Handball

Ein WM-Rausch von kurzer Dauer

Ein WM-Rausch von kurzer Dauer

Ein WM-Rausch von kurzer Dauer

Jan Wrege/shz.de
Flensburg/Kiel
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Am Sonntag noch Rivalen beim WM-Finale, ab heute wieder Teamkameraden bei der SG Flensburg-Handewitt: der Schwede Jim Gottfridsson (l.) und der Däne Simon Hald. Foto: Imago/SlavkoxMidzor

Wenig Zeit zum Feiern: Unmittelbar nach dem Turnier in Ägypten geht es für die Handballer in ihren Clubs direkt weiter.

Es sind halt andere Zeiten. Nachdem die dänischen Handball-Weltmeister am Montag kurz vor 17 Uhr in Kopenhagen gelandet waren, wartete statt Menschenmassen wie nach früheren Triumphen nur eine kleine Delegation des Verbands auf sie. „Es gab ein paar Worte, das war alles. Draußen passte die Polizei auf, dass niemand hereinkam. Leider. Aber das wussten wir ja. Vielleicht können wir das Feiern noch einmal nachholen“, sagte Rechtsaußen Lasse Svan (kl. Foto), der direkt nach der Gepäckannahme mit seinem Teamkameraden Simon Hald ein Auto bestieg, um in die Wahlheimat Flensburg zurückzukehren.

Überragend funktionierende Gruppe

Bis zum frühen Morgen hatten die Dänen nach dem 26:24-Sieg im Endspiel gegen Schweden in ihrem Hotel die Titelverteidigung begossen. Svan führte den Erfolg darauf zurück, „dass wir als Gruppe überragend funktioniert haben. Wir haben viel gemeinsam gemacht, aber jeder hat Zeit für sich selbst bekommen, wenn er es brauchte“.

Lasse Svan Foto: Imago

Der 37-Jährige hatte sein Team im Vorwege nicht als ersten Titelanwärter gesehen. Dann aber seien die Harmonie im Team und Überraschungen wie Youngster Mathias Gidsel mitausschlagend für den Siegeszug geworden. „Dass Gidsel gut ist, wussten wir. Dass er so überragend spielen würde, hatte niemand erwartet“, lobte Svan den Shootingstar im rechten Rückraum, der ihn zudem im Finale auf Außen vertrat. Wegen einer Wadenverletzung war für den Kapitän der SG Flensburg-Handewitt das Endspiel vorzeitig beendet. „Es geht schon besser, ich kann heute normal laufen. Es wird hoffentlich weniger lange dauern, als wir zuerst befürchtet haben“, sagte Svan.

Löwen spielen schon am Dienstag

Die Weltmeister, die schwedischen Silbermedaillengewinner und alle anderen WM-Fahrer treten schon am Dienstag wieder den Dienst bei ihren Arbeitgebern an. Für die Topclubs geht es rasant weiter. Die Rhein-Neckar Löwen bestreiten am Dienstag und Mittwoch die beiden Nachholspiele in der European League bei den Kadetten Schaffhausen, für den THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt geht es am Donnerstag in der Champions League weiter. Am Wochenende folgen Liga-Spiele.

Angst vor Bumerang

Allerdings haben Rhein-Neckar Löwen, SC Magdeburg, HSG Wetzlar, TSV Hannover-Burgdorf und TBV Lemgo von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihre Spiele zu verlegen, weil sie Spieler beschäftigen, die in den WM-Halbfinals zum Einsatz kamen. Ausgerechnet die Flensburger mit fünf Spielern im Finale verzichteten darauf, haben aber trotzdem am Sonntag frei, weil der SC Magdeburg zu Gast gewesen wäre. Obwohl der SG außer ihren Langzeitverletzten Franz Semper und Jacob Heinl nun auch noch die WM-Fahrer Johannes Golla (Covid-19) und Svan für mehrere Spiele fehlen, hätte Trainer Maik Machulla in jedem Fall lieber gespielt. „Jede Verlegung kommt als Bumerang zurück“, meinte der 44-Jährige, der aber mutmaßte: „Unter den neuen Gegebenheiten hätten die Magdeburger eine SG in dieser Konstellation ohne normalen Innenblock und Stammkreisläufer sicher gern genommen.“ Machulla wird jetzt auf die Rückraumspieler Mads Mensah und Göran Sögard als Reserve am Kreis zurückgreifen müssen.

HBL-Präsident Uwe Schwenker blickte ebenfalls mit Sorge auf die nächsten Tage und sagte:

Der Spielplan ist natürlich auf Kante genäht. HBL-Präsident Uwe Schwenker

Allein im Endspiel am Sonntag waren noch 17 Bundesliga-Akteure dabei. Niemand weiß, ob diese Spieler alle ohne Corona-Infektion zurückkehren. „Ich wäre heilfroh, wenn nun erst mal zehn Tage ins Land gehen und keine positiven Fälle mehr auftreten“, sagte der HBL-Präsident.

Bubble in der Bubble

Sollten außer Golla weitere Bundesliga-Profis positiv getestet werden, würde der ohnehin eng getaktete Terminkalender weiter unter Druck geraten. Lasse Svan ist optimistisch, dass zumindest die Dänen gesund bleiben. „Wir haben uns anfangs über fremde Leute im Hotel gewundert, dann aber um so mehr aufgepasst und eine Bubble in der Bubble gebildet“, berichtete Svan.

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