SP-Halbzeit-Bilanz

Nach etwas holprigem Start läuft die politische Arbeit hervorragend

Nach etwas holprigem Start läuft die politische Arbeit

Nach etwas holprigem Start läuft die politische Arbeit

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Louise Thomsen Terp in der Wahlnacht (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Am 1. Januar 2022 wurde die damals 39 Jahre alte Louise Thomsen Terp Fraktionschefin und Steuerfrau der Schleswigschen Partei in Tondern. Bürgermeister Jørgen Popp Petersen wurde der Kapitän und Randi Damstedt und Leif Hansen kamen neu mit an Bord der SP.

Für die 41-jährige Louise Thomsen Terp beginnt am 1. Januar 2024 ihr elftes Jahr als Kommunalpolitikerin der Schleswigschen Partei (SP) in Tondern. Die Physiotherapeutin übernahm nach der Kommunalwahl im November 2021 am Jahresanfang 2022 eine wichtige Rolle innerhalb der Fraktion der SP, als die sich auf vier Mandate vergrößert hatte und Jørgen Popp Petersen zum neuen Bürgermeister ausgerufen worden war.

Sie übernahm von ihm die Funktion als Fraktionschef – „ein Amt, um das ich mich nicht gerissen habe“, erklärt die gebürtige Osterhoisterin, die kurz vor dem Jahreswechsel eine Halbzeit-Bilanz zieht.

Louise Thomsen Terp bei ihrem Debüt als Fraktionsvorsitzende der Schleswigschen Partei (Archivfoto) Foto: Privat

Wie gefällt dir die Rolle als Fraktionschefin?

„Ich habe immer noch Lampenfieber, wenn ich im Stadtrat oder bei Versammlungen eine Rede halten soll. Ich habe Schmetterlinge im Bauch, und das ist in meinen Augen eigentlich doch ganz okay, damit nicht alles zur reinen Routine wird. Ich meine, dazugelernt zu haben und bin kaum so nervös wie früher. Und ich bin ja nicht neu im politischen Geschäft. Für die nächste Kommunalwahl müssen wir dafür sorgen, dass die Fraktionssprecherin oder der Fraktionssprecher der Schleswigschen Partei auch Mitglied des Finanzausschusses wird. Ich bin die Einzige, die als Fraktionssprecherin keinen Sitz in diesem Ausschuss hat. So kann ich nicht genau sagen, was dort diskutiert worden ist.“

Fit sein für das politische Geschäft (Archivfoto) Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Wie läuft es im Tonderner Stadtrat?

„Ich muss sagen, es läuft richtig gut. Jeder kann mit jedem sprechen, und wir arbeiten gut zusammen und sind uns in den übergeordneten Fragen einig. Das war in der vorigen Legislaturperiode nicht der Fall. Daher ist die jetzige wesentlich angenehmer, was ich zum großen Teil auch Jørgen Popp Petersen zuschreibe, der mit seiner Art eventuelle Wogen ausgleichen kann. Er meistert seine Aufgabe als Bürgermeister hervorragend. Auch unsere beiden neuen Stadtratsmitglieder Randi Damstedt und Leif Hansen leisten sehr gute Arbeit. Wir haben sozusagen alle neue Herausforderungen bekommen.“

Wie war der Start im neu gewählten Stadtrat nach der verkrampften Legislaturperiode?

„Es gab anfänglich einige Spannungsfelder. Einige hatten das Ergebnis der Wahlnacht nicht verdaut und kamen mit verbalen Spitzen. Außerdem bekriegten sich die Tønder Listen und Venstre anfangs, was der Spaltung von Venstre und der vom früheren Bürgermeister Henrik Frandsen gegründeten Tønder Listen geschuldet war. Jetzt herrscht eine richtig gute Stimmung. Sie ist viel besser als in der vorigen Legislaturperiode.“

Auf dem Fahrrad unterwegs: Louise Thomsen Terp mit ihrer jüngsten Tochter Iben (7 Jahre) auf dem Nachhauseweg nach Toft Foto: Brigitta Lassen

Welche Projekte gingen in den ersten zwei Jahren schief?

„Der Bau der Ferienhütte in Kongsmark auf Röm hat große Kritik ausgelöst. Dazu kann ich aber nur sagen: Die Kommune hat keine Fehler gemacht. Für mich war der Fall des Tonderner Hafenprojekts eine sehr ärgerliche Sache. Von langer Hand geplant und dann kurz vor dem Zieleinlauf bei der Stadtratssitzung verworfen. Wir waren von den drei anderen Parteien informiert worden, dass sie aufgrund der hohen Kosten gegen das Projekt stimmen wollten. Zu dem Zeitpunkt dachten wir aber immer noch, dass wir eine Mehrheit finden würden, was sich dann als Trugschluss erwies. Das war schon ein Schlag ins Kontor in aller Öffentlichkeit. Das war wie der Einschlag einer Bombe. Jetzt wird in der Verwaltung untersucht, was sich mit dem zur Verfügung gestellten Geld machen lässt. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden. Es hat schon erste positive Anzeichen für eine Lösung gegeben.“

Louise Thomsen Terp knickst vor der Königin (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Und was war besonders positiv?

