Geschichte

Ein sprechender Tisch erzählt von König Christian II.

Ein sprechender Tisch erzählt von König Christian II.

Ein sprechender Tisch erzählt von König Christian II.

Sonderburg/Sønderborg
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Leiter Carsten Porskrog Rasmussen beim leuchtenden Tisch, der auch Dänisch spricht Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Viele Gemälde zeigen einen König, der im Sonderburger Schloss mit seinem Finger auf der Tischplatte eine Rille macht. Dieser royale Mythos wird nun auf moderne Weise dem Publikum präsentiert.

Von 1532 bis 1549, also 17 Jahre lang, musste König Christian II. (1481-1559) im Sonderburger Schloss verbringen.

Er war nicht freiwillig dort, sondern inhaftiert. Aus den früheren Abrechnungen des Hofes konnten die Museumsleute sehen, dass der royale Gast in Sonderburg erlesene Speisen und Getränke erhielt.

Das berühmte Gemälde von Lucas Cranach und ein von König Christian II. und seiner Frau Elisabeth unterschriebener Brief Foto: Ilse Marie Jacobsen
Der sprechende Tisch zeigt vier Minuten lang auch verschiedene Zeichnungen Foto: Ilse Marie Jacobsen
Christian II. ging für acht Jahre ins Exil. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Er soll aber der Sage nach mit einem Finger auf der Tischplatte rastlos um einen runden Holztisch gewandert sein. Dabei ist eine Rille entstanden. Unter anderem der dänische Künstler Carl Bloch hat diese vielsagende Situation auf einem berühmten Gemälde verewigt.

Die gute Geschichte

Seit mehreren Jahrzehnten gibt es in den Museumsräumen eine eigene Abteilung mit der prominentesten Person im Sonderburger Schloss. Im vergangenen Jahr wurde ein neuer recht außergewöhnlicher Tisch eingeweiht. Der in Sonderburg hergestellte und mit einer speziellen Technik versehene Tisch zeigt einige Zeichnungen, und der Tisch erzählt selbst die beliebte Geschichte von Christian II.

Die Gäste haben jahrelang nach dem runden Tisch gefragt, aber wir können ja keine falschen Sachen zeigen. Dann haben wir beschlossen, dass wir etwas ganz Neues schaffen, wo mit dem Tisch der Mythos beschrieben wird.

Carsten Porskrog Rasmussen, Leiter Museum Sønderjylland

„Die Gäste haben jahrelang nach dem runden Tisch gefragt, aber wir können ja keine falschen Sachen zeigen. Dann haben wir beschlossen, dass wir etwas ganz Neues schaffen, wo mit dem Tisch der Mythos beschrieben wird. Hier sollte die gute Geschichte überbracht werden. Ich habe übrigens selbst das Manuskript geschrieben“, so der Leiter Carsten Porskrog Rasmussen.

Der beleuchtete runde Tisch mit der tiefen Rille ist nun der krönende Mittelpunkt in der Abteilung mit Christian II., wo die Gäste – allerdings nur in dänischer Sprache – vier Minuten lang historisch ganz korrekt informiert werden. Wo das Museum sonst Details immer in drei Sprachen präsentiert, war beim runden Tisch eine Übersetzung ins Deutsche oder Englische nicht machbar, wie Rasmussen feststellt. 

Nur das Wesentliche

„Wir konzentrierten uns hier mehr auf die Thematik und die wesentlichen Gegenstände. Wir haben einfach die besten Dinge aus dem früheren Raum genommen“, so Carsten Porskrog Rasmussen. „Die Geschichte gefällt mir, und es ist gut, wie sie hier präsentiert wird. Nur das Wesentliche“, so der Leiter.

Wo in der früheren Ausstellung auch diverse Gemälde mit dem König am runden Tisch präsentiert wurden, gehen die Gäste heute in einen Raum, wo sie zunächst vor einem der wertvollsten Gemälde des Schlosses stehen.

Carsten Porskrog Rasmussen vor der Treppe, die einst zum Turmraum des König Christian II. führte. Foto: Ilse Marie Jacobsen
Der Tisch zeigt die Hand, mit der König Christian II. eine Rille in den Tisch machte. Foto: Ilse Marie Jacobsen
In Büchern wurde die Geschichte von Christian II. beschrieben. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Es ist das vornehme Christian-II.-Porträt des berühmten Künstlers Lucas Cranach dem Älteren, das in Paris erworben wurde. Das exklusive Werk kostete vor neun Jahren sechs Millionen Kronen und konnte nur mit der finanziellen Hilfe von drei dänischen Fonds erworben werden. Unter dem Gemälde liegt ein von König Christian II. und seiner Frau Elisabeth unterschriebener Brief.

Gehört einfach zum Schloss

Während des Umbaus hat Christian II. dem Publikum gefehlt. „Uns auch. Aber wir sind glücklich, dass er nun wieder hier ist. Die Geschichte über den König und den runden Tisch gehört einfach zum Sonderburger Schloss“, so Carsten Porskrog Rasmussen.

Gemälde zeigen unter anderem die große Liebe von König Christian II., die Holländerin Dyveke, die – trotz seiner Heirat mit Elisabeth, der Schwester von Kaiser Karl V.  ­– mit ihrer Mutter Sigbrit nach Kopenhagen zog. Mutter Sigbrit wurde übrigens auch die Ratgeberin und Finanzministerin des dänischen Königs.

27 Jahre lang ein Gefangener

König Christian II. wurde 1523 vom damaligen dänischen Reichstag abgesetzt. Er flüchtete ins Ausland und versuchte anschließend aber, wieder an die Macht in Dänemark zu kommen. Sein Exil hörte 1531 auf, als er Norwegen erobern wollte.

Er wurde 1532 gefangengenommen und ins Sonderburger Schloss gebracht. 1549 wurde er ins Schloss Kalundborg überführt, wo er bis zu seinem Tod 1559 blieb. König Christian II. wurde mit seinen 77 Jahren ein zu damaligen Zeiten sehr alter Mann.

An der Sønder Havnegade steht ebenfalls ein Christian-II.-Tisch mit Rille Foto: Ilse Marie Jacobsen
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