Kinderärzte schlagen Alarm

Als Folge von Corona: Infekte füllen Intensivstationen

Als Folge von Corona: Infekte füllen Intensivstationen

Als Folge von Corona: Infekte füllen Intensivstationen

SHZ
Kiel
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Schon Neugeborene sind von dem Virus bedroht. Foto: imago images/M. Zettler/shz.de

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Durch die Corona-Hygienemaßnahmen konnten Kinder in den letzte anderthalb Jahren ihr Immunsystem nicht wie gewohnt aufbauen. Jetzt schlagen Atemwegsinfekte in Schleswig-Holstein extrem heftig durch.

Infekte sind tückisch – besonders wenn die Jüngsten betroffen sind. Momentan stecken sich viele Kleinkinder in Schleswig-Holstein mit dem Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) an. Dramatisch ist die Lage derzeit in Flensburg. Im Diakonissen-Krankenhaus wurden gestern neun Kinder behandelt. Fünf von befinden sogar auf der Intensivstation und benötigen Unterstützung bei der Atmung. Auch die Lübecker Uniklinik meldet „ungewöhnlich viele“ Fälle im August und September.

Ärzte warnen seit Wochen

Schon vor Wochen hatte Ralf Heek, Chef des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte Schleswig-Holstein vor einer Infektionswelle gewarnt, weil die Kinder ihre natürliche Abwehr seit Beginn der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Hygienemaßnahmen nicht stärken konnten. RS-Viren würden die Intensivstationen volllaufen lassen – so seine Warnung.

Im Westküstenklinikum Heide stabilisiert sich die Lage momentan. „Über uns ist auch eine Welle mit RV-Virus-Infektionen hinweggefegt. Wir hatten zeitweise zehn Kinder auf Station“, berichtet Reinhard Jensen, Chef der Neugeborenen-Station. Normalerweise trete diese Häufung erst im November auf.

Extrem schwerer Verlauf

RSV gilt als bedeutendster Erreger von Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern. Sie sind lange krank, haben hohes Fieber und Entzündungen im Blut. Bei Fieber, Husten oder Atemnot sollten Eltern den Kinderarzt konsultieren, rät Professor Martin Schrappe, Chef der Uni-Kinderklinik in Kiel. Im Kieler Umland sei die Lage noch nicht so angespannt, deshalb konnte soeben ein schwer krankes Kleinkind aus Cuxhaven aufgenommen werden, für das man in Niedersachsen offenbar kein Bett fand.

Pflegpersonal fehlt auf den Stationen

Der Flaschenhals, was die Kapazitäten angehe, seien nicht die Betten sondern das Personal, so Schrappe. Weil er davon ausgeht, dass sich die Lage im Norden weiter zuspitzt, werden seine kleinen Risikopatienten derzeit vorsorglich „und frühzeitiger als sonst“ mit einem passiven Impfstoff geschützt. Zur Panik gebe es keinen Anlass, denn das Virus sei bekannt und breite sich jeden Winter unterschiedlich stark aus.

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