Handball

Zusammenbruch aller Systeme: SG Flensburg-Handewitt erlebt ein Debakel

SG Flensburg-Handewitt erlebt ein Debakel

SG Flensburg-Handewitt erlebt ein Debakel

Holger Petersen
Flensburg
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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: das Trainerduo der SG, Maik Machulla (li.) und Mark Bult, nach dem Abpfiff. Foto: Staudt

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Die Flensburger verlieren im Viertelfinal-Rückspiel gegen BM Granollers mit 27:35 und verpassen die Endrunde in eigener Halle.

Frustriert. Wütend. Todtraurig. Fassungslos. Der Schlusspfiff des Viertelfinal-Rückspiels in der European League hinterließ gestern Abend bei den Handballern und Fans der SG Flensburg-Handewitt viele negative Gefühle. Das desaströse 27:35 (12:16) daheim gegen BM Granollers, gemixt mit dem 31:30-Hinspielsieg in Spanien, bedeutete für sie: Wir sind nicht dabei beim Final Four, das am 27./28. Mai im eigenen Wohnzimmer steigt! Ein Schock. Ein Debakel. Und eine noch bittere Pille als die Halbfinal-Pleite im DHB-Pokal drei Tage zuvor.

Final Four in Flensburg ohne die SG

Bei der Vierer-Endrunde in der Campushalle werden sich nun die Spanier mit zwei Bundesligisten und einem französischen Topclub um die Siegertrophäe streiten. Denn gestern sicherten sich auch die Füchse Berlin (gegen Schaffhausen), Frisch Auf Göppingen (gegen Nexe) und Montpellier HB (gegen Sporting Lissabon) das Ticket zum Final Four.

Das war auch das ganz große Ziel der Flensburger. Doch trotz der vermeintlich guten Ausgangslage schafften sie es zu keinem Zeitpunkt, sich freizuschwimmen und ihrer klaren Favoritenrolle gerecht zu werden. Es war ein Nackenschlag, der sie zeitweise völlig hilflos über das Parkett taumeln ließ und der Spuren hinterlassen wird.

Keine Ideen vorne, kein Zugriff hinten

Zum Spiel: Die Leistung der SG in der ersten Halbzeit erinnerte stark an die gegen die Rhein-Neckar Löwen in Köln. Keine Stabilität in der Abwehr, ein unterdurchschnittliches Torhüterspiel, ein zu statischer und ideenloser Angriff. Bereits nach 20 Minuten fragten sich viele der 2718 ratlosen Zuschauer: Was ist bloß los mit unserer SG? Die Antwort lautete: herzlich wenig. Zu diesem Zeitpunkt lagen die frechen und flinken Spanier mit 11:7 in Front, auch dank des erst 19-jährigen Faruk Yusuf, der im ersten Durchgang sechsmal traf. Und es kam noch schlimmer. Kurz vor dem Pausenpfiff gerieten die fehlerhaften Gastgeber mit 9:15 ins Hintertreffen – die Tür zum Final Four stand nur noch einen Spalt offen.

Unglaublich, aber wahr: Die Tür schloss sich von Minute zu Minute weiter. Wer geglaubt hätte, dass der Knoten irgendwann mal in der zweiten Hälfte ganz sicher platzen würde, sah sich getäuscht. Während die Spanier lässig und cool ihren Stiefel runterspielten und mit viel Tempo und Spielwitz brillierten, erlebten die völlig verunsicherten Gastgeber einen Zusammenbruch aller Systeme. Sinnbildlich dafür war an diesem schwarzen Dienstag Kapitän Johannes Golla, der reihenweise am überragenden BM-Torhüter Rangel Luan da Rosa scheiterte. Es glich eine Vorführung, als die Gäste über 25:18 (44.) und 27:19 (47.) bis auf 31:21 (53.) davonzogen. Der Rest war nur noch Flensburger Frust – und Granollers-Jubel.

„Ich habe keine Worte dafür, was heute passiert ist“, rang Trainer Maik Machulla hinterher um Fassung. „Es war ein peinlicher Aufritt. Ich bin dafür verantwortlich.“

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