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Auftrag falsch gelesen: Firma fällt ganze Allee bei Hoyer

Auftrag falsch gelesen: Firma fällt ganze Allee bei Hoyer

Auftrag falsch gelesen: Firma fällt ganze Allee bei Hoyer

Volker Heesch/Monika Thomsen
Hoyer/Højer
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Die Allee in der Nähe von Osterby wurde komplett abgeholzt. Foto: Volker Heesch

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Die aus Schwedischen Vogelbeeren gebildete windschiefe Allee entlang des Osterbyer Stationsvej ist der Motorsäge zum Opfer gefallen. Die vor fast 100 Jahren gepflanzten Bäume waren jahrzehntelang ein gefragtes Fotomotiv. Wie es zu dieser nicht vorgesehenen Aktion gekommen ist.

Zu Beginn dieser Woche hat die flache Geestlandschaft am Rande der Tonderner Marsch die von der Landstraße Hoyer-Tondern sichtbare Allee entlang des Stationsvej eingebüßt. 

Das von Berufsfotografinnen und -fotografen ebenso wie von Touristinnen und Touristen oft fotografierte Wahrzeichen der häufig sturmumbrausten Westküste ist vermutlich vor fast 100 Jahren gepflanzt worden. 

Nach der damaligen Eingliederung Nordschleswigs ins Königreich Dänemark wurde die Bahnstation Dahler-Osterby von den Dänischen Staatsbahnen (DSB) mit einem neuen Bahnhofsgebäude ausgestattet.

Der damalige Neubau ersetzte das beim Bau der Bahnstrecke Tondern-Hoyer 1892 von der „knickerigen“ Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung spendierte hölzerne Betriebsgebäude. 

Schon 1935 wurde die Bedienung der Bahn mit Personenzügen eingestellt. An die Bahn erinnert bis heute der Straßenname Stationsvej und das einzige Haus an der Straße mit der Hausnummer 1, dem Ex-Bahnhof, in dem heute ein Künstler residiert. 

Ein Anblick anno 2022, der zwei Jahre später unwiderruflich von der Bildfläche verschwunden ist. Foto: Volker Heesch

Beeindruckender Westküstengruß

Der Anblick der Allee ist jahrzehntelang ein beeindruckender Westküstengruß für Reisende auf dem Weg nach Hoyer gewesen, besonders malerisch in der Morgensonne oder bei Sonnenuntergang. 

Seit Jahren waren die Alleebäume immer wieder Karambolagen bei Begegnungen breiter Fahrzeuge auf der schmalen Straße ausgesetzt gewesen. Folge waren Infektionen der geschundenen Alleebäume, denen weniger Beachtung geschenkt wurde als beispielsweise der Lindenallee in der benachbarten Mögeltonderner Schlossstraße. 

Die robusten Vogelbeeren haben immer wieder selbst gesäte „Ersatzbäume“ produziert, auch gab es Nachpflanzversuche. Doch das intensive Randstreifenmähen kannte keine Gnade. 

Das frühere Bahnhofsgebäude ist das einzige Haus am Stationsvej. Dort führt der Wanderweg „Marskstien“ vorbei. Foto: Volker Heesch

So war es nicht geplant

Viele Leute reagieren mit Bestürzung auf das radikale Vorgehen.

Nun stellte sich heraus, dass das Abholzen der gesamten Allee ein Fehler ist.

„Das ist richtig, richtig traurig. Mich hätte gestern Abend nahezu der Schlag getroffen, als ich es entdeckte“, sagt der Abteilungsleiter für Grünanlagen und Wege, Christian Kjær Andersen, dem „Nordschleswiger“ am Mittwochnachmittag. 

Als er wegen anderer Baumfällarbeiten den Künstler Adam Gabriel besuchte, der am Stationsvej wohnt, war Kjær Andersen aufgefallen, dass einige der Bäume entlang der Straße hohl und abgestorben waren. 

„Daher habe ich unseren Zusammenarbeitspartner Arkil beauftragt, die kranken Bäume zu fällen“, so der Abteilungsleiter. 

Ein menschlicher Fehler

7 bis 9 der insgesamt 41 Bäume sollten entfernt werden. Ein Mitarbeiter von Arkil habe aber die Anweisung nicht korrekt gelesen. 

„Das ist ein sehr ärgerlicher Fehler, da man ihn nicht wieder rückgängig machen kann“, sagt Kjær Andersen. Die Bäume, die nicht angeschlagen waren, hätten noch fünf bis zehn Jahre stehen können, und die Kommune hätte schrittweise eine Verjüngung umsetzen können. 

Neupflanzung im Gespräch

„Wir untersuchen jetzt die Möglichkeiten für eine Neupflanzung. Dabei gibt es jedoch mit der Nähe zur Straße eine Herausforderung. Aus Verkehrssicherheitsgründen darf man heute nicht mehr so dicht an der Straße pflanzen. Vielleicht ist es auf der anderen Seite des Straßengrabens eine Möglichkeit“, so Kjær Andersen. 

 

Die vom Westwind geformten Bäume gibt es nicht mehr. Foto: Volker Heesch

Keine windschiefen Bäume in der Baumschule

„Es dauert nicht lange, einen Baum abzusägen, es dauert aber schrecklich viele Jahre, bis er wieder so groß ist. Und Bäume mit diesem speziellen Ausdruck kann man nicht in einer Baumschule kaufen. Sie waren vom Herrgott und Wind und Wetter geformt und ein markanter Bestandteil der Landschaft“, sagt der Abteilungsleiter. 

Die Schwedischen Vogelbeeren hätten in früheren Jahren entlang von vielen Nebenstraßen gestanden. Sie seien sehr robust und können Streusalz und den harten Westwind verkraften. 

Arkil räumt Fehler ein

Kjær Andersen berichtet, dass in der kommenden Woche ein Gespräch mit Arkil geführt wird. „Der Schaden ist aber passiert und kann nicht wiedergutgemacht werden“, so der kommunale Abteilungsleiter.

Indes räumt Rikke Zwanikken von Arkil Vejservice Tønder auf der Facebook-Seite der Kommune ein, dass der Fehler ausschließlich bei Arkil liegt.

„Wir haben einen Fehler gemacht und nicht korrekt gehandelt. Ich möchte gerne unterstreichen, dass wir nicht in böser Absicht gehandelt haben. Wir hätten es aber natürlich anders hantieren sollen“, so die Abteilungsleiterin.

Die 41 Bäume wurden alle gefällt. Foto: Volker Heesch
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