Kulturerbe

Kalkmalerei aus dem Mittelalter in neuem Glanz

Kalkmalerei aus dem Mittelalter in neuem Glanz

Kalkmalerei aus dem Mittelalter in neuem Glanz

Hadersleben/Haderslev
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Der Renaissance-Garten lädt zum Verweilen ein und darf gern von der Öffentlichkeit genutzt werden – auch ohne einen Besuch des Museums. Foto: Ute Levisen

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Die historischen Kalkmalereien in Von Oberbergs Haus erstrahlen in neuem Glanz: Fachleute haben vor Kurzem die aufwendigen Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Im Rahmen einer Ausstellung präsentiert das Museum sein Kleinod aus der Renaissance, das viele Jahre unter Putz und Tapeten verborgen war.

Das Haus des bekannten Baumeisters von Oberberg an der Schlossstraße 22 hat von 2003 bis 2006 eine umfassende Restaurierung durchlaufen. Damals setzten Fachleute zugleich das prächtige Fresko im Hauptraum des historischen Hauses instand.

Die Kalkmalereien aus dem Mittelalter waren jahrhundertelang unter Farbe, Putz und Tapeten verborgen gewesen. Von Oberbergs Haus, das heute das Stadtmuseum sowie die dazugehörige Ehlers-Sammlung beherbergt, hat eine lange und wechselvolle Geschichte und ist vor allem wegen seines Erbauers, des Architekten Herkules von Oberberg, bekannt geworden. Sorgenkind des Hauses aber sind seit nunmehr fast zwei Dekaden die Wandmalereien.

Ein aufwendiges Projekt

„Die jüngste Restaurierung ist ein aufwendiges Projekt gewesen, das Museumsinspektorin Nynne Sanderbo Martinusen über drei Jahre betreut hat“, sagt Bent Vedsted Rønne, Leiter des Museumsverbandes „Historie Haderslev“.

Fast drei Jahre hat die Restaurierung der Kalkmalerei gedauert. Foto: Ute Levisen

Es erwies sich als denkbar schwierig, die Malereien aus der Renaissance zu erhalten. Die Wand, die sie zieren, enthält Mineralien und Salze aus jener Zeit, als Pferde in der Gebäudeeinfahrt des Hauses untergebracht worden waren. Das Problem entstand beim Heizen. Dadurch drangen diese Stoffe in die Wand ein und bildeten Kristalle. Zum Entsetzen der Fachleute wurde dadurch der Kalk wie feinster Staub von der Wand abgesondert.

Restaurierung dank Spende

Dank einer Spende der A.-P.-Møller-Stiftung war es möglich gewesen, dem Verfall Einhalt zu gebieten. Mithilfe von Gaze, gelöschtem Kalk und Magneten konnte ein Expertenteam das Wandbild bewahren, das, so die Hoffnung, noch viele Jahre auch von nachfolgenden Generationen bewundert werden kann.

Für die Restaurierung hat nach Angaben von Bent Vedsted Rønne eine private Firma mit Expertise auf dem Gebiet der Konservierung verantwortlich gezeichnet.

Der Innenhof der Ehlers-Sammlung Foto: Ute Levisen

Arbeitsprozess als Mini-Ausstellung

Das Museum zeigt den Prozess der Arbeiten im Rahmen einer Mini-Ausstellung, die die zahlreichen Zwischenschritte dokumentiert. Ein Film veranschaulicht darüber hinaus die Instandhaltungsarbeiten.

 

Museumsinspektorin Nynne Sanderbo Martinusen (Mitte) hat die Restaurierung der Renaissance-Malereien betreut. Foto: Ute Levisen

Spatenstich im Garten

Auch von Oberbergs Garten hat eine Verwandlung erfahren. In dem kleinen Renaissance-Garten hinter der Schlossstraße 22 kam der Spaten am ersten Sommertag des Jahres in die Erde. Das Ergebnis ist ein Garten, der den Idealen der Renaissance mit Blick auf Symmetrie und geometrische Formen nachempfunden worden ist. Ihn zieren Pflanzen, die sich bereits während der Renaissance großer Beliebtheit erfreuten. Insgesamt sind in der kleinen Oase mehr als 30 verschiedene Pflanzenarten zu sehen.

„Die Pforten zu Von Oberbergs Haus sind stets offen", sagt Bent Vedsted Rønne: „Alle sind willkommen, sich – eventuell mit einem Picknickkorb oder auf eine Tasse Kaffee – dort niederzulassen.“

 

Der Renaissance-Garten ist mit Pflanzen, die zu der damaligen Zeit genutzt worden sind, begrünt worden. Foto: Ute Levisen

Baumeister Hercules von Oberberg

Von Oberberg kam aus den Niederlanden nach Dänemark, wo er Herzog Hans dem Älteren als Baumeister diente. Unter seiner Leitung entstand die Fürstenresidenz Hansborg. Dort, wo sich einst die Burg befunden hatte, liegt heute das Haderslebener Arbeitsamt, das den Namen der herzoglichen Burg trägt, die bei einem Feuer zerstört worden ist.

Nicht nur in der Domstadt Hadersleben, auch im südlichen Jütland der Renaissance hat Von Oberberg mit seinem Wirken Spuren hinterlassen, unter anderem im Tønderhus, in der Kapelle von Schloss Sonderburg (Sønderborg) und nicht zuletzt in der Herzog-Hans-Kirche, der Hospitalkirche von Hadersleben.

Die Schlossstraße 22 erbaute er im Jahr 1580 und richtete dort seinen Wohnsitz ein.

 

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