„Ich freue mich, dass es zum zweiten Mal in Folge gelungen ist, einen breiten Haushaltsvergleich abzuschließen, den alle 31 Stadtratsmitglieder befürworten. Ein Haushalt ist die Grundlage für den Betrieb einer Kommune. Wenn wir uns da bei den wichtigen Eckpfeilern einig sind, ist das erfreulich. Alle ziehen in dieselbe Richtung, obwohl es noch Freiraum für eigene Meinungen gibt. Es gibt so viel Positives zu berichten, das hinter den Kulissen stattfindet und keine großen Schlagzeilen macht. Beispielsweise die gute Arbeit in den Kindergärten und Schulen und Freizeitstätten. Ein besonderes Ereignis war natürlich der Besuch der Königin, an dem alle 31 Stadtratsmitglieder teilnahmen, als ihr unsere Kommune vorgestellt wurde.“

Louise Thomsen Terp sitzt seit zehn Jahren für die Schleswigsche Partei im Stadtrat (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Was steht der Kommune bevor?

„Unsere sinkende Bevölkerungszahl. Es werden nicht viele Kinder in der Kommune geboren. Wir müssen unser Dienstleistungsniveau den tatsächlichen Verhältnissen anpassen und müssen in diesem Fall auch kaum so lustige Entscheidungen treffen, die wehtun, beispielsweise Schließungen von Schulen oder Kindergärten. Eines sind die Finanzen, das andere ist aber auch die fachliche Qualität, die in einer kleineren Einheit vielleicht nicht mehr gewährleistet werden kann. Eine große Herausforderung wird auch die Rekrutierung von Mitarbeitenden sein, Pädagogen und Krankenschwestern sind Mangelware. Auch die Umsetzung der erneuerbaren Energieprojekte wird spannend. Ganz Dänemark schaut auf uns, da wir als einzige Kommune Abstimmungen in der Bevölkerung durchführen. Man muss noch mal unterstreichen, dass die Abstimmungen nur richtungsweisend sind. Denn der Stadtrat entscheidet, welches Projekt durchgeführt werden soll und welches nicht.“

Wie sieht es für dich und die SP in zwei Jahren aus?

Ob ich in zwei Jahren erneut kandidieren werde, kann ich heute bislang nicht sagen. Politik ist richtig spannend, beansprucht aber auch viel Zeit und Energie. Ich muss es mir überlegen. Die ersten zwei Jahre sind sehr schnell verlaufen. Nach Neujahr wird sich schnell Wahlkampf in die politische Arbeit mischen. Natürlich soll meine Partei ihre vier Mandate halten und möglicherweise auch dank des Bürgermeisterbonus ein fünftes dazugewinnen. Wir merken, dass die Menschen uns wohlgesonnen sind. Wichtig ist aber, dass wir an unserer DNA festhalten.“

Louise Thomsen Terp

wuchs als ältestes von drei Kindern in Osterhoist auf

Besuch der deutschen Schulen in Osterhoist und Tingleff sowie des deutschen Gymnasiums in Apenrade

Volontariat beim „Nordschleswiger"

Studium zur Physiotherapeutin

Ehefrau und Mutter von vier Kindern. Die Familie lebt in Toft bei Tondern.

Sie wurde 2013 zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt.

Am 1. Januar 2022 wurde sie Fraktionsvorsitzende. Sie ist neben Anita Uggerholt Eriksen (Tønder Listen) und Anette Abildgaard Larsen (Konservative) die dritte Frau in dieser Funktion.

Für die Schleswigsche Partei ist sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kinder und Schulen. Außerdem ist sie Mitglied des Gesundheitsausschusses und zweite Vorsitzende des Behindertenrats.

Das SP-Team Jørgen Popp Petersen, Louise Thomsen Terp, Randi Damstedt und Leif Hansen (v. l.), bevor es auf Einladung von Königin Margrethe an Bord des Königsschiffes Dannebrog an Bord ging (Archivfoto). Foto: Elise Rahbek Ohlsen
Mehr lesen

Bauen und Renovieren

Geschichte bewahren, nachhaltig modernisieren: Das neue Leben des Marcussen-Haus

Apenrade/Aabenraa An der Storegade liegt eines der ältesten Häuser der Stadt. Seit 1806 ist dort die Orgelmanufaktur Marcussen & Søn beheimatet. Das Vorderhaus ist jetzt umfassend unter nachhaltigen Aspekten restauriert worden. Ein modernes Wohn- und Arbeitsambiente mit historischen Wurzeln ist entstanden. „Der Nordschleswiger“ hat einen Blick hineinwerfen können und wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat bald die Chance.