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Mit knapp drei Monaten zum Neujahrsempfang auf Mamas Arm

Mit knapp drei Monaten zum Neujahrsempfang

Mit knapp drei Monaten zum Neujahrsempfang

Tondern/Tønder
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Zwei Politikerinnen und Mamas: Mette Bossen Linnet (l.) mit ihrer Tochter und Louise Thomsen Terp Foto: Jane Ohlsen Rahbek

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Die Politikerin Mette Bossen Linnet hatte ihr kleine Tochter Emilie zur Festveranstaltung mitgenommen. Die Erwachsenen verließen nach zwei Stunden nachdenklich das Rathaus.

Was denkt sich ein Säugling wohl, wenn er von mehr als 200 gesprächigen Menschen umgeben ist, die sich beim Neujahrsempfang begrüßen und sich ein gutes 2023 wünschen.

Was sich im Kopf der kleinen Emilie abspielte, weiß man nicht. Es kann sie aber nicht gestört haben, denn sie verhielt sich während der zweistündigen Veranstaltung im Rathaus mucksmäuschenstill, als sich die Gäste der Kommune Tondern und des Wirtschaftsrats ein Stelldichein gaben.

Auf dem Arm ihrer Mutter Mette Bossen Linnet verfolgte sie hellwach das Geschehen. Ohne einen Pieps von sich zu geben. Ihre Mutter ist Stadtratsmitglied für Venstre befindet sich seit dem Herbst im Mutterschutz. Sie ist alleinerziehend und nimmt ihr Kind zu vielen Verpflichtungen mit. Wie sie es schafft, dass ihr nur knapp drei Monate altes Kind nicht schreit, verrät sie gerne.

An Geräusche gewöhnt

„Ich habe sie von Anfang an an Geräusche gewöhnt. Daher ist es kein Problem, sie bei einer solchen Veranstaltung mitzunehmen“, strahlt die Politikerin, die ihre Tochter am 26. Oktober zur Welt brachte.

Im Rathaus war sie umgeben von Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Ausbildungseinrichtungen und Vereinen. Auch bei der Stadtratssitzung im Dezember hatte sich Emilie von ihrer Schokoladenseite gezeigt.

 

Trotz des nachdenklich stimmenden Themas wurde beim Neujahrsempfang auch gelacht. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Emilie kann sich freuen, dass sie nicht verstand, was am Rednerpult gesagt wurde. Die erwachsenen Zuhörerinnen und Zuhörer verließen zum Teil sehr nachdenklich das Rathaus.

Denn Gastredner war Peter Bartram, dänischer General und Dannebrog-Kommandeur ersten Grades. Er war fast 37 Jahre beim Militär beschäftigt. 2012 wurde er zum General und Verteidigungschef ernannt. Sein Thema war nicht die Arbeit der Stiftung JyllandsPosten/Politikens Hus, die mit einer Million Kronen das geplante Zeppelinprojekt Zeppelin Tønder unterstützt und strategischer Partner des Millionenvorhabens ist. Bartram ist Vorsitzender dieser Stiftung.

Als gemeines Mitglied und nicht mehr als Minister war Jesper Petersen (Soz.) nach Tondern gekommen (Bildmitte) Rechts von ihm Peter Bartram Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Vielmehr ging es in seinem Redebeitrag um den Ukraine-Krieg, dessen Anfang und Entwicklung sowie dem ersehnten Ende, das Bartram auch nicht voraussagen konnte, wozu er jedoch drei verschiedene Möglichkeiten aufzeigte. Aufgrund des geringen Widerstands seitens der EU und der Nato bei der russischen Annexion der Krim-Halbinsel habe Putin auch gewagt, die Ukraine anzugreifen. In demokratisch geführten Ländern sei der Entscheidungsprozess schwach und langsam. Zudem sei man vom russischen Gas und Öl abhängig, so Bartram.

Peter Bartram Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Den Krieg in der Ukraine konnte auch Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) in seiner Begrüßung nicht ausklammern. Der Krieg sei eine Tragödie. Daher müsste der größte Wunsch für 2023 ein Ende des Krieges sein, meinte der SP-Politiker.

In der Kommune Tondern lebten heute an die 400 Menschen aus der Ukraine. Tondern sei damit eine der Kommunen mit den meisten Geflüchteten in Dänemark. Sie seien gut integriert und würden arbeiten. 250 Geflüchtete lebten mit einer zwischenzeitlichen Aufenthaltsgenehmigung in der Kommune.

 

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Trotz dieser dunklen Wolken blickte der Bürgermeister aber auch mit Optimismus in die Zukunft.

Dank des großen Zuzugs deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sei die Einwohnerzahl erstmals seit Jahren wieder gestiegen. Dieser positive Trend könne fortgesetzt werden, so Popp Petersen, denn die Hauspreise seien, verglichen mit Deutschland, niedrig, und die schöne Region gefalle.

Erfreulich seien auch vier neue Wohnungsbauprojekte in Toftlund und Tondern. Neue Ferienwohnungen seien auf Röm (Rømø) und in Emmerleff (Emmerlev) geplant.  Als fantastischen Tag bezeichnete er den Besuch von Königin Margrethe am 6. August in der Kommune.

Jørgen Popp Petersen, Bo Kjelkvist und Kommunaldirektor Lars Møldrup begrüßten drei Mitglieder des Folketings. Auf dem Foto rechts Henrik Frandsen. Außerdem nahmen Anni Matthiesen und Jesper Petersen teil. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Weitere Lichtblicke des vergangenen Jahres seien die Ergebnisse der Tonderner-Marsch-Initiative. In Sachen erneuerbare Energie sei der Stadtrat ein großes Stück weitergekommen. Seitens der Investoren gebe es großes Interesse. Der Stadtrat sei weit vorangekommen, das Ziel sei jedoch noch nicht erreicht.

Bo Kjelkvist Foto: Jane Rahbek Ohlsen

An einem Strang ziehen, das war die Hauptbotschaft von Bo Kjelkvist. Jeder, ob klein oder groß, sei wichtig, so der Vorsitzende des Wirtschaftsrats, der das Zusammenspiel der Unternehmen mit der Aufführung eines Musicals verglich. Auch in diesem Fall seien alle wichtig, egal ob auf oder hinter der Bühne. Mit Musik ging der Neujahrsempfang zu Ende, als Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler der Kulturschule ihr musikalisches Können zeigten.

Damit endete auch der nächste öffentliche „Auftritt“ von Emilie, und es kehrte für sie und die anderen wieder Ruhe ein.

Musikschülerinnen und -schüler unterhielten beim Neujahrsempfang. Foto: Jane Rahbek Ohlsen
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