Kommunalpolitik

Vernachlässigte Kinder: Eher Pflegefamilie als Sozialstätte

Vernachlässigte Kinder: Eher Pflegefamilie als Sozialstätte

Vernachlässigte Kinder: Eher Pflegefamilie als Sozialstätte

Tondern/Tønder
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80 Prozent der von den leiblichen Eltern getrennten Kinder kommen zu Pflegefamilien. (Modellfoto) Foto: danskekommuner

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Mehr Familien sollen dazu bewegt und ausgebildet werden, Pflegekinder aufzunehmen. Die Kommune Tondern übernimmt die Kosten für die Ausbildung.

Die Kommune Tondern hat 120 Pflegefamilien, die Kinder bei sich aufnehmen, die nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können und dürfen. „Wir sind mit vielen guten und tüchtigen Familien gesegnet. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2020 zeigt aber, dass 77 Prozent der Pflegeeltern älter als 50 Jahre sind. Es ist schwer, jüngere Familien zu finden Damit nähern sie sich der Altersgrenze für Pflegemütter und -väter“, erklärt der Vorsitzende des Sozialausschusses, Peter Christensen (Soz.).

Es werde daher eine Herausforderung sein, neue Familie zu finden. Der Bedarf steige und die Betreuung der Kinder werde wegen ihrer Persönlichkeit immer schwieriger, so Christensen.

Gute Pflegefamilien sind ausschlaggebend, dass die Kinder und Jugendliche geborgen und in liebevoller Umgebung aufwachsen können.

Peter Christensen, Vorsitzender des Sozialausschusses

Mit dieser Herausforderung steht Tondern nicht allein. Es ist ein landesweites Problem, jetzige Pflegeeltern zu halten und neue dazuzugewinnen. „Die Anforderung an die Pflegeeltern wachsen zudem. Daher sollen jetzige und neue Familien auf diese Aufgabe vorbereitet werden. Ihre Aus- und Fortbildung steht für die Kommune ganz oben“, unterstreicht der Ausschussvorsitzende.

Ausbildungsstart in Tondern

In Zusammenarbeit mit der Ausbildungsstätte UC Syd kann daher der Anfangsteil der Pflegefamilien auch in Tondern angeboten werden. Normalerweise müssen die Absolventinnen und Absolventen einen Teil ihrer Ausbildung aus eigener Tasche bezahlen. In Tondern übernimmt die Kommune diese Kosten. Die Ausbildung ist schon angelaufen. Der erste Lehrgang wird im Dezember den ersten Teil beenden.

 

„Gute Pflegefamilien sind ausschlaggebend, dass die Kinder und Jugendliche geborgen und in liebevoller Umgebung aufwachsen können. Die geleistete Arbeit der Pflegeeltern muss in Ordnung sein. Die Eltern müssen gut vorbereitet sein, bevor sie ein Kind oder eine Jugendliche oder einen Jugendlichen bei sich aufnehmen. Denn es ist eine große Aufgabe“, unterstreicht Christensen.

 

Kinder und Jugendliche in 120 Pflegefamilien

Die Kommune kann sich zurzeit auf 120 Pflegefamilien berufen. Davon wohnen 83 innerhalb der Kommune. Bei 37 Familien außerhalb der Kommune werden Kinder aus der Kommune Tondern betreut. 42 Kinder aus anderen Kommunen wurden von Familien aus der Kommune Tondern aufgenommen. Dazu gibt es noch zwölf sogenannte Netzwerkfamilien.

Die Kommune zieht es vor, dass gefährdete oder vernachlässigte Kinder und Jugendliche bei Pflegefamilien leben anstelle in sozialen Einrichtungen. Während landesweit 61 Prozent aller aus ihren Familien getrennten Kinder und Jugendlichen zu Pflegeeltern kommen, liegt der Schnitt für die Kommune Tondern bei 80 Prozent.

Wichtiges und sensibles Thema

Als wichtiges und sensibles Thema bezeichnet Stadtratsmitglied Jørgen Popp Petersen,  Schleswigsche Partei. Es sei traurig, dass in der Kommune Tondern so viele Kinder aus ihren Elternhäusern genommen werden müssten. Während der Durchschnitt in Dänemark bei neun Kindern je 1.000 Einwohnern liegt, sind es in Tondern doppelt so viele.

Die Kosten für die Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien steigt und kostet viel Geld. Foto: Kommune Tondern

 

„Dass der Bedarf in unserer Kommune so groß ist, ist der Zusammensetzung unserer Bevölkerung geschuldet“, erklärte der Ausschussvorsitzende, als der Stadtrat die kommunale Strategie für diesen Bereich verabschiedete.

 

Trennung gleich nach der Geburt

Stadtratsmitglied Anette Abildgaard Larsen (Kons.), die selbst eine Pflegefamilie abgelöst hat und ausgebildete Hebamme ist, erklärte, dass einige Kinder schon kurz nach der Geburt im Krankenhaus von ihren leiblichen Eltern getrennt würden. Sie dürften nicht einmal nach der Entbindung auf den Bauch der Mutter gelegt werden, da kein Kontakt zwischen Mutter und Kind entstehen dürfe.

Starke Kinder in starken Pflegefamilien. Das wünscht sich die Kommune Tondern. Foto: Kommune Tondern

Die Chancen von Pflegekindern

Die von den leiblichen Eltern getrennten Kinder schneiden schlechter in der Schule ab und weniger schaffen einen Volksschulabschluss. Sie fehlen oft in der Schule und bekommen keine Ausbildung und damit auch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. In der Regel verlassen die Kinder die Familien beim Erreichen des 18. Lebensjahres. Der Schulbesuch lege einen wichtigen Grundstein für das spätere Leben, sodass man sich als Erwachsener auf eigenen Beinen stehen können. In der Regel verlassen die Kinder die Familien beim Erreichen des 18. Lebensjahres, heißt es im Material der Kommune.

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