Faustball-WM

Dänemark verkauft sich gegen übermächtige Italiener teuer

Dänemark verkauft sich gegen übermächtige Italiener teuer

Dänemark verkauft sich gegen übermächtige Italiener teuer

Mannheim
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Josef Khalil spielte eine überragende WM und zeigte auch in diesem Spiel abermals, was in ihm steckt. Foto: Moritz Kaufmann

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Vor einer riesigen Kulisse von 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauern stemmen sich die dänischen Faustballer in ihrem letzten WM-Spiel mit allem, was sie haben, gegen Italien und verlieren dennoch mit 1:3. Traurige Nordschleswiger gibt es am Ende trotzdem nicht.

Spielern und Trainern ist die Anspannung vor dem letzten Spiel dieser Weltmeisterschaft deutlich anzusehen. Angesichts der Kulisse, die in der prall gefüllten SAP-Arena auf sie blickt, kann ihnen dies aber wohl auch niemand verdenken. In der riesigen Halle, in der normalerweise die Eishockeyspieler der Adler Mannheim oder die Handballer der Rhein-Neckar-Löwen ihre Heimspiele austragen, wurde extra für die Finaltage der Faustball-WM Naturrasen ausgelegt. So sind an diesem Freitagnachmittag die Augen von 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf die Spieler aus Nordschleswig gerichtet, die gegen Italien um den siebten Platz spielen.

Den dänischen Spielern bietet sich eine unglaubliche Kulisse. Foto: Moritz Kaufmann

„Einfach genießen“

„Das ist wirklich unglaublich, was hier geht. Die Jungs sollen das einfach genießen“, sagt Co-Trainer Henrik Nielsen vor dem Spiel.

Nationalcoach Peter Diedrichsen prognostiziert, dass es für sein Team an diesem Tag ganz schwer werden wird – und das nicht nur angesichts der individuellen Qualität auf italienischer Seite. „Der Platz sieht zwar gut aus, aber er ist unglaublich stumpf. Die Bälle springen fast gar nicht. Ich glaube nicht, dass das gut für uns ist“, so Diedrichsen kurz vor Beginn der Partie.

Schwerer Beginn

Und er sollte recht behalten. Die Italiener kommen sofort gut rein ins Spiel und kommen immer wieder zu guten Abschlüssen, denen die dänischen Verteidiger Florian Wittmann und Josef Khalil sowie Mittelmann Thore Naujeck nichts entgegenzusetzen haben. Doch neben den starken Bällen der Italiener und den schwierigen Platzverhältnissen hat das dänische Team im ersten Satz noch mit etwas anderem zu kämpfen. „Man hat die Nervosität am Anfang schon deutlich gespürt. Aber wer will es ihnen verübeln? Das ist eine Kulisse, die erdrückend ist, und die Jungs sind das einfach nicht gewohnt“, so Coach Diedrichsen nach dem Spiel.

Die dänischen Spieler haben zu Beginn deutliche Probleme, die Bälle der Italiener unter Kontrolle zu bringen. Foto: Moritz Kaufmann

Schneller erster Satz

Die vom Trainer angesprochene Nervosität führt unter anderem immer wieder dazu, dass Dänemark sich mit leichten Fehlern das Leben selbst schwer macht. Angreifer Hans Martin Asmussen tritt bei der Angabe ein ums andere Mal über, und Rune Hinrichsen berührt wiederholt die Leine. Dänemark liegt schnell mit 3:9 hinten, kann beim Stand von 5:10 zwar noch einen Satzball abwehren, muss den Satz aber schließlich klar mit 5:11 abgeben.

Dänemark hält dagegen

Zu Beginn des zweiten Satzes kommt Jakob Jürgensen für Thore Naujeck in die Zentrale. Seine Einwechslung macht sich sofort bezahlt. Dänemark ist plötzlich drin im Spiel. Verteidiger Josef Khalil kommt nach Problemen zu Beginn nun deutlich besser in die Partie. Immer wieder gelingt es ihm und auch seinen beiden Nebenmännern Wittmann und Jürgensen, Bälle zu entschärfen, denen sie zuvor nur hilflos hinterherschauen konnten. Und auch im Angriff legt sich langsam die Nervosität. Immer wieder lässt Hans Martin Asmussen die Italiener nun mit seinen Angaben alt aussehen, und auch Rune Hinrichsen kann seine Abschlüsse besser platzieren. Das Ergebnis: Dänemark geht schnell mit 4:1 in Führung. Die Italiener müssen sich kurz schütteln, finden dann aber ihrerseits wieder zurück ins Spiel.

Dänemark wirft alles rein. Foto: Moritz Kaufmann

Es entwickelt sich in der Folge ein enges Match. Dänemark gelingt es immer wieder, in Führung zu gehen, sich aber nicht abzusetzen. Es steht 9:9. Aus Sicht der Dänen ist der Satzgewinn zum Greifen nah. Doch dann versagen die Nerven. Die folgende Angabe der Italiener kann Josef Khalil zwar noch sensationell unter Kontrolle bringen, doch dann verspringt Jakob Jürgensen der Ball, und Italien geht mit 10:9 in Führung und kann danach direkt den ersten Satzball zum 11:9 nutzen.

