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Profis genießen die Freiheit nach dem Karriereende

Profis genießen die Freiheit nach dem Karriereende

Profis genießen die Freiheit nach dem Karriereende

Ritzau/hdj
Kopenhagen/Apenrade
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Sara Slott gewann 2016 Silber bei den Olympischen Sommerspielen in Rio. Foto: Kim Price/Ritzau Scanpix

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Die Karriere ist vorbei, doch Sara Slott und Jeanette Ottesen wissen noch nicht, was der Alltag bringen soll. Michael Maze schafft einen fließenden Übergang in ein neues Leben.

Die 34-jährige Olympia-Silbermedaillengewinnerin Sara Slott Pedersen hatte Angst, eine Depression zu erleiden, als sie vor Kurzem bei den Olympischen Spielen in Tokio ihre Karriere als Hürdenläuferin beendete.

„Es passiert wirklich nicht so richtig was in meinem Leben. Es gibt nicht so viel Spannendes zu erzählen, und das ist völlig in Ordnung“, sagt Sara Slott Pedersen.

Zwei Monate ist es mittlerweile her, dass sie beim Olympischen Halbfinale in strömendem Regen stürzte. Es war die letzte Hürde im Rennen über 400 Meter in Tokio.

Einen Monat später war sie noch bei den dänischen Mannschaftsmeisterschaften in Aarhus dabei – ihr abschließendes Leichtathletik-Meeting.

Nun ist ihr Leben komplett anders als in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten.

„Mein Alltag war komplett durchgetaktet, es war sehr befreiend, der Spirale zu entkommen. Es ist toll, dass ich mich nicht jeden Tag um 11 Uhr ‚killen‘ muss. Ich hatte jetzt jede Menge Zeit, um gar nichts zu machen, und das war toll. Aber ein weiteres halbes Jahr soll sich das nicht so hinziehen“, sagt Sara Slott, die einen Masterabschluss in Sportwissenschaften hat.

Wenige Jobs in der Leichtathletik

„Ich würde gerne in der Leichtathletik bleiben, aber ich benötige auch einen Job, mit dem ich Geld verdienen und meine Miete bezahlen kann. Weil ich wusste, dass diese Phase kommen wird, habe ich schon etwas Geld angespart.“

Es sei in der Leichtathletik deutlich schwieriger, einen Vollzeitjob zu bekommen als nach einer Karriere im Fußball oder Handball, erklärt die Läuferin.

„Ich dachte eigentlich, dass ich zu diesem Zeitpunkt wissen würde, was geschehen soll, aber das ist nicht der Fall. Jetzt warte ich lieber noch ein paar Monate, anstatt etwas zu überstürzen“, so Sara Slott Pedersen.

Jeanette Ottesen ist die erfolgreichste dänische Sportlerin aller Zeiten. Nach den Olympischen Spielen in Tokio beendete sie 2021 ihre Karriere im Alter von 33 Jahren. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Das Karriereende der Schwimmerin Jeanette Ottesen kam direkt nach den Olympischen Sommerspielen in Tokio. Für sie hat sich ebenfalls einiges verändert. Die alltäglichen Routinen sind vorbei.

„Ich genieße das Leben, und alles, was dazugehört, ohne dass ich am nächsten Tag morgens zum Training muss. Das ist eine ganz neue Welt für mich. Dass es keine langfristigen Pläne gibt, gefällt mir ebenfalls“, sagt Jeanette Ottesen.

Die 33-Jährige hat im Anschluss an die Olympischen Spiele ein Buch mit dem Titel „Fri“ herausgebracht und betreut ihren Onsatgram-Account mit 84.000 Followern.

So einen klaren Schnitt haben bei Weitem nicht alle ehemaligen Profisportler hinbekommen.

Michael Maze gewann 2009 die Europameisterschaft im Tischtennis. Foto: Søren Bidstrup/Ritzau Scanpix

Der heute 40-jährige ehemalige Tischtennisprofi Michael Maze stellte 2016 seine Karriere ein, als er nach mehreren Operationen täglich Schmerzen hatte. Zwei Jahre später versuchte er ein Comeback, das ihn zu den Olympischen Spielen bringen sollte.

Doch die Schmerzen kehrten schnell zurück. Maze senkte die Ambitionen, spielte aber dennoch weiter. Nebenbei hat er zwei Restaurants in Kopenhagen eröffnet.

„Ich genieße, dass ich nicht mehr jede Woche Ergebnisse jagen muss. Der Druck ist weg, und ich spiele aus Spaß am Sport. Gleichzeitig baue ich mir ein zweites Leben auf, und das ist enorm spannend“, so Maze, der für den Roskilde Bordtennisklub spielt.

Neben dem Spaß am Spiel möchte er gerne seine Erfahrung weitergeben und so einen schönen Abschluss für seine Karriere finden.

„Es war anfangs sehr schwer für mich, es laut zu sagen, denn die Jagd auf Ergebnisse war immer das Wichtigste für mich. Mittlerweile bin ich da aber ganz entspannt“, sagt Michael Maze.

Neues Leben in der Gastronomie

Heute ist er Mitbesitzer der Restaurants John & Woo auf Amager und im Kopenhagener Stadtteil Nordhavn.

„Ich hoffe, dass ich dem Tischtennis in irgendeiner Form treu bleiben kann. Das hat mein ganzes Leben bestimmt. All die Erfahrung und das Wissen dürfen nicht einfach so verloren gehen. Das wäre ärgerlich. Ich merke aber auch, dass ich etwas Neues ausprobieren und mich selbst herausfordern möchte. Ich hoffe, dass ich eine Balance zwischen den beiden Dingen finden kann.“

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