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Naturbelassenheit vs. Nutzung: Herausforderungen auf dem Knivsberggelände

Naturbelassenheit vs. Nutzung: Herausforderungen auf dem Knivsberggelände

Knivsberg: Konzept für attraktivere Gestaltung geplant

Knivsberg /Knivsbjerg  
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Felix Neubert, Andreas Jessen und Thore Naujeck (v. l.) machen sich Gedanken darum, wie der Knivsberg für Mensch und Natur attraktiv bleiben und werden kann. Foto: dodo

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Gemeinsam mit einem Forst- und Naturexperten hat das Knivsbergteam einen Rundgang über das Gelände der Bildungsstätte gemacht. Das Ziel: die Natur erhalten, die Fläche aber auch gleichzeitig besser nutzen.

Wer schon einmal das Knivsberggelände komplett abgegangen ist und sich auch in die hintersten Ecken gewagt hat, wird festgestellt haben, welch eine Naturperle dort schlummert. Knivsbergleiter Thore Naujeck und sein Team machen sich aktuell zum einen Gedanken darum, wie diese Fülle an Natur auch für die kommenden Jahrzehnte erhalten werden kann, und zum anderen, wie das Gelände noch besser genutzt werden könnte.

Experten hinzugezogen

Um die Lage besser beurteilen zu können, wurde nun ein Experte mit ins Boot geholt. Andreas Jessen ist seit Langem schon als Ferienaushilfskraft in der Bildungsstätte tätig. Er hat gerade seinen Bachelor im Bereich Forstwesen und Naturressourcen abgeschlossen und berät das Knivsbergteam hinsichtlich der Möglichkeiten und des Verbesserungspotenzials im Hinblick auf die Natur auf dem Gelände der Bildungsstätte.

Jessen ist gemeinsam mit Thore Naujeck, Felix Neubert, Projektmitarbeiter, und Marlene Reissinger, FSJlerin, den Berg abgegangen, um verschiedene Optionen zu besprechen.

Wie kann man die bisher wilden Flächen besser nutzen und gleichzeitig die Natur erhalten? Dazu gab es verschiedene Meinungen. Foto: dodo

„Wenn wir wollen, dass es hier in 50 Jahren auch noch so toll aussieht, müssen wir etwas tun. Das erhält sich leider nicht alles von allein. Deshalb sind wir froh, dass Andreas uns bei dieser Aufgabe beratend zur Seite steht“, sagt Thore Naujeck.

Die ersten Anlaufstellen bei dem Rundgang sind die Waldflächen neben der Bildungsstätte, in der sich der Kletterpark befindet sowie der Bereich neben dem Haus Knivsberg. Jessen macht schnell aus, was man dort verbessern könnte. „Durch die vielen hohen und dichtbewachsenen Bäume dringt nur wenig Licht durch. Das erschwert zum einen jungen Bäumen das Wachsen, und zum anderen sorgt es auch dafür, dass auf dem Waldboden nichts wächst und dieser lediglich aus Erde besteht“, so der Forstexperte. Er empfiehlt, jeden sechsten bis achten Baum in den Waldstücken zu fällen, damit mehr Licht durchdringen kann, und die Pflanzen und Bäume am Boden bessere Chancen haben zu gedeihen. „Wenn wir das machen, wird das hier am Boden sehr schnell grün werden“, sagt Andreas.

Optimale Nutzung

Ein weiterer Punkt ist die optimale Nutzung der vorhandenen Flächen. Auch hinsichtlich des immer größer werdenden Knivsbergfestes ist dies laut Thore Naujeck ein immer relevanter werdendes Thema. „Wir machen uns laufend Gedanken, wie wir Zelte und Angebote verschieben können, um Platz für weitere Dinge zu schaffen und gleichzeitig die gesetzlichen Abstandsregeln einzuhalten. Allerdings haben wir so viel ungenutzte Fläche, dass ich mir da eigentlich keine Sorgen mache“, so der Knivsbergleiter.

Eine dieser Flächen befindet sich bei den Lebensbäumen zwischen dem Haus Knivsberg und der Gedenkstätte. Hier könne man noch Zelte aufstellen oder aber auch Angebote wie den Segway-Parcours hin verlagern, so die Idee der Gruppe, die sich anschließend über die Sportplätze zum Bereich des Sees und der Naturhütten begibt.

Wie soll der See künftig gestaltet werden? Darüber wurde ausgiebig diskutiert. Foto: dodo

Am See kommt es zur Diskussion: Belässt man ihn so natürlich, wie er aktuell ist, mit dichtem Bewuchs am Ufer und überhängenden Bäumen, oder legt man Teile des Uferbereiches frei, sodass der See an mehreren Stellen erreichbar ist?

Während Felix sich für die Naturvariante ausspricht, liebäugelt Knivsbergleiter Naujeck mit der zweiten Variante, um aus dem Gewässer auch einen Angelsee zu machen, an dem Kinder erste Erfahrungen mit dem Fangen von Fischen machen können.

Doch was ist mit der Wasserqualität? Der See ist sehr trüb. Deutet dies auf schlechte Bedingungen hin? Andreas Jessen kann beruhigen. „Wir sehen viele kleine und große Fische, zudem gibt es auch Wasserinsekten und sogar Schnecken, das deutet alles darauf hin, dass die Wasserqualität nicht schlecht ist“, so Jessen, der sich sicher ist, dass man das Wasser durch bestimmten Fischbesatz, der die Algenbildung im Zaum hält, sowie das Einbringen von Wasserpflanzen, die einen zu hohen Nährstoffgehalt im Wasser verhindern, wieder klarer bekommt.

Kompromiss finden

Die Fläche um den See herum ist zum größten Teil wild mit hohen Gräsern und Beerensträuchern bewachsen. Auch der Bereich soll künftig besser genutzt werden. „Wir müssen hier einen Kompromiss zwischen Nutzbarkeit und Naturbelassenheit finden“, sagt Thore Naujeck.

Andreas Jessen will zeitnah ein Konzept erstellen, wie die ungenutzten Flächen gestaltet werden könnten. Foto: dodo

Felix schlägt vor, auf der einen Hälfte der Fläche neben dem See einen Niedrigseilgarten anzulegen und auf der anderen eine Wildblumenwiese für Bienen und Insekten. „Ich finde, das wäre eine sehr gute Möglichkeit, für beide Seiten etwas zu tun. So hätten sowohl die Natur als auch die Knivsberggäste etwas davon“, sagt Neubert.

Die Entscheidung, ob Bäume weggenommen – und wenn ja, welche – und welche Flächen wie nutzbar gemacht werden, obliegt allerdings nicht allein Thore Naujeck und seinem Team. Vor allem die Knivsberggesellschaft muss zustimmen, damit etwas passieren kann. Aus diesem Grund wird Andreas Jessen jetzt ein Konzept sowie eine Karte mit Ideen ausarbeiten, die dann zeitnah den Verantwortlichen vorgelegt werden sollen. „Ich hoffe, dass wir schnell grünes Licht bekommen und mit dem Projekt starten können, damit der Knivsberg noch attraktiver für alle wird“, so der Knivsbergleiter am Ende des Rundgangs.

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