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„Mein Traumberuf“: Melanie macht Karriere hinter Gittern

„Mein Traumberuf“: Melanie macht Karriere hinter Gittern

„Mein Traumberuf“: Melanie macht Karriere hinter Gittern

Hadersleben/Haderslev
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Die 32-jährige Melanie arbeitet im offenen Vollzug – für sie ein Traumberuf Foto: Ute Levisen

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Melanie ist Schließerin. So wird ihr Beruf landläufig genannt. Seit drei Jahren arbeitet die Justizvollzugsbeamtin im offenen Gefängnis von Renbæk in der Kommune Tondern. Am Donnerstag machte sie mit ihrem Arbeitgeber Halt in Hadersleben, um für ihren Beruf die Werbetrommel zu rühren: „Für mich ist es ein Traumberuf.“

Dänemarks Justizvollzugsdienst, „Kriminalforsorgen“, hätte keine bessere Botschafterin für seine Mission finden können als Melanie: Die 32-Jährige arbeitet als Gefängniswärterin im offenen Vollzug in Renbæk (Reinbek), gelegen in der Kommune Tondern (Tønder): „Für mich ist es ein Traumberuf, dem ich gern bis ans Ende meiner Tage nachgehen würde.“

Werbetrommel für den Justizvollzugsdienst

Ihren Nachnamen möchte sie aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Am Donnerstag machte der Lkw von „Kriminalforsorgen“ am Graben in Hadersleben Halt, um Passantinnen und Passanten einen Einblick in eine besondere Welt zu gewähren, die den meisten Menschen verschlossen bleibt. Mit dieser Aktion rührt Dänemarks Kriminalvorsorge die Werbetrommel für den Justizvollzugsdienst.

Katrine Poulsen arbeitet in der Personalabteilung. Sie bekommt im Rahmen der Lkw-Tournee oft zu hören, dass so eine Gefängniszelle einen anheimelnden Eindruck mache: „Die Leute ändern schnell ihre Meinung, sobald wir ihnen die Schlösser an der Tür zeigen“, sagt sie lächelnd. Foto: Ute Levisen

Ein Ausflug in den Lkw lohnt sich. Dort können sich Interessierte mithilfe einer virtuellen Brille in die Welt dänischer Gefängnisse entführen lassen. Doch bis zum frühen Nachmittag hatten nur wenige Passantinnen und Passanten den Weg in den Lkw am Graben gefunden: „Vielleicht zehn bis 15 Leute waren es bis jetzt“, sagt Katrine Poulsen.

Knast ist halb so wild

Seit ebenfalls drei Jahren ist sie Beraterin in der Personalabteilung des Justizvollzugsdienstes. In dieser Funktion trifft sie wie Melanie auf Menschen, die sich für den Beruf hinter Mauern und Stacheldraht begeistern können: „Diese Welt ist nicht so schlimm, wie uns Filme glauben machen.“

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Melanie rührt Katrine Poulsen an diesem Tag in Hadersleben die Werbetrommel für eine Berufstätigkeit im Strafvollzug. Foto: Ute Levisen

Verschiedene Altersgruppen, verschiedene Persönlichkeitstypen

Bei ihr auf dem Schreibtisch landen Bewerbungsschreiben unterschiedlicher Persönlichkeiten: „Und etwa die Hälfte jener, die sich bei uns bewerben, sind für diese Tätigkeit auch geeignet“, stellt sie fest.

Leute wie du und ich

Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenzen – es sind Eigenschaften wie diese, die sie für den Job mitbringen müssen: „Bei uns arbeiten Leute aus vielen Altersgruppen und Berufen. Auch Beschäftigte mit einer Universitätsausbildung“, sagt Katrine Poulsen und berichtet von einem Revisor, der seine Arbeit am Schreibtisch zugunsten einer Karriere als Gefängniswärter an den Nagel gehängt hat. Und damit glücklich ist.

Der Lkw des Vollzugsdienstes ist auf Tournee, um Werbung für eine Karriere hinter Gittern zu machen. Foto: Ute Levisen

So wie Melanie in Reinbek. Sie strahlt, als sie an diesem Donnerstagnachmittag von ihrem Job erzählt: „Es sind so viele unterschiedliche Schicksale, denen man begegnet. Auch wenn diese Menschen straffällig geworden sind: Letztendlich sind es Menschen wie du und ich.“

Melanie hatte zuvor in einer beschützten Werkstatt für Menschen mit herausforderndem Verhaltensmuster gearbeitet. Im Mutterschaftsurlaub sah sie eine Fernsehwerbung für die Ausbildung. „Ich wusste sofort: Das ist genau mein Ding!“ Foto: Ute Levisen

Der Weg zu einer Karriere hinter Gittern

Der Lkw der Strafvollzugsbehörde besucht gegenwärtig Städte und Bildungseinrichtungen im ganzen Land. Auf der Seite www.blivfaengselsbetjent.dk können Interessierte mehr über diese dreijährige Berufsausbildung erfahren. Voraussetzung dafür ist das Abitur oder eine Berufsausbildung.

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