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Von kulinarischen Katastrophen und Strapazen im Pflegeheim

Von kulinarischen Katastrophen und Strapazen im Pflegeheim

Von kulinarischen Katastrophen und Strapazen im Pflegeheim

Lügumkloster/Løgumkloster
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Der Bischof (Ole Caspersen) und die Mönche Andreas Sørensen, Jon Gaarde, Klaus Straagaard Møller und Sidsel Gaarde (v. l.) Foto: Karin Riggelsen

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Ein bunter und unterhaltsamer Strauß mit Ereignissen aus der Gegenwart und der Vergangenheit wird dem Publikum bei der Revue in Lügumkloster präsentiert. Junge Neuzugänge ergänzen das bewährte Team auf der Bühne.

Der 850-jährige Geburtstag von Lügumkloster spielt in der Revue der „Løgumkloster Amatørteater Forening“ eine Rolle. Nachwuchssorgen gibt es in dem Verein anno 2023 nicht, ganz im Gegenteil freut man sich hier sogar über Neuzugang. „Wir haben drei ganz junge Leute. Dadurch können einige der bewährten Kräfte pausieren. Mit 14 Darstellenden sind wir eine große Truppe auf der Bühne“, erzählt der Regisseur und Vereinsvorsitzende Anton Schulz.

Dazu gesellen sich noch weitere Personen für das Schminken, für die Kostüme, das Soufflieren und die Beleuchtung. Das Team besteht aus 22 Personen. Schulz hat viele der 21 Sketche verfasst und führt als Mönch durch die Aufführung.

Zu den Autorinnen und Autoren gehören unter anderem Ole Caspersen und Anne Luise Hartkopf-Mikkelsen.
 

Jette Lausten spielt die bürokratische „Päpstin“ am kommunalen Tresen. Gegen sie kommt der Bischof (Ole Caspersen) nur schwer an. Foto: Karin Riggelsen

Eine Brücke in die Vergangenheit

850 Jahre nachdem die Mönche sich in Locus Dei (Gottes Platz) niedergelassen hatten, wird auf der Bühne im alten Kinosaal die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft.

So kämpfen die Mönche als Antragssteller in der technischen Verwaltung, die in „technische Verwirrung“ umbenannt wird, mit der Genehmigung von Bauanträgen.

Hauptsache, die Bauprojekte sind von Tondern aus nicht zu sehen; dann flutscht es mit der Zulassung. Und wenn man ein bisschen Deutsch spricht, geht es besonders fix, so die Anspielung bezüglich der Bauprojekte auf Röm (Rømø).

Eine blauäugige Klostermarkt-Liebelei

Ihre Herzschmerzen zeigt Anne Luise Hartkopf-Mikkelsen, die seit 15 Jahren darauf wartet, dass sich ihr Freund vom Klostermarkt bei ihr meldet, der nach Hamburg ausgewandert ist.

Die Darstellerin lässt in verschiedenen Rollen ihr schauspielerisches Talent auf der Bühne aufblühen.

Ob als Textverfasserin, Darstellerin oder Sängerin; Anne Luise Hartkopf-Mikkelsen ist eine starke Revue-Kraft Foto: Karin Riggelsen

Die Fusion 16 Jahre später

In der Rückblende wird eine Revue-Nummer von 2007 aufgefrischt, als aus den sechs „armen“ Kommunen (Norderrangstrup, Tondern, Hoyer, Lügumkloster, Bredebro und Scherrebek) die keineswegs reiche Großkommune Tondern wurde.
Für Dorftrottel Adolf (Anton Schulz) ist das Fazit sechzehn Jahre später eindeutig: „Seither ist es nur bergab gegangen.“

Ole Caspersen, Ellen Reimer, Anne Luise Hartkopf-Mikkelsen, Klaus Straagaard Møller, Jette Lausten und Bodil Nikander (v. l.) stellen die sechs früheren Kommunen dar. Foto: Karin Riggelsen

Recycling war auch bei zwei Szenen aus dem Jahr 1988 angesagt, als es den Allee-Bäumen im Ortskern mit den Motorsägen an den Kragen ging. „Eine hoch ästimierte Person der Stadt, der kleine Schuster, hat damals das Schlimmste verhindert“, so Mönch Schulz in Gedanken an Niels Tästensen.

