Vortragsnachmittag
Die Sekretärin, die im Hotel am Sonderburger Strand für die Nazis arbeitete
Die Sekretärin, die im Hotel am Sonderburger Strand für die Nazis arbeitete
Die Sekretärin, die in Sonderburg für die Nazis arbeitete
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Auf Einladung des Montagsclubs hielt die Vorsitzende des Deutschen Museums Sonderburg einen Vortrag über Frauen aus der Minderheit in der Nazi-Zeit. Ilse Friis erzählte von einer deutschen Übersetzerin, die in Sonderburg für den Sicherheitsdienst tätig war.
„Kennen Sie diese Frau?“ Mit dieser Frage und einem Porträt einer jungen Frau sucht die dänische Sicherheitspolizei 1946 nach Zeuginnen und Zeugen. Der ehemaligen Mitarbeiterin der Gestapo namens Irmgard Bade soll der Prozess gemacht werden, und die Behörden bereiten die Beweislage vor.
Bei Verhören der Gestapo anwesend
Über dieses und weitere Frauenschicksale aus der deutschen Minderheit rund um die Zeit des Zweiten Weltkriegs berichtete Ilse Friis am Montag auf Einladung des Sozialdienstes Sonderburg. Beim ersten Montagsclub der Saison hielt die Vorsitzende des Deutschen Museums Nordschleswig einen spannenden Vortrag. Der Lebensweg der Sekretärin Irmgard Bade war ein Teil der Geschichte.
1919 in Apenrade (Aabenraa) geboren, führt sie ihr Lebensweg 1944 nach Sonderburg, wo sie für die Nazis als Übersetzerin arbeitet. Im Zeitungsausschnitt ist zu lesen, dass Bade bei Verhören der Gestapo anwesend war und deshalb von der dänischen Sicherheitspolizei gesucht wird.
Nach einer Ausbildung in Berlin in Maschinenschreiben und Stenografie kehrt Irmgard Bade zunächst nach Dänemark zurück, lebt, studiert und arbeitet anschließend in Hannover, Hamburg und Prag. Im Auftrag der Sicherheitspolizei Gestapo wird sie als Übersetzerin und Dolmetscherin schließlich nach Sonderburg geschickt.
Unterlagen in der Heizanlage des Hotels verbrannt
Im Hotel Sonderburg Strand arbeitet sie bis zum 3. Mai 1945 für die Nazis. Als letzte Handlung in Sonderburg verbrennt sie sämtliche Materialien und Unterlagen der Sicherheitspolizei in der Zentralheizung des Hotels. Im Juni 1945 wird sie schließlich verhaftet und am Ende zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Ilse Friis berichtete von einer Handlung von Irmgard Bade, die ihr zulasten gelegt wurde.
„Es gab einen Angestellten bei der Sonderburger Kommune, von dem die Gestapo meinte, er sei Widerstandskämpfer. Sie ist dann zu ihm ins kommunale Kontor gegangen und hat gefragt, ob sie privat mit ihm sprechen könne. So hat sie ihn auf die Straße gelockt, und da stand die Gestapo. Die hat ihn verhaftet und mit ihren Methoden zum Reden gebracht. Der Mann hat ihr das nie verziehen.“
Irmgard Bade gab dem „Nordschleswiger“ ein Interview
1949 wird Bade auf Probe entlassen. Sie reist 1952 nach Südafrika und bekommt eine Stelle in einem Hotel. 1956 gibt sie dem „Nordschleswiger“ während eines Besuchs in der Heimat ein Interview und erzählt von ihrem neuen Leben in Südafrika, wo sie sich den Erzählungen nach in einen verheirateten jüdischen Geschäftsmann verliebte.
In den 1960ern kehrt Irmgard Bade nach Hamburg zurück, wo sie für die Ärztekammer arbeitet. Sie stirbt im Juli 2002.
Mit dem spannenden und informativen Vortrag ist der Montagsclub des Sozialdienstes in die Saison gestartet.