei“ 87 Jahre alt: Peter Mommsen auf einem Allgaier-Traktor und Hans-Werner Anthonisen, beide aus dem benachbarten Uphusum, auf seinem 32 PS starken Fendt Farmer 2, Baujahr 1964. „Ich bin immer dabei“, sagt Peter Mommsen gut gelaunt.

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Die „Ringmädels“ am Galgen bejubelten seine Zielsicherheit, am Ende reichte es nur für die hinteren Ränge. Sieger wurde Karl Knutzen ebenfalls auf einem Allgaier Traktor, Baujahr 1949. „Den haben wir uns angeschafft, als es Ende der 50er Jahre mit den Pferden vorbei war“, sagte er. Sein Sohn will das Fahrzeug natürlich übernehmen. „Ein Verkauf kommt nicht in Frage!“ Den zweiten Platz belegte Uwe Madsen auf seinem gepflegten Hanomag, einem echten Hingucker.

Drei Frauen nahmen diesmal den Wettbewerb auf: Sina Groneberg belegte einen tollen fünften Platz auf ihrem Fendt Farmer 2. Jessica Sönnichsen und Carmen Christiansen belegten gute Mittelplätze.


Es war auch ein Nachmittag für Klangspezialisten: Jeder Schlepper verfügt über ein eigenes Sound-Repertoire. Heftiges Gemecker wechselt sich mit starkem Gewummer, verbunden mit dunklen Dieselwolken ab. Die Zuschauer genossen die Nostalgie-Atmosphäre bei Wurst und Bier bis in den Abend.

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