Grenzüberschreitendes

SDU Sonderburg: Studiengang auf Deutsch ist gerettet

SDU Sonderburg: Studiengang auf Deutsch ist gerettet

SDU Sonderburg: Studiengang auf Deutsch ist gerettet

Sonderburg/Sønderborg
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Die Syddansk Universitet (SDU) in Sonderburg Foto: SDU

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Eigentlich sollte der Studiengang „Internationale Betriebswirtschaft mit Deutsch“ an der Universität in Sonderburg aus ökonomischen Gründen gestrichen werden. Dank einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Flensburg bleibt er erhalten – und wird laut Studiengangsleiterin Klarissa Lueg sogar noch besser.

Die Meldung, dass ab Januar 2024 einige Studiengänge der Humanistischen und der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Süddänischen Universität (SDU) gestrichen werden, verbreitete sich im Mai wie ein Lauffeuer. Betroffen sind Studiengänge, die sich aufgrund einer zu geringen Anzahl Studierender nicht mehr rentieren. Darunter fiel zunächst auch der Bachelor- und Kandidat-Studiengang „International erhvervsøkonomi med tysk“ (Internationale Betriebswirtschaft mit Deutsch) in Sonderburg. Doch dieser ist nun gerettet, wie aus einer Pressemitteilung der Universität hervorgeht.

Wir haben doch eine Reihe an Anfragen und Emails auch von Arbeitgebern in der Region bekommen, warum es denn nicht weitergeht mit dem Studiengang.

Klarissa Lueg, Studiengangsleiterin an der Süddänischen Universität in Sonderburg

Eine neue Struktur der Ausbildung und eine Kooperation mit der Europa-Universität in Flensburg (EUF) machen das möglich. „Ich muss ganz deutlich sagen, dass es ohne die EUF nicht geklappt hätte“, sagt Studiengangsleiterin Klarissa Lueg auf Nachfrage des „Nordschleswigers“. Die Rettung sei eine „sensationelle Nachricht“. 

Sie selbst habe nach der Mitteilung im Mai eine Weile gebraucht, um ihren Optimismus wiederzufinden. „Wir haben doch eine Reihe an Anfragen und E-Mails auch von Arbeitgebern in der Region bekommen, warum es denn nicht weitergeht mit dem Studiengang“, so Lueg.

Rettung dank grenzübergreifender Kooperation

In einer außerordentlichen Sitzung der Steuerungsgremien sei dann schnell deutlich geworden, dass eine Lösung gewünscht ist. Am Ende stand der Vorschlag der EUF, ökonomisch auszuhelfen und Unterrichtseinheiten zu übernehmen. „Das ist extrem freundschaftlich abgelaufen“, sagt die Studiengangsleiterin. Die Rettung des Studiengangs sei einer guten grenzüberschreitenden Kooperation zu verdanken. „Dass wir so schnell das Verständnis zwischen den verschiedenen Akteuren erreichen können, freut mich.“

Klarissa Lueg im Alsion in Sonderburg. Foto: Kilian Neugebauer

Es sei in den Gesprächen gelungen, dass bei diesem grenzübergreifenden Studiengang die Studierendenzahlen nicht isoliert betrachtet werden dürfen, auch wenn es zuletzt nur wenige Immatrikulationen für das Erstsemester in der deutschen Sprachlinie des Studiengangs gab.

Rückläufige Zahlen sind allerdings kein Phänomen, welches allein diesen Studiengang betrifft. Seit Jahren lässt sich der Trend beobachten. Man müsse daher auch diesen Studiengang gesamtheitlich betrachten, sagt die Professorin. „Am Ende zählt es, aufgeklärte Europäerinnen und Europäer ausgebildet zu haben, die in der Region nachgefragt sind.“

Änderungen sorgen für „Qualitätssteigerung“

Die kleineren Anpassungen jetzt bedeuteten sogar eine Qualitätssteigerung, so Lueg. Künftig werde der Deutschunterricht für die Studierenden aus Dänemark in den ersten beiden Semestern vom Sprachcenter der EUF übernommen. Im zweiten Semester gibt es die Möglichkeit, an einem Projekt namens „Entrepreneurship & Innovation“ an der Uni Flensburg teilzunehmen. In diesem Rahmen sollen die Studierenden innovative Geschäftsideen, etwa für die deutsch-dänische Grenzregion, entwickeln.

Im dritten und vierten Semester liegt der Fokus auf Wirtschaftssprache und Kommunikation. „Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Mündlichen und dem Gemeinschaftlichen“, sagt Lueg. Die beiden Semester seien eine Art Begegnungskurs, weil Studierende aus Deutschland und Dänemark in dieser Zeit gemeinsam lernen. Dabei würden sie auch bei den fachsprachlichen Anforderungen an den Wirtschaftsstudiengang nicht ins kalte Wasser geworfen. „Wir wollen, dass alle langsam reinkommen und ihre mündlichen Fähigkeiten ausbauen und sich überhaupt trauen, Deutsch zu sprechen.“

Am Ende zählt es, aufgeklärte Europäerinnen und Europäer ausgebildet zu haben, die in der Region nachgefragt sind.

Klarissa Lueg, Studiengangsleiterin an der Süddänischen Universität in Sonderburg

Schulbesuche und Probestudieren

Für den Studiengang, für den man sich wieder für das Wintersemester 2024 bewerben kann, gibt es ein paar Zugangsvoraussetzungen. Dänische Studierende sollen in der Schule mindestens drei (begynder A), besser fünf Jahre (fortsætter B) Deutsch gehabt haben. „Abgängerinnen und Abgänger der Schulen der deutschen Minderheit erfüllen die Voraussetzungen bereits“, sagt Lueg. Deutschsprachige Studierende sollten im besten Fall bereits Dänischkenntnisse mitbringen. Die EUF biete dafür aber auch Intensivkurse an. 

Nach dem Abgesang im Mai geht es für Lueg und ihr Team jetzt darum, den Studiengang wieder ins Rampenlicht zu heben. „Wir haben unsere Studienbotschafter, die verstärkt in Schulen gehen und Gymnasiasten ansprechen“, so Lueg. Außerdem lade man auch Gymnasien ein, sich den Studiengang vor Ort anzusehen. „Wer mehr Interesse hat, kann sogar ein paar Tage probestudieren.“

Ein Studiengang von der Region für die Region

Es handele sich um einen Studiengang mit dem Schwerpunkt auf die Region, weshalb man den direkten Weg in die Schulen gewählt hat. „Es ist eine regionale Ausbildung, ein Spezialinteresse, aber auch unheimlich nachgefragt.“ Werkstudierendenjobs würden sich immer umgehend finden und Absolventinnen und Absolventen würden immer schnell Arbeit bekommen, so Lueg.

Das sieht auch der Rektor der Universität von Süddänemark, Jens Ringsmose, so. Er bezeichnet den Beschluss zum Erhalt des Studienganges in einer Pressemitteilung als „erfreuliche Nachricht“. So sei sichergestellt, „dass unser Programm für Studierende von beiden Seiten der Grenze attraktiv bleibt und ein vielfältiges und integratives Umfeld im Programm gefördert wird. Außerdem wird dadurch sichergestellt, dass wir auch weiterhin Absolventinnen und Absolventen mit Deutschkenntnissen haben, was für die Arbeitgebenden in der Region von großem Nutzen ist.“ 

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