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Schulimkerei: Wo alles mit der Blume und der Biene anfängt

Schulimkerei: Wo alles mit der Blume und der Biene anfängt

Schulimkerei: Wo alles mit der Blume und der Biene anfängt

Alslebenfeld/Alslevmark
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Die Imker Frank Redlefsen (l.) und Per Sørensen wollen kontrollieren, ob die Bienen den Winterschlaf gut verkraftet haben. Foto: Monika Thomsen

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Das Leben mit den Bienen will gelernt sein. In Regie der Schulimkerei in der Nähe von Lügumkloster gibt es theoretische und praktische Informationen aus erster Hand. Tina und Frank Redlefsen sowie Per Sørensen vom Imkerverein erzählen, was sie an der Arbeit mit den summenden Insekten begeistert.

Mit den wärmenden Sonnenstrahlen liegt an diesem Nachmittag ein Hauch von Frühling in der Luft. Das reicht auch, um in ländlicher Abgeschiedenheit am Arnåvej in Alslebenfeld (Alslevmark) zwischen Osterhoist (Øster Højst) und  Lügumkloster (Løgumkloster) einige Bienen aus ihrem Winterquartier zu locken.

„Es ist das erste Mal, dass sie draußen sind, und sie schwirren am Boden herum, um Wasser zu trinken“, erzählt die Vereinsvorsitzende Tina Redlefsen an der Imker-Schule „Vesterminde“.

Der Leiter der Schul-Imkerei Per Sørensen schaut nach dem Rechten. Foto: Monika Thomsen

„Die Bienen putzen sich auch und entleeren ihren Darm“, sagt Imker Frank Redlefsen auf dem Gelände mit den zwei Pavillons und neun Bienenstöcken, die die Schule ausmachen.

Dort können Interessierte alles rund um das fleißige Insekt lernen, das bis zu drei Kilometer fliegt, um aus Blüten Nektar und Pollen einzusammeln und diese dann im Gegenzug zu bestäuben. Damit ein Glas mit Honig gefüllt werden kann, besuchen die Bienen etwa zwei Millionen Blüten.

Die Vorsitzende Tina Redlefsen, der Leiter der Schul-Imkerei, Per Sørensen (M.) und Frank Redlefsen Foto: Monika Thomsen

Der Leiter des schulischen Angebots von Gl. Tønder Amts Biavlerforening, das seit mehr als 25 Jahren besteht, ist Per Sørensen aus Bröns (Brøns). Neben ihm schlüpft auch Frank Redlefsen aus Tondern (Tønder) in die Rolle als Lehrer. Zudem haben sie drei weitere Personen, die mit dem Unterricht helfen.

„Wir sind ein gutes Team“, sagt Frank. „Ja, es geht bei uns gemütlich zu“, so Tina auch mit Blick auf verschiedene Veranstaltungen, die der Verein anbietet. Das Fachsimpeln und der Austausch kommen das ganze Jahr hindurch nicht zu kurz.

Ein Bienenvolk ohne Temperament

Erstmals bietet der Verein Neulingen an, ein Bienenvolk zu kaufen. „Dann kann man zu Hause damit arbeiten und das Erlernte gleich umsetzen. Es sind dann Familien, für die wir als Verein bürgen können“, berichtet die Vorsitzende.

Ansonsten könne man schon riskieren, eine hitzköpfige Familie zu erhalten. „Es ist aber wichtig, dass man ein Erfolgserlebnis hat, wenn man neu dabei ist“, sagt Per Sørensen. „Wenn man eine hitzige Familie hat, dann muss die Königin ausgewechselt werden“, so Sørensen.

Die Bienenstöcke werden überprüft. Foto: Monika Thomsen

Ende März fängt der Unterricht an

Im März geht es immer mit dem Imkerkurs für Anfängerinnen und Anfänger los. Am 27. März ist es wieder so weit.

Die Schulbank wird aber nicht in Alslebenfeld gedrückt. Der theoretische Unterricht erfolgt am Sitz des Landwirtschaftsvereins im alten Rathaus, Rådhusstræde 2, in Lügumkloster.

„Wenn das Wetter es erlaubt und es 12 bis 14 Grad warm wird, geht es hier auf dem Gelände los“, erläutert Frank. Das sei meistens im April der Fall.

Mentoren unterstützen Neulinge

Wer neu in dem Metier ist, braucht nicht zu befürchten, außerhalb der Unterrichtszeit allein auf weiter Flur zu stehen. Der Verein versucht sich in diesem Jahr damit, dass jeder Schülerin oder jedem Schüler ein Mentor zur Seite steht.

„Dabei handelt es sich um erfahrene Imker aus dem Raum, wo die Betreffenden wohnen. Die Neuen können sie dann anrufen, und ihnen kann zum Beispiel über Facetime weitergeholfen werden“, erläutert Frank.

„Damit werden die neuen Imkerinnen und Imker auch nicht gleich mutlos, wenn sie einen Ansprechpartner haben“, ergänzt die Vorsitzende. „Ich hatte anfangs zum Glück einen Bekannten, den ich fragen konnte“, so Frank, der vor elf Jahren mit der Imkerei vertraut wurde.

Die Handschuhe sind bereit für ihren Einsatz. Foto: Monika Thomsen

Keine tägliche Kontrolle

Und was begeistert die drei an der Imkerei?

