Kultur
Wenn der Meeresspiegel steigt: Das erlebt man im Mühlenmuseum in Hoyer
Wenn der Meeresspiegel steigt: Das erlebt man im Mühlenmuseum in Hoyer
Das erlebt man im Mühlenmuseum in Hoyer
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Es geht nicht nur um Mühlen, sondern auch um den Lebensraum Tonderner Marsch – und um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landschaft: Wenige Kilometer jenseits der deutschen Grenze lockt Hoyer mit einem besonderen Museum.
Das Mühlenmuseum im dänischen Hoyer (Højer) bietet nicht nur Einblick in die Geschichte der Mühlen in Südjütland. Dort gibt es auch eine Ausstellung über die Lebensräume in der Tonderner Marsch und ein interaktives Klimalabor, das die Auswirkungen von Sturmfluten und Hochwasser im Marschland veranschaulicht.
Seit seiner Modernisierung im Jahr 2020 soll das Museum auf dem alten Mühlengelände gleichzeitig als ein Tor zur Tonderner Marsch dienen. Sie ist Dänemarks größtes Marschland, das als Teil des Naturschutzgebiets Wattenmeer direkt an Nordfriesland grenzt. Mit der Einweihung der neuen Ausstellung über die Marsch wurde gleichzeitig ein 54 Kilometer langer Marschpfad als Wander- und Radroute angelegt, auf dem man die Kulturlandschaft hautnah erleben kann.
Die Aussichtsplattform bietet einen weiten Blick in die Tiefe der Marsch
Das Mühlenmuseum ist in der 1867 erbauten Getreidemühle untergebracht. Die „Højer Molle“ ist eine Walzenmühle beziehungsweise Holländerwindmühle, die im 19. Jahrhundert vorherige Modelle wie die Bockwindmühle ablöste. Die Bockwindmühle war zwar leichter gebaut, allerdings musste hier der gesamte Mühlenkörper in den Wind gedreht werden. Bei der Walzenmühle musste nur noch die Mühlenkappe mit den Flügeln gedreht werden.
Die Drehvorrichtung dafür kann man nach dem Aufstieg bis hinauf den Mühlenkopf begutachten. Dabei geht es über schmale und steile Holztreppen. Oben bietet sich von einer Aussichtsplattform gleich unterhalb der Flügel ein weitereichender Blick nach Süden und Westen in die Tonderner Marsch.
Die Ausstellung im Erdgeschoss schildert die Entwicklungsgeschichte der Getreidemühlen anhand von Modellen, Zeichnungen und Texten. Man erfährt auch etwas über die strengen Regeln für das Müllerhandwerk im Herzogtum Schleswig-Holstein. So herrschte dort bis 1853 „Mühlenzwang“ – die Bürger durften ihr Getreide nur in einer ihnen zugewiesenen Mühle mahlen lassen, auch das Mahlen in Handmühlen war verboten.
Im „Lille Spiker“, einem Seitenraum der Mühle, findet man das familienfreundlich angelegte „KlimaLab“. Hier wird verdeutlicht, wie das Meer und die Wasserverläufe in der Marsch das Leben direkt beeinflussen. Die Besucherinnen und Besucher können eine virtuelle Siedlung mit Häusern, Feldern und Viehweiden bauen, die dann auf eine Wand projiziert wird. Dann wird ein Szenario abgespielt, das aufzeigt, wie die Marsch vom ansteigenden Meeresspiegel und von Sturmfluten betroffen sein könnte. Ist der Deich zu niedrig oder wird nicht richtig entwässert, kommt es zur Überschwemmung.
Im benachbarten Getreidespeicher „Store Spiker“ erhält man auf drei Stockwerken Einblick
in die Kulturlandschaft der Tondermarsch: von der Siedlungsgeschichte mit Modellen und Bildern des historischen Kiers Hofs und Fundstücken vom alten Schloss in Tondern bis hin zu den Vogelarten im Vogelschutzgebiet der Marsch. Zudem gibt es Informationen über die Wiedau-Schleuse (Vidåsluse), die heute das Hinterland vor dem Meer schützt.
Die 54 Kilometer lange Route des Marschpfads führt von Hoyer westlich zur Wiedau-Schleuse, dann südlich durch den Koog und dann östlich landeinwärts über Ruttebüll (Rudbøl) und Aventoft bis ins nördliche Tondern. Danach geht es wieder westlich zurück über Møgeltonder bis nach Hoyer.