Der Mönch (Anton Schulz) führte durchs Programm. Foto: Karin Riggelsen

Leichte und schwere Füße

Ein Augenschmaus ist die Szene, die mit einem Schwanen-Tanz den Ehrenamtlichen gewidmet wird, die sich zugunsten einer Aufwertung des Mühlenteiches eingesetzt haben.

Neben der leichtfüßigen und anmutig tanzenden Ballettlehrerin (Cecilie Ottsen) kommen die beiden Schüler (Andreas Sørensen und Klaus Straagaard Møller) – zum Vergnügen des Publikums – bei ihren Pirouetten um einiges schwerfälliger daher.

Vaterfreuden im Blick

Ein werdender Vater, der sich mit platten Witzen vor dem Kreißsaal in den Vordergrund bringt, wird von der Hebamme in seine Schranken verwiesen.

Sie verklickert dem „Großmaul“, dass er nach der Geburt für die nächsten 18 Jahre nicht die erste Geige spielen wird.

Was junge fürsorgliche Mütter umtreibt, verarzten Ann Luise Hartkopf Mikkelsen und Mette Ludvig Bagger überspitzt in einem weiteren Sketch.

Eine erfahrene und eine frisch gebackene Mutter beim Austausch Foto: Karin Riggelsen

Nicht um 850 Jahre, sondern „nur“ um 39 Jahre schraubte der „Nisse“ Asger (alias Jon Gaarde) die Zeit zurück. Dabei gibt es für den Wichtel ein plötzliches Erwachen aus seinem Rausch.

„Das ist eine kulinarische Katastrophe“, so seine Feststellung bezüglich des längst abgezogenen Wurst-Pavillons und den fehlenden Marzipanfiguren der geschlossen Bäckerei Brix.

Die Hochschwangere (Anna Luise Hartkopf-Mikkelsen) muss nicht nur die Wehen aushalten, sondern auch die doofen Bemerkungen ihres Mannes (Klaus Straagaard Møller). Foto: Karin Riggelsen

Regenerative Energie im Blickpunkt

Ole Caspersen knöpfte sich auf humoristische Art die Prädikanten der erneuerbaren Energien vor. „Sie werden nicht ruhen, bevor auf jedem Friedhof ein Windrad steht, an den Grabsteinen Solarzellen leuchten und die Kapelle in eine Transformatorenstation umfunktioniert worden ist“, so Caspersen in seinem Monolog, den er mit einem maßgeschneiderten „Vaterunser“ kombinierte.

Mit tratschenden Worten wirbelten die zwei Putzfrauen in Gestalt von Jette Lausten und Mette Ludvig Bagger Staub auf. Reichlich zu tun gab es für die Lachmuskeln bei dem Schäferstündchen des betagten Ehepaares Kedde (Ole Caspersen) und Gurli (Mette Ludvig Bagger) im Pflegeheim.

Ole Caspersen und Mette Ludvig Bagger mimen mit großem Engagement ein betagtes Ehepaar. Foto: Karin Riggelsen

Die gelungene Geburtstags-Revue, bei der Humor Trumpf ist, wird mit handgemachter Musik garniert. Und vielleicht gibt es bei der nächsten Ausgabe ja ein Wiedersehen mit dem Ehepaar Midde (Lilly Schulz) und Fidde (Anton Schulz), das in diesem Jahr pausiert. Dorftrottel Adolf dürfte auch gerne etwas mehr auf der Bühne mitmischen.

Vorstellungen am Donnerstag und Freitag

Wer die Revue bisher nicht gesehen hat, kann am Donnerstag, 23. November, und am Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, auf den Kinosesseln in „Den Gamle Biograf“ Platz nehmen. Eintrittskarten gibt es zum Kostenpunkt von 125 Kronen online unter provinsbyer.dk oder im Laden „Hos Hanne“ in Lügumkloster.

 

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