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Neue Technik machts möglich: Familie trifft sich im Internet

Neue Technik machts möglich: Familie trifft sich im Internet

Neue Technik machts möglich: Familie trifft sich im Internet

Hoyer/Højer
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Marlis Zimmer (r.) mit ihrem Sozialddienstvorstand. Ingalis Friebel (2. v.l.) ist aus dem Vorstand ausgeschieden (Archiv). Foto: privat

Marlis Zimmer, Hoyer, schnackt jeden Freitag um 17.30 Uhr mit Mutter, Geschwistern sowie Neffen und Nichten mithilfe der Computer, Smartphones und Tablets über Skype. Sogar das 92-jährige Familienoberhaupt auf Bornholm ist mit dabei.

Es fing eigentlich alles damit an, als die Corona-Krise im vergangenen Jahr die Welt in ihren festen Griff nahm. Besonders betroffen war Wulf Müller in Spanien, der sich quasi seit einem Jahr in seiner Wohnung in Madrid aufhalten muss. Seine Familie, darunter auch seine Schwester Marlis Zimmer aus Hoyer (Højer), machte sich besonders Sorgen um ihn.

Damit wurde der Grundstein für ein ungewöhnliches virtuelles Treffen gelegt. Jeden Freitag um 17.30 Uhr sitzt die über mehrere Länder verstreut lebende Familie an Computern, Smartphones und Tablets und kann sich in Wort und Bild nach dem Wohlergehen der anderen erkundigen.

92-jährige Mutter am Computer

Sogar das 92-jährige Familienoberhaupt, die Mutter von Marlis Zimmer und ihren fünf Geschwistern, macht bei diesen Treffen mit. „Na klar, kann sie das. Sie skypt, ist auf Whats App dabei und kann auch Bilder machen und hochladen“, erzählt Marlis Zimmer, die seit 2015 in Hoyer lebt.

Von ihren vier anderen Geschwistern lebt ein Bruder in Wien. Ein Dritter und eine Schwester sind in Skive und Haslev ansässig. Auf Bornholm leben die zweite Schwester und das 92-jährige Familienoberhaupt.

„Auch die Neffen und Nichten, teils auch auf Grönland und England wohnhaft, machen mit. Wer Zeit hat, ist dabei“, erzählt Marlis Zimmer, deren drei Kinder und sechs Enkel in Hamburg wohnen.

Ich glaube, dass wir diese Familientreffen auch nach der Corona-Zeit fortsetzen werden. Das kann eine schöne Tradition werden.

Marlis Zimmer, Hoyer

„Ich glaube, dass wir diese Familientreffen auch nach der Corona-Zeit fortsetzen werden. Das kann eine schöne Tradition werden“, so die Neu-Hoyeranerin. Gesprochen wird eine Mischung aus Deutsch, Dänisch und Englisch. „Wenn wir mit unserer Mutter oder den Geschwistern reden, ist Deutsch die bevorzugte Sprache. Da die Schwager und Schwägerinnen kein Deutsch verstehen, geht es aber auch auf Englisch, und auch Dänisch wird viel gesprochen. Mal ein Viertel Deutsch und Dreiviertel Dänisch. Mal umgekehrt. Oder es geht im bunten Kauderwelsch vor sich.

Auch die Mutter von Marlis Zimmer (oben links) skypt fleißig mit. Foto: privat

„So 10 bis 15 Minuten schwatzen wir miteinander. Wer nicht dabei ist, schickt kurz einen Bescheid, sodass wir nicht warten müssen. Alles ist freiwillig. Wer mitmachen will, ist dabei“, erzählt Marlis Zimmer. Dazu hat die Familie auch eine Whats-App-Gruppe, über die auch kommuniziert wurde. Viele Kommentare wurden beispielsweise am Sonntag beim Handballfinale in Ägypten über die Landesgrenzen hinweg verschickt.

Das Beste draus machen

„Wir versuchen, in dieser Corona-Zeit das Beste draus zu machen, nun, wo wir uns nicht besuchen können“, erzählt sie. Ihre Familie kommt ursprünglich aus Hessen. Durch die Tätigkeit des Vaters als Textilingenieur wurde viel umgezogen. So lebte die Familie mal in Frankfurt und dann in Wien, bis er eine neue Arbeit in Ikast fand. Die Familie zog nach Dänemark, wo Marlis Zimmer, die zeitweise auch in Amerika gelebt hatte, ihre Eltern besuchte.

„Ich lernte Dänisch und habe zehn Jahre einer dänischen Motorradgruppe angehört. Seit zehn Jahren war ich auch schon freiwillige Helferin beim Tønder Festival. Auf diese Weise kam ich nach Hoyer, wo ein Haus noch erschwinglich ist. Ich fühle mich hier sauwohl und fühlte schon nach einem Jahr, dass ich angekommen war. Ruhe, einfach herrlich. Dann wollte ich Leute kennenlernen und ging zur Frauengymnastik, in den Ruderverein, zum Strickklub und zum Sozialdienst“, erzählt Marlis Zimmer. Sie ist heute Vorsitzende des Sozialdienstes.

Marlis Zimmer (unten links) beim Skypen mit ihrer Familie. Foto: privat

 

Familienfeier zum 70. fiel flach

Für sie persönlich hat die Corona-Zeit auch ihre Planung über den Haufen geworden. Am 16. Dezember wollte sie ihren 70. Geburtstag mit der ganzen Familie feiern. Das Fest konnte aus „gutem“ Grund nicht stattfinden. „Das versuche ich jetzt im Juli nachzuholen, wenn hoffentlich wieder alle reisen können, sonst wird es wieder verschoben. Auch aus dieser Situation versuche ich, das Beste zu machen.“

Stattdessen lud sie sich gute Freundinnen ein. Der Geburtstag sollte am nächsten Tag in einem Restaurant mit anderen Freundinnen weitergefeiert werden. Der Shutdown machte dieser Planung einen Strich durch die Rechnung. „Ich lud die Freundinnen kurzerhand zum Fondue zu mir nach Hause ein“, lacht die Hundenärrin.

Weihnachten war trotzdem schön.

Marlis Zimmer, Hoyer

 

Entsprechend verlief Weihnachten im Kreis der Familie für sie ganz anders als geplant. Eigentlich wollte sie zu den Kindern und Enkelkindern nach Hamburg. Corona verhinderte das. Die zweite Option, zu ihrer Mutter und Schwester nach Bornholm zu reisen, fiel auch ins Wasser.

„Aber Weihnachten war trotzdem schön“, erzählt sie lachend. Über Skype „besuchte“ sie jeden der drei Kinder an den Feiertagen, und man sah sich beim Auspacken der verschickten Weihnachtsgeschenke zu.

Den Heiligabend verbrachte sie auch nicht allein. Sie lud sich einen guten Freund nach Hoyer ein. Und Silvester verbrachte sie mit zwei guten Freundinnen.

Jammern gibt es nicht

Jammern gibt es für sie nicht. „Wir haben doch noch Glück in Dänemark. Wir haben keine Ausgangssperren, dürfen einkaufen und können uns Take-away-Essen holen. Weh tun aber die Kontaktbeschränkungen“, gibt die gebürtige Hessin zu.

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