Kultur

Kira kann's nicht lassen

Kira kann's nicht lassen

Kira kann's nicht lassen

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Büchereidirektorn Claudia Knauer stellt „Todeslied" von H. Dieter Neumann vor. Foto: Karin Riggelsen

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Büchereidirektorin Claudia Knauer stellt „Todeslied" vor – den zweiten Kira-Lund-Krimi von H. Dieter Neumann.

Kira Lund ist den vielen Fans von H. Dieter Neumann bestens vertraut, denn schon bei ihrem ersten Auftritt hat sie ihre viele faszinierenden Facetten gezeigt. Sie ist Journalistin – Ton und Bild und Text, wie das heute so üblich ist.

Sie ist Tochter eines Vaters, der in die Demenz gleitet. Hundemutter, die immer ein Handtuch parat hat, wenn ihr wirklich großer Mischling nach einem wohligen Bad getrocknet werden muss. Sie ist Seglerin, Teil der dänischen Minderheit, „kæreste", also Lebensgefährtin, eines Jungwissenschaftlers, Freundin oder zumindest sehr gute Bekannte der Neumann-Leser/innen vertrauten Kommissarin Helene Christ und natürlich eine Schnüffelnase vor dem Herrn. Wittert sie Verbrechen, wird sie unweigerlich auf die Spur gezogen, auch wenn sie das eigentlich gar nicht will.

Ein Chor vermisst seine Solosopranistin

In „Todeslied" passiert es schon wieder. Ein Chor – der Autor setzt hier den ambitionierten Laienchören vielleicht nicht ein Denkmal, aber zumindest schenkt er ihnen Aufmerksamkeit – vermisst seine Solosopranistin. Ihre Leiche taucht etliche Tage später in Sonderburg (Sønderborg) auf.

Schon ist wieder die grenzüberschreitende Thematik angelegt, die H. Dieter Neumann so elegant beherrscht. Kira Lund soll berichten und macht engere Bekanntschaft mit einem aufstrebenden Jungredakteur aus Dänemark als ihr lieb ist. Während die Polizei in Flensburg, deren Hände oftmals wegen strenger deutscher Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte gebunden sind, im Dunkeln tappt und die Sonderburger Kolleginnen und Kollegen im Stillen ermitteln, überprüfen Kira und ihr behänder Kollege Scholli Alibis, Wirtschaftsbeziehungen, Stammbäume und einen alten Fluch.

Was verbergen die Hochwohlgeborenen hinter ihrem Adelstitel und welche Motive kann der Ehemann der Toten haben? Der kleine Sohn der Ermordeten wird von H. Dieter Neumann liebe- und einfühlsam geschildert. Seine Rolle ist nicht zu unterschätzen – stellt auch Kira fest – leider als es fast zu spät ist.

H. Dieter Neumann hält sich auch in diesem Band an seine Linie - eng an den Fakten, kein Schmus, kein „und wenn sie nicht gestorben sind ...", sondern ein Ende, das realistisch ist. Das tut in diesem Genre gut.

Viel Lesespaß auf 328 Seiten für 11 Euro beim Verlag Piper.

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