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Wie lange hat Sonderburg noch einen Schuhmacher?

Wie lange hat Sonderburg noch einen Schuhmacher?

Wie lange hat Sonderburg noch einen Schuhmacher?

Sonderburg/Sønderborg
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Foto: Karin Riggelsen

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René Bernard Mannon hilft seinen Kunden bei kaputten Schuhen, Taschen, Schildern oder mit einem neuen Schlüssel. Wie der 64-jährige Mann aus Ringsted nach Sonderburg kam, und warum er hier nie wieder weg will.

Ob neue Sohlen für teure Schuhe der Luxusmarken Gucci, Chanel oder Dior, ein kaputter Reißverschluss, eine defekte Naht in der Lieblingstasche oder eine defekte Trampolindecke: René Bernard Mannon hilft seit mittlerweile 18 Jahren seinen Kundinnen und Kunden in seinem Unternehmen „A. C. Sko & Nøgler“ an der Østergade 7 gegenüber dem Einkaufszentrum Borgen. 

Der Schuhmacher schaut sich das Problem an und weiß sofort, ob er Helfer in der Not ist. Das kann auch bei fleckigen Hosen oder einem nach einer Reinigung schreiender Trenchcoat der Fall sein. Außerdem erstellt er Kopien eines Tür- oder Autoschlüssels oder neue emaillierte Schilder. 

„Ich mache eigentlich alles“

„Ich mache eigentlich alles – nur keinen Kaffee. Einige Herausforderungen sind größer als andere, aber das macht mir nichts aus“, sagt der 64-Jährige schelmisch lächelnd. 

Seit Februar 2006 ist er werktags von 8 bis 17 Uhr in seinem kleinen Laden und der größeren, dahinterliegenden Werkstatt mit den vielen verschiedenen Geräten, Warenlager und Reserveteilen schwer zugange. 

In den „heiligen Hallen" des Schuhmachers widmet sich René Bernard Manon vielen Schuhen und Taschen. Foto: Karin Riggelsen

„Wenn jemand den Betrieb übernehmen möchte, dann wäre ich sofort bereit. Aber Sonderburg braucht einfach einen Schuhmacher“, so Mannon. Der Schuh-Experte ist Mitglied in der Vereinigung „Dansk Skomagerlaug“. Die Gilde hat heute 24 Mitglieder, 12 von ihnen sind noch aktiv – in ganz Dänemark. 

Von Sonderburg aus gesehen liegen die nächsten Schuhmacher in Flensburg (Flensborg), Kolding, Fredericia, Vejle und Esbjerg. Der Kaufpreis für eine Schuhmacherei liegt bei 500.000 Kronen. 

Die Welt anschauen

Mannon selbst wird bis zum Herbst 2025 Sonderburg erhalten bleiben. Dann geht seine Frau in den Vorruhestand. „Dann werden wir uns die Welt anschauen – Afrika und Australien. Wir können zu Zeitpunkten reisen, wo es etwas günstiger ist“, meint er lächelnd. Bislang haben er und seine Frau sich im Sommer lediglich zwei Wochen Urlaub gegönnt.

Seine Nachfolgerin oder Nachfolger müssen keine großen Kenntnisse für das Schuhmacher-Fach mitbringen. Mannon würde den Neuen oder die Neue gern selbst einarbeiten und ihnen das nötige Wissen und auch ein paar hilfreiche Kniffe überliefern. 

Exklusive Pumps von Chanel und Cowboy-Stiefel Foto: Karin Riggelsen

Eine Frau kommt von der Østergade in René Mannons Laden. Sie legt ein Paar Schuhe auf den Tisch. „Ich hoffe, dass du mir helfen kannst. Hoffentlich kannst du das für mich wieder herrichten“, meint sie zweifelnd, aber doch erwartungsvoll zu dem Schuhmacher lächelnd. Er schaut sich das Problem an und meint: „Das mach ich. Die sind in einer Woche fertig.“ Mit einem dankbaren Lächeln verlässt sie das Geschäft. 

