Kommunalpolitik

Der Dannebrog wird nicht im Rathaussaal „wehen“

Der Dannebrog wird nicht im Rathaussaal „wehen“

Der Dannebrog wird nicht im Rathaussaal „wehen“

Tondern/Tønder
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Jan Voss Hansen (DF) hatte vor seinem Platz als eine Art Anschauungsunterricht einen kleinen Dannebrog gestellt. Links von ihm Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), rechts DF-Kollege Bent Paulsen. Foto: Brigitta Lassen

Die beiden Vertreter der Dänischen Volkspartei konnten ihre Stadtratskollegen nicht überzeugen, dass die dänische Nationalfahne in das Tonderner Rathaus gehört.

Würden es Mitglieder der deutschen Minderheit im Jahre 2020 tatsächlich anstößig finden, wenn im Plenarsaal des Tonderner Rathauses ein Dannebrog hängen würde? Diese Vermutung, dass das der Fall sein könnte, war eines der Argumente, als der Stadtrat über einen diesbezüglichen Antrag der Dänischen Volkspartei (DF) diskutierte.

Die Partei hatte gemeint, dass die dänische Nationalfahne den Saal verschönern könnte. DF-Mitglied Jan Voss Hansen hatte sogar einen Minidannebrog bei der Ratssitzung vor seinem Platz gestellt, als die Ratssitzung wegen Corona im Scherrebeker Sportzentrum durchgeführt wurde. Mit der Fahne würde man auch Tonderns große Verbundenheit zum Königshaus, zu Schackenborg und dem Prinzenpaar Joachim und Marie zum Ausdruck bringen, meinte er.

Große Mehrheit stimmte dagegen

Doch die große Mehrheit der Politiker lehnte den Antrag ab. Die sechs Mitglieder der Tønder Listen, die sich zunächst für den Antrag ausgesprochen hatten, enthielten sich der Stimme.

Einige Kommunalpolitiker sahen im Vorstoß der DF-Fraktion andere Beweggründe als nur eine Ausschmückung. Sie vermuteten, dass DF mit dieser Fahne die nationale Haltung der Partei zum Ausdruck bringen wolle. Jørgen Popp Petersen, Schleswigsche Partei, nannte den Antrag eine versteckte politische Manifestation, die die SP nicht unterstützen könne.

Gobelin und nicht Fahne

Thomas Ørting Jørgensen (Bürgerliste) vermutete auch andere Motive. „Die Partei, die zwischen uns und den anderen unterscheidet, die EU verlassen will und Grenzkontrollen wünscht. Vielmehr könnte der Saal mit einem Gobelin mit den goldenen Hörnern oder dem Text des Westküstennationallieds, For en fremmed barsk og fattigt“, geschmückt werden. Oder mit den Stadtwappen der sechs eigenständigen Kommunen, die sich zur Tønder Kommune zusammengetan haben“, schlug Ørting Jørgensen vor. Oder etwas Wegner-Relevantes.

Das wurde Mathilde Ziefeldt (Sozialistische Volkspartei) dann doch zu viel. „Mensch, wir leben im Grenzland, da gehört vielleicht dann auch die EU-Fahne hin? Es gibt wichtigere Sachen als dies. Ich muss auch nicht in einem Wegner-Stuhl sitzen. Gebt mir einen Schemel, auf dem kann ich auch sitzen“, meinte die schwangere Politikerin.

Hochgeschätzte Kollegen der SP

Der frühere DF-Politiker Harry Sørensen, der seit der vergangenen Woche der Konservativen Fraktion angehört, meldete sich als erster zu Wort. Der Dannebrog gehöre nicht in einen Saal, sondern ins Freie. Er soll nicht an einer Wand herunterhängen. „Wir wohnen im Grenzland mit einer deutschen Minderheit. Daher soll man auch respektvoll mit unseren beiden hochgeschätzten Kollegen von der Schleswigschen Partei umgehen", meinte der frischgebackene Abgeordnete der Liste C.

Im Gegensatz zu Tondern wollen die Apenrader Politiker die rot-weiße Fahne in den Stadtratssaal holen.

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