Theater
Ein Drama, das mitten im Weizenfeld spielt
Ein Drama, das mitten im Weizenfeld spielt
Ein Drama, das mitten im Weizenfeld spielt
Die Schauspielerin Bodil Jørgensen hat nicht nur an den Pippi-Stiefeln ihre Freude: Erstmals ist eine professionelle Darstellerin Teil des Projektes „Højt til Himlen“. Karten sind nur noch für drei Vorstellungen zu haben.
Der Himmel über Ballum scheint an diesem kühlen Sommerabend, an dem ein leichter Wind weht, besonders hoch.
Somit wird das Theaterprojekt „Højt til Himlen“ mitten im Kornfeld seinem Namen vollauf gerecht. Im Verhältnis zu ihren 13 Vorgängern seit 1999 zeichnet sich die Ausgabe 20 Jahre später jedoch durch eine Besonderheit aus: Mit der bekannten Schauspielerin Bodil Jørgensen ist erstmals eine professionelle Kraft mit von der Partie.
Die Schirmherrin des Theaterprojekts spielt in dem Stück Sorgagre (Die Schnitterin), das auf einer Sage mit traurigem Inhalt fußt, die Hauptrolle.
Für die Aufführungen vom 4. bis 8. September gibt es nur noch für die Vorstellungen am Sonnabend und Sonntagabend Eintrittskarten. Der Sonnabendnachmittag wurde gestern im Programm aufgenommen.
„Bis zur Vorstellung sind nur noch drei Wochen hin. Das ist für mich wie Weihnachtsabend“, so der Vorsitzende des Theaterprojekts, Henrik Dahlmann, der während eines Pressetermins einen besonderen Dank an Bodil Jørgensen richtete, dass sie sich so leicht zur Teilnahme überreden ließ.
Ihre Zusage hat die 58-jährige Schauspielerin, die in Vejen aufgewachsen ist, bei Weitem nicht bereut.
„Das Ganze ist für mich ein Vergnügen und ein großes Erlebnis. Ich bin es zwischendurch leid, nur in Kopenhagen zu tun zu haben“, so die Darstellerin.
Sie ist begeistert von dem Enthusiasmus der Laiendarsteller, der ihr in entsprechender Form in der professionellen Theaterwelt nicht so oft begegnet. „Daher war ich mir keinen Augenblick im Zweifel und habe schnell Ja gesagt. Ich möchte gerne etwas an die Erde zurückgeben, aus der ich stamme“, so Jørgensen, die von dem Stück, das unter die Haut gehe, sehr angetan ist und die in der Rolle als die Schnitterin an ihren Pippi-Stiefeln ihre helle Freude hat.
„Als Kind habe ich wegen meiner roten Haare, in die ich Stahldraht eingesetzt bekam, immer Pippi gespielt. So schicke Stiefel hatte ich aber nie“, sagt sie mit einem Lachen.
Die alte Geschichte über die Mutter, die alles gibt, um ihren Sohn zu retten, gibt es in verschiedenen Versionen. Autor Sten Kaalø hat mehrere gelesen und seine ganz eigene Variante komponiert.
„Ich habe der Fantasie freien Lauf gelassen, welche Menschen es im Umfeld gegeben hat. Dann vertraue ich darauf, dass Kristian (Hald) und ihr anderen die Worte mit Leben füllt. Das Geschehen um die alte Sage herum ist lustig, putzig und auch ernst“, so Kaalø.
Dass die Folgen einer Sturmflut, eingebaut wurden, war nicht in Kaaløs Manuskript vorgesehen, sondern ist auf den Einfluss von Henrik Dahlmann zurückzuführen.
„Ich habe ein tolles Gefühl und auch etwas Nervosität im Bauch, alle haben aber bis jetzt in Teamarbeit geschuftet, und es sieht sehr, sehr gut aus“, erklärt der bewährte Regisseur des Projekts, Kristian Hald.
„Es ist ganz toll, Bodil dabei- zuhaben. Du hast eine fantastische Art, die Aufgabe anzupacken und direkt in uns hineinzumarschieren“, so Hald. „So eine habe ich nicht in Kopenhagen“, meinte die Schauspielerin verschmitzt, als Hald ihre Stellvertreterin erwähnte.
Bodil Jørgensen wird an zehn bis elf Proben teilnehmen.
„Das ist wirklich ein Erlebnis gewesen, und es war eine sehr lehrreiche Zeit voller Inspiration“, erläutert Lis Walz aus Bredebro, die während der Abwesenheit von Bodil Jørgensen die Schnitterin verkörpert.
Sie hat seit 1999 nur an drei bis vier Stücken nicht mitgewirkt. Es sei natürlich eine ganz besondere Situation, da sie ja nur zum Einsatz kommen würde, falls irgendetwas Jørgensens Kommen zu den Aufführungen einen Strich durch die Rechnung machen sollte.
„Man darf nie vergessen, wie es angefangen hat. Es ging mit den Geschichten aus dem Volk los, die erzählt wurden“, erläutert Bodil Jørgensen dem „Nordschleswiger“, ihre Formulierung, dass es sich bei dem Professionalismus in der Theaterwelt um einen lächerlich erfundenen Begriff handeln würde.
„Jeder spielt hier eine Rolle, und es ist unglaublich sozial und verbindend. Im Namen der Verfeinerung vergisst man oft die grundlegenden Dinge. Zuletzt ist kein Gold mehr da. Ich will hier alles investieren, entsprechend wie auch die Leute hier alles investieren. Ich möchte gerne helfen und Tipps geben, z. B. wie man plötzlich weint. Jeden Tag freue ich mich darüber, dass ich Ja gesagt habe“, so die sympathische Schauspielerin, die nicht nur in der Nähe des Wattenmeeres in ihren Pippi-Stiefeln mit beiden Füßen fest auf dem Boden steht.
Starallüren sind nicht ihre Welt. Ihre Kinderstube hingegen spielt eine wesentliche Rolle. „Mir wurde es erlaubt, meinen Schauspieler-Traum zu erfüllen. Daher möchte ich gerne etwas zurückgeben. Einer der feinsten Lehrsätze, die ich gelernt habe, lautet: Du sollst nicht glauben, dass du etwas bist. Das soll keiner von uns“, so Jørgensen in dem Bewusstsein, dass manche über diese tief in ihr verwurzelte Lebenseinstellung die Nase rümpfen.
Sie schwärmt von der einmaligen und unbezahlbaren Kulisse. „Vergangenen Abend ging die Sonne unter, und der Vollmond war auf dem Weg nach oben, und es gab einen Blitz über dem Kornfeld.“ Auf ihr „Sønderjysk“ angesprochen, reagiert sie mit einem herzlichen Lachen. „Ich spreche es gerne. Als ich kürzlich hier eine lange Tour ging, habe ich mit mir selbst Sønderjysk gesprochen.“
Gefallen an der mit Qualität bestückten Zeit findet ihr Sohn Anders (Per Johanning), aus Tondern, der als Darsteller Neuland betritt. Sein Interesse wurde von einem früheren Kollegen geweckt.
„Es ist gemütlich, spannend und lehrreich. Und Bodil ist herrlich und einfach nett. Ich bin offensichtlich der Einzige, der eine Standuhr tragen kann“, so der 31-Jährige, der von seiner Statur her auch hoch in den Himmel ragt. Karten gibt es unter hoejttilhimlen.dk.