„Es ist ein gutes Hobby. Hast du erst einmal als Imker Fuß gefasst, musst du nicht jeden Tag nach den Bienen schauen und kannst auch für eineinhalb Wochen wegfahren. Es sind ja nicht  Kühe und Schweine, die täglich versorgt werden müssen. Anstatt Golf zu spielen, widme ich mich der Imkerei“, sagt Frank.

Eine kleine Welt für sich

„Das ist für mich total entspannend. Ich kann währenddessen nicht ans Telefon gehen. Mit dem Summen befindet man sich in seiner eigenen kleinen Welt. Zudem ist es faszinierend. Es sind nicht zwei Bienenvölker, die gleich sind. Gerade wenn ich denke, jetzt habe ich den Code geknackt, dann benehmen sie sich wieder anders“, erzählt Per Sørensen, bevor seine fünfte Saison als Imker so richtig losgeht.

„Als Imker bin ich Naturliebhaber geworden, und wir haben seither ein ganz anderes Verhältnis zur Natur“, sagt Frank. Seine Frau Tina fügt hinzu: „Sind wir unterwegs, halten wir immer ganz automatisch nach blühenden Büschen und Obstbäumen Ausschau, und unser Garten ist auch bienenfreundlich eingerichtet.“

Die Vorsitzende Tina Redlefsen hofft auf weitere Interessierte für den Lehrgang. Foto: Monika Thomsen

Anderswo gibt es Wartelisten

Der Verein mit seinen 69 Mitgliedern möchte gerne das Interesse für die Imkerei schüren. Die Frage, warum das Interesse in Nordschleswig nicht so groß wie in anderen Teilen des Landes ist, ist für Tina, Frank und Per noch unbeantwortet.

„Auf Seeland gibt es für solche Angebote jedes Jahr Wartelisten“, berichtet die Vorsitzende. Bei dem Imkerverein im alten Amt Tondern laufe es hingegen mit den Anmeldungen für den Lehrgang eher schleppend.

Kein großer Zeitaufwand

Vielleicht schrecke einige der vermutete Zeitaufwand ab. Dieser sei aber nicht besonders groß, so Sørensen. Im Sommer um die zwei Stunden wöchentlich pro Bienenvolk. „Ja, ungefähr viereinhalb Stunden im Jahr“, so Frank. Für das Schleudern des Honigs, das zwei- bis dreimal in der Saison erfolge, könnte man dann einen ganzen Tag vormerken.

Unweit vom Arnåvej verfügt der Verein auf einem Hof über einen Raum, wo auch neue Mitglieder ihren Honig schleudern können, ohne erst in die Gerätschaften investieren zu müssen.

Noch geht es im Domizil der Bienen eher ruhig zu. Foto: Monika Thomsen

Herr im eigenen Haus

Tina Redlefsen berichtet, der Verein sei sehr froh, dass eine Schenkung 2022 den Kauf des bislang gemieteten Grundstückes ermöglicht. Da der Verein Herr auf dem eigenen Grundstück geworden ist, und längerfristig planen kann, soll nun auch fließendes Trinkwasser installiert werden.

„Bislang bringen wir das in Kanistern mit“, erzählt Frank. Als Besitzer würden sich auf dem Gelände mit der Gestaltung und der Unterkunft neue Möglichkeiten öffnen.

Fleißige Frauen, faule Männer

Und wie schaut das Leben in den Bienenstöcken aus?

„Es dauert etwa 21 Tage, bevor die Bienen schlüpfen. Die Arbeiterinnen füttern dann 21 Tage lang die Königin und machen sauber. Dann sind sie 21 Tage lang fliegend auf Achse, um Nektar und Pollen zu holen. Danach stirbt die Arbeiterbiene, da sie nach dem harten Leben erschöpft ist“, erläutert Frank.

Und während die sterilen Arbeiterinnen sehr fleißig seien, liegen die Männer in der Familie, die Drohnen, bildlich gesprochen nur auf dem Sofa und essen und warten darauf, geschlechtsreif zu werden, um sich mit der Königin zu paaren.

Die Bienen werden mit Zuckermasse gefüttert, um bis zur Flugsaison über die Runden zu kommen. Foto: Monika Thomsen

Nach getaner Arbeit wartet der Tod

Mit dem Ende des Sommers nähert sich auch das Ende für die Drohnen, die dann ihre Mission erfüllt haben. Im Rahmen der „Drohnenschlacht“ werden sie von den Arbeiterinnen getötet.

Die Königin paare sich mit 20 bis 30 Drohnen, bevor sie stirbt. Sie werde in der Regel zwischen zwei bis drei Jahre alt. „Ich habe aber auch schon eine Königin vier Jahre lang gehabt“, so Frank. In der Hochsaison von Mai bis Juni könne sie 2.500 Eier pro Tag legen.

Ein Anruf genügt

Wer schon immer mal die Imkerei für sich entdecken wollte, sollte sich nicht zurückhalten, sondern ruhig mal die Fühler ausstrecken.

„Wir haben auch gerne Schulklassen zu Besuch. Und die deutsche Schule aus Rapstedt ist zum Beispiel mit zwei Klassen hier gewesen“, berichten Tina und Per.

Und während sich Insekten und Menschen auf die neue Saison vorbereiten, ist Ansprechpartner Per Sørensen unter Tel. 27 51 35 55 oder soerensensfristelser@gmail.com erreichbar.

 

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