Nachruf

Peter Iver Johannsen in memoriam

Peter Iver Johannsen in memoriam

Peter Iver Johannsen in memoriam

Hans Christian Bock
Apenrade/Aabenraa
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Peter Iver Johannsen hat von 1973 bis Ende 2008 die Minderheit als Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger geprägt (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Peter Iver, wir werden Dich nicht vergessen! Dies schreibt Peter Iver Johannsens langjähriger Freund, Hans Christian Bock, in seinem Nachruf auf den mit 80 Jahren verstorbenen früheren BDN-Generalsekretär.

Es war im Herbst 1965. Die Semester an der Kgl. Tierärztlichen und Landwirtschaftlichen Hochschule hatten nach der Sommerpause soeben wieder begonnen. Wir – eine Reihe von nordschleswigschen Studenten – Deutsche der deutschen Volksgruppe und Dänen aus der Mehrheitsbevölkerung saßen in der Mensa und verzehrten unsere Abendmahlzeit. Da kam plötzlich ein hochgewachsener Mensch auf uns zu. Er sprach unseren Tischältesten Frede Andersen in unsrer wohlbekannten Mundart – das Sønderjyske – an: Må æ sit ve jæ? Das war Peter Iver, den ich bis dahin nicht kannte. 

Einige Tage danach saß ich alleine da. Da kam Peter Iver wieder und setzte sich ohne Kommentar an meinen Tisch. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Wir hatten gemeinsame Berührungspunkte: Er hatte Verwandtschaft in meinem Heimatort Schelde. Als wir mit unserem Essen fertig waren, schlug er vor, ob wir uns nicht eine Tasse Kaffee genehmigen sollten. Diese Tasse Kaffee besiegelte unsere Freundschaft, die bis zu seinem Todestag am 3. März andauerte. Ich erreichte ihn nicht mehr am 3. März. 

Sein Werdegang begann in seiner Heimatstadt Flensburg. Sein Schulgang war in Flensburg, und das Abitur wurde am Alten Gymnasium mit dem Großen Latinum vollzogen. Es war vorgesehen, dass er den Heimathof seiner Mutter übernehmen sollte. Deshalb musste er sich auf dem Gebiet der Landwirtschaft schlaumachen. Das geschah auf dem Hof von Harro Marquardsen in Faurby. Danach ist er dann nach einem kurzen Abstecher zur Christian Albrecht Universität in Kiel nach Kopenhagen gekommen.

Er war beim Beginn des Studiums ins Haus der Verbindung Schleswigscher Studenten eingezogen, und er wurde schnell danach der Hauswart. Der Hauswart soll für sowohl die administrativen als auch für die praktischen Dinge des Hauses sorgen, und das machte Peter Iver sehr gewissenhaft. Es passierte in den Jahren sehr viel in dem Haus – nicht zuletzt auf dem kulturellen Gebiet. Es fanden nicht nur die sogenannten Kneipen statt. Es wurden Leute aus Kultur und Politik eingeladen. Ich entsinne mich eines Besuches des dänischen Außenministers Per Hækkerup. Das war nicht nur so in der Zeit, eine dänische Persönlichkeit einzuladen. Zu dem Zeitpunkt wurde die deutsche Volksgruppe in manchen Kreisen noch als ein Fremdkörper angesehen. 

Das Studium zog sich über mindestens 4 Jahre. In der Zeit wurden die Vorlesungen nach Bedarf besucht. Es waren Laborarbeiten oder Exkursionen zu bewältigen. Das Ganze sollte dann in den Lehrbüchern erarbeitet werden. Eines Tages bekam ich die Nachricht, dass Peter Iver im Krankenhaus war: Netzhautlösung. Ich habe ihn im „Rigshospital“ besucht. Er lag da mit einem zugebundenen Auge. Er konnte aber mit dem anderen Auge sehen. Er sprach viel von den gut aussehenden und netten Krankenschwestern: Das habe ich zu dem Zeitpunkt in den Wind geschlagen. Aber es sollte sich zeigen, dass eine dieser Krankenschwestern die Ulla war. Das Schicksal hatte ihn eingeholt. Im Tivoli wurde Ulla uns vorgestellt. Die beiden haben später geheiratet, und in über 50 Jahren sind die beiden durch dick und dünn zusammen durchs Leben gewandert. 

Im Jahre 1969 schloss er sein Studium mit dem Prädikat Candidatus Agronomie ab. Danach hat er 2 Jahre bei den vereinigten Schlachtereien auf Axelborg gearbeitet, bis er 1971 zum Landwirtschaftlichen Hauptverein als Berater kam. Im Jahre 1973 sollte ein neuer Generalsekretär der deutschen Volksgruppe gefunden werden. Peter Ivers ehemaliger Prinzipal Harro Marquardsen schlug Peter Iver als neuen Generalsekretär vor. Das gab eine Zeit lang Ärger. Ein böser Schriftverkehr zwischen LHN und dem BDN ging hin und her, bis es sich dann nach einiger Zeit wieder beruhigte. Peter Iver wurde Generalsekretär, und den Job hat er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2008 voll und ganz ausgefüllt. 

Im Jahre 1975 trafen wir uns wieder in Nordschleswig. Mit Kind und Kegel war auch ich zurück in die Heimat gezogen. Meine Arbeit wurde jetzt die Beraterfunktion beim Landwirtschaftlichen Hauptverein. Sehr oft traf ich Peter Iver wieder bei verschiedenen Gelegenheiten, und sehr oft habe ich den Kontakt zu ihm aufgenommen, um einen Rat von ihm zu bekommen. Das war nicht zuletzt der Fall, als wir über Jahre beide einen Sitz im Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger hatten. Er hatte seinen Sitz mit dem jeweiligen Hauptvorsitzenden vor dem Tischende. Ich saß etwas weiter unten. 

In den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte er den Heimathof seiner Mutter von seinem Onkel übernommen. Hier im „kleinen Dorf im Tal“ – so hatte seine Mutter Frau Dora Johannsen vor sehr vielen Jahren in einem Artikel im Volkskalender das Dorf Hoptrup benannt – bekam er zusammen mit Ulla in über 50 Jahre seine Base. Hierhin kehrte er jeden Abend – manchmal zu sehr später Stunde – nach vollzogener Arbeit zurück.

Hier im „kleinen Dorf im Tal“ werden wir Peter Iver bei der Kirche am kommenden Sonnabend auf seinem letzten Weg begleiten. Auf dem Friedhof wird er neben seiner Ulla in der Familiengrabstätte ruhen. 

Ich darf ihm nachrufen: Peter Iver, wir werden Dich nicht vergessen!

H. C. Bock

Die Beerdigung findet am Sonnabend, 16. März, ab 13 Uhr von der Kirche in Hoptrup aus statt. Im Anschluss gibt es eine Gedenkfeier auf dem Knivsberg.

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