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Nordschleswigs Friedhof in Braine wird Welterbe

Nordschleswigs Friedhof in Braine wird Welterbe

Nordschleswigs Friedhof in Braine wird Welterbe

Hadersleben/Braine
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Seit Kurzem Welterbe der Unesco: der nordschleswigsche Friedhof in Braine Foto: Ute Levisen

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Der nordschleswigsche Friedhof im französischen Braine erzählt ein trauriges Kapitel deutsch-dänischer Geschichte. Zehn Gedenktafeln erinnern dort an die mehr als 5.000 Nordschleswiger, die im Ersten Weltkrieg für eine Sache ihr Leben lassen mussten, die nicht die Ihre war. „Es ist ein wichtiges Zeugnis unserer Geschichte“, sagt Claus Dall aus Hadersleben. Umso mehr freut es ihn, dass die Unesco den Friedhof soeben zum Weltkulturerbe ernannt hat.

Claus Dall aus Hadersleben hat eine besondere Beziehung zu dem nordschleswigschen Friedhof in Frankreich. In Braine, seit 67 Jahren Haderslebens Partnergemeinde, erinnern heute zehn Gedenktafeln an die über 5.000 Nordschleswiger, die im Ersten Weltkrieg für den Kaiser ihr Leben lassen mussten.

Gestorben für Kaiser, doch nicht fürs Vaterland

Unter ihnen ist auch der Bruder von Dalls Großvaters: „Otto musste im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Reich in den Krieg ziehen und für eine Sache kämpfen, die nicht die Seine war."

Soeben hat die Unesco alle Begräbnis- und Gedenkstätten an der Westfront des Ersten Weltkriegs zum Welterbe erhoben. Dazu gehört auch der nordschleswigsche Friedhof, gelegen in Braine nördlich von Paris.

Claus Dall (Mitte) hat damals für die Stiftung die aufwendige Restaurierung der Anlage begleitet (Archivbild). Foto: Ute Levisen

Langjähriger Verwalter des historischen Erbes

Claus Dall kennt sich bestens aus mit der Geschichte des nordschleswigschen Friedhofs.

Viele Jahre lang hat er für die Stiftung „Den Sønderjyske Fonds Mindelegat“ im Auftrag der Kommune Hadersleben das historische Erbe verwaltet.

„Wir haben lange am Welterbe gearbeitet“, verrät Dall.

Im kommenden Jahr wird es 100 Jahre her sein, dass der Friedhof im fernen Frankreich eingeweiht wurde. Die Ernennung zum Welterbe sei daher ein wunderbares Geschenk und Mahnung zugleich.


 

Jesper Arkil vor einer der zehn Gedenktafeln im Jahre 2018, dem 100. Jahrestag des Kriegsendes Foto: Ute Levisen

Die Bedeutung der Erinnerung

„Es ist wichtig, die Geschichte lebendig zu halten, weil wir daraus lernen können – auch wenn zurzeit nichts darauf hindeutet, dass die Menschheit irgendwas dazugelernt hat“, sagt Claus Dall.

Er verweist auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den blutig eskalierten Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen.


 

Prinzessin Marie und Prinz Joachim im Jahr 2018 auf dem Friedhof in Braine Foto: Ute Levisen

Bei der Einweihung des Friedhofs 1924 erinnerten 50 Grabstätten an die Gefallenen aus Nordschleswig. Seither sind weitere 29 hinzugekommen.

Die meisten der mehr als 5.000 gefallenen Nordschleswiger, die für das Deutsche Kaiserreich in den Krieg ziehen mussten, sind auf deutschen Friedhöfen begraben worden.

Der Architekt Oscar Gundlach-Pedersen (1886-1960) hat den Friedhof entworfen. Foto: Ute Levisen

Claus Dall hat damals auch die Instandsetzung für die Stiftung begleitet. 2013 feierten die Kommune Hadersleben und die Gemeinde Braine die Wiedereinweihung des Friedhofs. Seither erinnern zehn Gedenktafeln mit den Namen von über 5.000 Gefallenen an die Schrecken des Ersten Weltkriegs.

Die aufwendige Restaurierung konnte damals dank der finanziellen Unterstützung des dänischen Kulturministeriums und des nordschleswigschen Geschäftsmanns Laurids Jessen in Angriff genommen werden.

Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei besuchte 2018 ebenfalls den Friedhof. Foto: Ute Levisen

Am Eingang zum Friedhof erinnert eine Inschrift auf Französisch an eine der blutigsten Schlachten der Weltgeschichte: „Zum Kriegsdienst mit Tausenden von Landsleuten im deutschen Heer verdammt, haben sie ihre Pflicht erfüllt und ihr Leben geopfert für eine Sache, die nicht die Ihre war. Möge Gott ihren Seelen Frieden schenken."

 

 

Prinz Joachim und Prinzessin Marie gedachten bei der Kranzniederlegung der Gefallenen. Foto: Ute Levisen
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