Faustball-WM

„Dänischer Patrick Thomas“ zerlegt Serbien

„Dänischer Patrick Thomas“ zerlegt Serbien

„Dänischer Patrick Thomas“ zerlegt Serbien

Mannheim
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Rune Hinrichsen gab ein grandioses WM-Debüt Foto: Moritz Kaufmann

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Mit einem 3:1-Sieg gegen Serbien ist die dänische Mannschaft souverän, aber nicht ohne Makel, in die WM gestartet. Vor allem ein dänischer Spieler drückte dem Spiel seinen Stempel auf.

Dominant, dominanter, Rune Hinrichsen. So lautet die Steigerungsform nach dem ersten WM-Spiel der dänischen Faustball-Nationalmannschaft gegen Serbien.

Hätte der Stadionsprecher nach jeder Erwähnung des dänischen Angreifers einen Kurzen trinken müssen, der Faustballverband müsste sich ziemlich sicher nach Ersatz am Mikrofon umschauen.

Matchplan geht auf

Dänemark kommt gut rein in das Spiel. Die Spieler aus Nordschleswig dominieren schnell den ersten Satz. Der vom Trainergespann Diedrichsen und Nielsen ausgegebene Matchplan scheint aufzugehen. „Wir hatten kleine Fehler zum Start, sind aber dann schnell in unseren Rhythmus gekommen. Ich denke, da war am Anfang vielleicht auch noch etwas Nervosität dabei“, sagt Co-Trainer Henrik Nielsen nach dem Spiel.

Trainer Peter Diedrichsen hatte meistens Grund zu jubeln. Foto: Moritz Kaufmann

Ein gutes Beispiel für die Anfangsnervosität ist Josef Khalil, der zu Beginn des Spiels einen relativ einfachen Ball nicht unter Kontrolle bekommt und Serbien dadurch den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 3:3 im ersten Satz schenkt. Der 19-jährige dänische Verteidiger ist aber auch ein ebenso gutes Beispiel für die von Kapitän Thore Naujeck im Vorfeld des Turniers gelobte Mentalität des Teams, denn am Ende des Spiels wird Khalil neben Rune Hinrichsen zu den Matchwinnern gehören.

Alles gelingt

Nach dem 3:3 kommt von der serbischen Mannschaft im ersten Satz so gut wie nichts mehr. Der dänischen Verteidigung um Wittmann, Khalil und nach einer frühen Umstellung des Trainergespanns auch Naujeck, gelingt es ohne Probleme die wenigen serbischen Bälle, die über das Netz kommen, zu entschärfen und ins vordere Drittel zu befördern, wo ein ums andere Mal Rune Hinrichsen nach Vorlage von Hans Martin Asmussen den Ball mit so einer härter über die Leine schlägt, dass der Stadionsprecher immer wieder den Vergleich mit dem deutschen Ausnahmespieler Patrick Thomas aufstellt.

Rune Hinrichsen war nicht zu stoppen. Foto: Moritz Kaufmann

Durch eine Unstimmigkeit im dänischen Team kommt Serbien im ersten Satz zwar noch zu einem vierten Punkt, doch Dänemark kann am Ende den ersten von sechs Satzbällen zum 11:4 verwerten

Alte Löcher

Was im zweiten Satz passiert, sorgt bei Trainer Peter Diedrichsen nur für ein Kopfschütteln und Stirnrunzeln. „Das sind genau die zwei Gesichter, von denen ich immer spreche. Ich wusste, dass wir diese Phase haben werden, aber wir hätten natürlich nicht gleich den ganzen Satz verlieren müssen“, so der Nationaltrainer nach dem Spiel.

Eigentlich sieht alles zunächst danach aus, dass das dänische Team genau da weitermacht, wo es im ersten Satz aufgehört hat. Josef kann hinten immer wieder grandios die wenigen gefährlichen Bälle der Serben entschärfen und Rune ballert sie in Patrick-Thomas-Manier unerreichbar zurück ins serbische Feld. Schnell geht Dänemark mit 4:2 in Führung. Doch plötzlich beginnen sich bei den Nordschleswigern kleine Fehler einzuschleichen. Unsaubere Annahmen, Schläge unter die Leine, Angabenfehler: Serbien kann ohne eigenes Zutun an der dänischen Mannschaft dranbleiben, mit 8:7 in Führung gehen und den Satz am Ende mit 11:9 gewinnen.

Die Wende

Die vom Trainer oft erwähnten Löcher, in denen sich seine Spieler in solchen Phasen verkriechen, sind aber in diesem Moment nicht tief genug. Dem Trainergespann gelingt es, mit den richtigen Worten vor dem dritten Satz jeden Einzelnen aus seinem Loch herauszuziehen.

Angreifer Hans Martin Asmussen brauchte etwas, um ins Spiel zu kommen. Foto: Moritz Kaufmann

Ihr Team lässt den Serben in der Folge nicht den Hauch einer Chance mehr. Der dritte Satz ist keine zwei Minuten alt, da führen die Nordschleswiger bereits mit 4:1. Angreifer Hans Martin Asmussen, der den Serben im zweiten Satz noch einige Punkte durch Übertritte oder Fehlschläge bei der Angabe geschenkt hatte, gelingt nun fast alles. „Ich bin 36, da braucht man etwas länger, um in Schwung zu kommen“, sagt er nach dem Spiel mit einem Grinsen. Und vorne? Da ballert Rune Hinrichsen fleißig weiter! Mit 11:3 holt sich das dänische Team letztlich den dritten Satz und macht das Spiel mit einem anschließenden 11:1 ungefährdet zu.

Bescheidener Matchwinner

Angesprochen auf den Vergleich mit Patrick Thomas gibt sich der 21-jährige Hinrichsen nach dem Spiel bescheiden. „Es ist natürlich eine Ehre, mit so einem Spieler im gleichen Atemzug genannt zu werden, aber er spielt doch noch auf einem ganz anderen Niveau. Ich muss noch viel lernen, um dahin zu kommen“, so Hinrichsen nach dem Spiel.

Favorit gegen Belgien

Am Sonntag wartet auf die dänische Mannschaft im zweiten Gruppenspiel Belgien, das sein erstes Match mit 0:3 gegen die USA verloren hat. „Wir gehen als klarer Favorit in dieses Spiel“, so Diedrichsen, der bereits eine Rotation im Team ankündigt. „Es wird ein langes Turnier und wir haben zehn gute Spieler. Wir müssen uns die Kräfte einteilen, daher denke ich, werden wir morgen bereits etwas durchtauschen“, so der Nationaltrainer.

Das Spiel gegen Belgien beginnt am Sonntag um 10 Uhr.

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