Freier Fall

Wer zu diesem Zeitpunkt geglaubt hat, dass Dänemark nun endgültig gebrochen sein wird, sollte sich im dritten Satz zunächst bestätigt fühlen.

Im dritten Satz sieht es zunächst so aus, als ob das Spiel schnell vorbei ist. Foto: Moritz Kaufmann

Diedrichsen wechselt für Hans Martin Asmussen dessen Bruder Kurt ein. Eine Minute später liegt Dänemark mit 0:3 hinten. Diedrichsen nimmt eine Auszeit und macht den Wechsel wieder rückgängig.

Dänemark befindet sich anschließend im freien Fall. Keine vier Minuten sind im dritten Satz gespielt, und die Nordschleswiger liegen mit 1:7 zurück. Das Spiel scheint gelaufen.

Das Comeback

Siegessicher wechselt der italienische Trainer fleißig durch und bringt seine zweite Garde. Doch Dänemark beweist einmal mehr in diesem Turnier Moral, Kampfgeist und Willen. Rune Hinrichsen, der sich bei seinen Abschlüssen bisher nicht getraut hat, voll durchzuziehen, löst plötzlich seine Handbremse und ballert den Italienern die Bälle in alter Manier um die Ohren.

Immer wieder ist Italien nun gegen seine starken Schläge machtlos. Dennoch schafft es Italien, sich mit 10:8 in Front zu bringen und hat zwei Matchbälle. Hans Martin Asmussen beweist Nerven aus Stahl, guckt das italienische Team aus und spielt eine Angabe kurz hinter die Leine. Erster Matchball abgewehrt. Als Rune Hinrichsen anschließend auf 10:10 stellt, tobt die gesamte Arena. Dänemark zwingt Italien in die Crunch Time. Wieder ist es Rune Hinrichsen mit einem harten, für die italienischen Verteidiger unerreichbaren Ball, der Dänemark mit 11:10 in Führung bringt. Italien zeigt sich, auch angesichts der lauten Anfeuerungsrufe für Dänemark, beeindruckt. Die Angabe geht weit ins Aus. Die ganze Halle ist außer sich. Dänemark holt Satz drei.

Im dritten Satz haben die dänischen Spieler die Nervosität endgültig abgelegt. Foto: Moritz Kaufmann

Italien zu routiniert und clever

Der Trainer der Italiener ist sichtlich unzufrieden. Er sieht sich gezwungen, seine erste Mannschaft wieder auf das Feld zu schicken. Voller Selbstvertrauen durch den dritten Satz, gelingt es der dänischen Mannschaft, auch dem A-Team der Italiener Paroli zu bieten. Italien geht zwar immer wieder in Führung, doch Dänemark verkauft sich teuer und kann durch clevere Angaben und Abschlüsse von Hans Martin Asmussen und Rune Hinrichsen zunächst Schritt halten. Doch dann lässt die Konzentration nach. Durch zwei Asmussen-Übertritte bei der Angabe und eine unglaubliche Abgezocktheit der italienischen Angreifer zieht Italien Mitte des Satzes endgültig davon, holt diesen am Ende mit 11:6 und gewinnt das Spiel.

Dänemark wird nach dem Spiel trotzdem von den Fans gefeiert. Foto: Moritz Kaufmann
Dänemark beendet die WM erhobenen Hauptes. Foto: Moritz Kaufmann

Stolzer Kapitän

„Wir müssen uns leider eingestehen, dass gegen routinierte Italiener heute nichts zu holen war. Ich bin aber trotzdem sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben nie die Köpfe hängen lassen. Unser Ziel war es, bei dieser WM mindestens den neunten Platz zu holen, jetzt ist es sogar Platz acht geworden. Ich denke, wir können zufrieden nach Hause fahren“, sagt Kapitän Thore Naujeck nach dem Spiel.

Kapitän Thore Naujeck ist stolz auf seine Mannschaft. Foto: Moritz Kaufmann

Positives Fazit des Trainers

Auch sein Trainer zieht eine positive Bilanz: „Diese Weltmeisterschaft war ein voller Erfolg für uns. Wir wollten es unbedingt schaffen, hier heute in dieser Arena vor so einer Kulisse zu spielen. Dieses Ziel hatten wir durch eine herausragende Vorrunde schon praktisch klargemacht. Das Spiel gegen Argentinien ärgert mich immer noch etwas, ansonsten ist alles ein Traum“, so der Nationalcoach, der sich bei den kommenden Turnieren sogar eine noch bessere Platzierung vorstellen kann. „Wenn wir so konzentriert weiterarbeiten und die Jungs noch ein paar Haare auf die Brust kriegen, dann ist in Zukunft auf jeden Fall noch mehr drin.“

Nationaltrainer Peter Diedrichsen freut sich auf die kommenden Turniere. Foto: Moritz Kaufmann
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