Einige Minuten später legt ein Mann einen Schlüssel auf den Tisch. René Mannon beginnt, und nur wenige Minuten später kann der Kunde einen neuen Schlüssel in seine Tasche stecken. Mannon hilft, wo er kann, und an der Eingangstür klingelt es selbst vormittags mit immer kürzeren Abständen. Viele wollen sich bei „A. C. Sko og nøgler“ helfen lassen.

Viele Kunden

Ein Schuhmacher muss sorgfältig arbeiten, darf aber nicht empfindlich sein. „Mir wurden auch Reitstiefel frisch aus dem Stall gebracht. Da habe ich dann aber auch gesagt, dass sie erst gereinigt werden müssen. Vielleicht ist der nächste Schuh in der Maschine ja ein Tanzschuh“, so der Schuh-Experte. Vor fünf Jahren hat er die 100.000-Kunden-Marke im Geschäft gerundet. 

Ruckzuck fertigt René Bernard Manon einen neuen Schlüssel an. Foto: Karin Riggelsen

Aus Ringsted nach Sonderburg

Der 64-Jährige ist kein Nordschleswiger, er ist in Ringsted geboren und aufgewachsen. Als Freiwilliger bei der dänischen Marine hat er unter anderem auch eine Ausbildung als Fahrlehrer gemacht. Das kam ihm zugute, als seine damalige Freundin von Sjælland nach Sonderburg ziehen wollte. Er griff zum Telefon, und so gehörte er ab 1990 zehn Jahre lang als Fahrlehrer zur Sonderburger Kaserne. 

„Weil schon immer über eine mögliche Schließung der Kaserne in Sonderburg gesprochen wurde, habe ich mich auch an der Kaserne in Aalborg und dem AMU-Center beworben. Ich bekam beide Jobs, habe mich dann aber für AMU entschieden“, so Mannon. 

René Bernard Manon kam als Jan Hansen auf die Welt. „Das war ich schnell leid. Deshalb habe ich mir einen anderen Namen zugelegt", erklärt er. Foto: Karin Riggelsen

Anschließend zog es ihn wieder zurück nach Sonderburg. „Sonderburg ist nun mal eine so großartige Stadt. Ich werde nie wieder von hier wegziehen – hier kann man atmen. An der Kaserne habe ich so viel über Nordschleswig gelernt“, meint er. 

Dem einstigen Schuhmacher und Firmengründer Allan Christensen half er bei „A. C. sko og nøgler“ nach seinen Arbeitstagen an der Sonderburger Kaserne. René Mannon meint, dass er mit geschickten Händen geboren wurde. So erhielt er bei Allan Christensen das Wissen, das andere bei einer dreijährigen Lehre erhalten. 

Sprung nie bereut

2006 wurde die Kaserne in Sonderburg geschlossen. René Mannon übernahm das Unternehmen an der Østergade, weil Allan Probleme mit seiner Herzklappe hatte.  „Er zog nach Sjælland und starb nur ein Jahr später“, so Mannon. 

Mannon hat seinen Sprung in die Schuhmacher-Branche nie bereut. Er ist sein eigener Herr, hat manchmal aber auch viele Aufgaben, die er erst nach Ladenschluss in Angriff nehmen kann. 

 

 

Wer sich teure Markenschuhe kostengünstig im Secondhand-Laden zulegt, kann diese auch mit gutem Gewissen frisch versohlen lassen. Foto: Karin Riggelsen
Der Schuhmacher kontrolliert die Höhen der Absätze. Nur zwei Millimeter Unterschied können bei der Frau oder bei dem Mann einen Hüftschaden verursachen. Foto: Karin Riggelsen
Ein Schuhmacher verfügt über viel Werkzeug. Foto: Karin Riggelsen
Mannon mit einer großen Ledertasche, die mihilfe der Adler-Nähmaschine einen neuen Reißverschluss erhält. Bei einer Ledertasche sticht die Maschine in die alten Löcher. Sonst wird die Tasche aufgeschlitzt, so der Schuhmacher. Foto: Karin Riggelsen
Künstliche Füße können Schuhe ausweiten. Foto: Karin Riggelsen
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