Deutsche Minderheit

Zoff im Frauenbund: Vorstand tritt geschlossen zurück

Zoff im Frauenbund: Vorstand tritt geschlossen zurück

Zoff im Frauenbund: Vorstand tritt geschlossen zurück

Sonderburg/Sønderborg
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Doris Ravn bei ihrem letzten Tätigkeitksbericht für den Frauenbund Sonderburg Foto: Ilse Marie Jacobsen

Der Vorstand des Frauenbundes Sonderburg wollte seine Kassiererin Renate Weber-Ehlers loswerden. Die Kassiererin protestierte aber gegen die Ausschließung – und warf dem Vorstand ernste Regelverstöße vor.

Bei der Generalversammlung des Frauenbundes Sonderburg ging es am Sonnabend hoch her. Ab 14.30 Uhr wurde im Mariaheim argumentiert, protestiert, gerufen, einige verließen aus Protest den Saal – und Versammlungsleiter Hans Grundt, Abteilungsleiter des Sozialdienstes Nordschleswig, musste immer wieder eingreifen.

Am Ende stand fest: Die Teilnehmer konnten dem Ausschluss von Renate Weber-Ehlers auf der vorliegenden Grundlage nicht zustimmen. Deshalb legte der gesamte Frauenbund-Vorstand auf der Stelle sein Amt nieder.

Exkludierung der Kassiererin

Doch wie war es zu dem Streit gekommen?

Der Frauenbund-Vorstand hatte vor einigen Monaten festgestellt, dass eine Zusammenarbeit mit der relativ neuen Kassiererin Renate Weber-Ehlers nicht mehr möglich sei. „Sie hat mich der Kriminalität und Urkundenfälschung beschuldigt. Aber das habe ich nicht. Das habe ich nicht“, wies Doris Ravn die Anschuldigungen von sich. Der Vorstand hatte daher beschlossen, die Kassiererin auszuschließen, „um die weitere Arbeit wieder leisten zu können“, so Ravn.  

Doris Ravn legte einen Kassenbericht vor, den sie ohne die sonst zugänglichen Papiere eines Kassierers ausgearbeitet hatte. Das Jahr schloss mit einem kleinen Unterschuss ab.

Worum geht es?

Da meldete sich Renate Weber-Ehlers zu Wort.

„Du hast jetzt nicht das Wort“, meinte Hans Grundt.

„Ich bin uneinig. Weil ich immer noch Kassiererin bin“, so Weber-Ehlers, die feststellte, dass ein Vorstand ihr nicht kündigen könne. Das könne nur bei einer Generalversammlung passieren.

Hans Grundt erklärte, dass laut allgemeinem dänischem Vereinsrecht ein Vorstand auch zwischen den Generalversammlungen Entscheidungen treffen kann. Das müsse dann aber bei der nächsten Generalversammlung von der Versammlung bestätigt werden.

„Warum musste Renate denn gehen? Wir wissen ja gar nicht, worum es geht“, meinte eine Teilnehmerin.

Vorstand mit nur drei Mitgliedern

Nach einigem Hin und Her erhielt Renate Weber-Ehlers das Wort. Sie erklärte, dass der Frauenbund sich um den Vorstand der Stiftung Mariaheim kümmern müsse. Laut Satzungen müssten sieben Personen im Vorstand der Stiftung sitzen.

 

Es tut mir leid, dass es so endet. Ich will mich aber trotzdem bei den Ausscheidenden für die Arbeit danken, die sie hier gemacht haben.

Hans Grundt, Versammlungsleiter

 

„Doris wollte aber die Satzungen ändern. Sie wollte sie auf drei reduzieren. Aber warum wurden die freien Plätze nicht besetzt?“, fragte Renate Weber-Ehlers, die auch die dabei anfallenden Anwaltskosten kritisierte.

Ihr war das Schreiben an die für solche Änderungen verantwortliche Behörde („Civilstyrelsen“) nicht vorgelegt worden. Die Kassiererin hatte die Behörde daraufhin angeschrieben.

Mängel und Kritik am Mariaheim-Zustand

Anschließend sprach Renate Weber-Ehlers weitere „ernste Regelverstöße“ an. So waren drei der fünf Mitglieder des Frauenbunds nicht vom Vorstand gewählt worden, wie laut Satzungen vorgeschrieben.

Angesprochen wurde auch der Zustand des Mariaheims, wo es laut einigen Frauenbund-Mitgliedern nicht mehr sauber und gepflegt sei.

Und: Ein Papier, mit dem der Frauenbund-Vorstand ein Darlehen für das Mariaheim beantragen wollte, war der Kassiererin nicht vorgelegt worden, erklärte sie.

Tätigkeitsbereicht gutgeheißen

Der letzte Tätigkeitsbericht von Doris Ravn wurde von der Versammlung schließlich anerkannt. Anschließend legten die Vorstandsmitglieder allerdings ihre Ämter nieder.

„Es tut mir leid, dass es so endet. Ich will mich aber trotzdem bei den Ausscheidenden für die Arbeit danken, die sie hier gemacht haben“, meinte Hans Grundt. Es wurde geklatscht.

Dann ging Doris Ravn, die seit 15 Jahren die Vorsitzende des Frauenbundes ist, sofort zu einem Mahagoni-Schrank und zog ganz viele Handarbeitsarbeiten heraus, die sie alle in eine große Tasche steckte. Das waren Handarbeiten für die nächste Adventsfeier.

Viel für den Frauenbund getan

Doris Ravn half, den Kaffee und die vielen von ihr selbst gebackenen Kuchen auf die Tische zu stellen. Nach anderthalb Stunden voller Anschuldigungen, Zwischenrufen, Beschimpfungen und Erklärungen gönnte auch sie sich eine Pause:

„Ich hatte es erwartet. Ich habe so viel für den Frauenbund getan. Aber ich werde nicht mehr zur Verfügung stehen“, stellte sie sichtlich bewegt fest. 

Und wie geht es weiter? Bei einer außerordentlichen Sitzung, zu dem eine Gruppe mit Renate Weber-Ehlers einberuft, soll der Sachverhalt der von ihr angemerkten Dinge noch konkreter dargestellt werden.

Der Frauenbund Sonderburg hat 59 Mitglieder und ist dem Sozialdienst Nordschleswig angeschlossen.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
Hannah Dobiaschowski Projekte / Marketing
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