Covid-19

Plötzlich ganz nah und so unfassbar tragisch: Corona-Todesfall in der Familie

So unfassbar tragisch: Corona-Todesfall in der Familie

So unfassbar tragisch: Corona-Todesfall in der Familie

Baistrup/Bajstrup
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Die Corona-Pandemie hat Mary und Jørgen Juhl aus Baistrup Schlimmes durchmachen lassen. Kürzlich ist Marys Bruder an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Foto: Karin Riggelsen

Familienmitglieder in Baistrup sind mit Corona angesteckt worden und haben einen Angehörigen wegen einer Infektion verloren. Es traf alle völlig unerwartet.

Trauer bei den Angehörigen von John Siebert aus Baistrup. Der 59-Jährige ist vor Kurzem an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

„Man ist geschockt und kann nicht fassen, dass Corona plötzlich auch ein kleines Dorf wie Baistrup erreicht. Es ist so tragisch“, sagt Jørgen Juhl. 

Er ist der Schwager des Verstorbenen und hat sich zum Jahreswechsel vermutlich bei John Siebert angesteckt, als er kurz bei ihm vorbeischaute.

„Meine Frau hat sich dann auch angesteckt. Ich hatte zum Glück keine Symptome, meiner Frau ging es aber lange sehr schlecht. Sie war sehr schwach und hat acht Tage lang fast nur geschlafen“, berichtet der Baistruper, der sich am 5. Januar testen ließ, nachdem es bei seinem Schwager und einem seiner Bekannten einen Corona-Verdacht gab. 

Das Ergebnis war positiv.

Auch Jørgen Juhl infizierte sich mit dem Coronavirus, zeigte aber keine Krankheitssymptome. Foto: Karin Riggelsen

„Zum Glück habe ich mich relativ schnell testen lassen. So habe ich mich schnell in Quarantäne begeben und vermeiden können, andere Menschen anzustecken“, so der Baistruper.

Vermutlich hat der 69-Jährige aber seine Frau angesteckt. Bei ihr wurde die Infektion wenige Tage später festgestellt, und es machten sich Symptome bemerkbar.

Man ist geschockt und kann nicht fassen, dass Corona plötzlich auch ein kleines Dorf wie Baistrup erreicht. Es ist so tragisch.

Jørgen Juhl

Ärztliche Hilfe benötigte Mary Juhl nicht. Sie sei noch etwas schwach auf den Beinen, „mir geht es aber wieder viel besser“, so die 71-Jährige.

Hoffen und Bangen

Das Ehepaar Juhl musste nahezu den gesamten Januar nicht nur um die eigene Gesundheit bangen, sondern auch um die des Schwagers und Bruders.

Er kam als Intensivpatient schließlich ins Krankenhaus.

„Vergangenen Mittwoch erhielten wir die Nachricht, dass es ihm sehr schlecht geht. Die Organe versagten, und er ist dann gestorben“, berichtet Jørgen Juhl spürbar mitgenommen.

Sehr belastend war es vor allem auch für Mary Juhl. „Wenn es einem selbst schlecht geht und man dann erfahren muss, dass der Bruder gestorben ist, dann setzt es seine Spuren“, so Mary Juhl mit zittriger Stimme.

John Siebert, der geschieden war und zwei erwachsene Töchter hinterlässt, sei gut über eine Lungenkrebserkrankung hinweggekommen, litt allerdings an Diabetes.

Beides werde wohl mit dem schweren Corona-Verlauf in Zusammenhang gestanden haben, vermutet Jørgen Juhl.

Auch seine Frau Mary sieht diesen Zusammenhang: „Sein Immunsystem war wegen der Vorerkrankungen offensichtlich nicht stark genug. Gestorben ist er aber an dem Corona-Virus. Das haben mir die Ärzte gesagt, nachdem ich gefragt hatte, woran er gestorben ist.“

Infektionskette unklar

Mary und Jørgen Juhl gehen davon aus, dass die Infektion aus den vier Wänden ihres Bruders bzw. Schwagers stammt. Wo dieser sich angesteckt haben könnte, bleibt indes unklar. Der Verstorbene arbeitete in Pattburg (Padborg) und empfing hin und wieder Gäste.

Mary Juhl hat ihren Bruder verloren, der an den Folgen einer Corona-Erkrankung starb. Foto: Karin Riggelsen

 

Das tragische Ereignis hat den Juhls einmal mehr vor Augen geführt, wie gefährlich das Virus sein kann und wie wichtig es ist, Infektionen zu vermeiden. 

Auch die Juhls waren vor ihrer Infektion bemüht, die Corona-Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten und auf die Hygienevorschriften zu achten, wie sie sagen. In ihrem Zuhause in Baistrup stehen Spender mit Desinfektionsmittel bereit. 

Achtgeben

Dass das Virus bei einem kurzen Familienbesuch im Ort übertragen wird, kam völlig unerwartet. Und es machte Angst.

Wenn dann auch noch ein Familienmitglied an den Folgen einer Infektion verstirbt, „dann hat man auf einmal einen ganz anderen Blick auf das Leben. Es schwirren viele Gedanken durch den Kopf“, so Jørgen Juhl. 

„Es zeigt, dass man auch in den kleinen Ortsgemeinschaften auf sich und andere in der Corona-Krise aufpassen muss“, so Mary Juhl.

Ihr Bruder wird im Kreis der Familie am kommenden Sonnabend beigesetzt.  

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