Kommunalwahl 2021

Pädagoge, Familienvater und einer der SP-Spitzenkandidaten

Pädagoge, Familienvater und einer der SP-Spitzenkandidaten

Pädagoge, Familienvater und einer der SP-Spitzenkandidaten

Notmark
Zuletzt aktualisiert um:
Poul Harald Holm vor der alten Schule in Notmark, dem Vereinshaus der Dorfgilde Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Poul Harald Holm tritt zum ersten Mal für die Schleswigsche Partei an. Warum er sich für die SP entschieden hat und was er als Kommunalpolitiker bewirken will, erklärt er im Interview.

Poul Harald Holm ist an diesem Mittwochabend ausnahmsweise alleine in der alten Notmarker Schule. Normalerweise finden in den alten Klassenzimmern Sitzungen und Besprechungen statt, wenn sich Vereine oder Mitglieder der Dorfgilde für Hundsleff, Almstedt und Notmark hier treffen.

Heute ist der 47-Jährige zum Interview in das Vereinshaus gekommen. Um zu erzählen, warum er für die Schleswigsche Partei als einer von acht Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten für einen Sitz im Kommunalparlament antritt, und welche Bedeutung lokales Engagement für ihn hat.

„Das Leben ist auch gut in dieser Lokalgemeinschaft“

Er, der vor 20 Jahren aus Westjütland nach Alsen gezogen ist, weil seine Frau Susanne aus der Gegend kommt. Seitdem ist Poul Harald Holm längst heimisch geworden. Dort, wo es auf der Insel am höchsten ist, wie er lachend verrät.

Rund um Notmark und Hundsleff haben die Gletscher der Eiszeit eine hohe Moränenlandschaft geschaffen, der höchste Punkt der Insel liegt mit dem Høgebjerg nur rund drei Kilometer entfernt. „Es ist eine fantastische Landschaft hier, und das Leben ist auch gut in dieser Lokalgemeinschaft. Das Engagement ist groß“, sagt der Stadtratskandidat.

Hier in der alten Schule nutzen örtliche Vereine die alten Klassenzimmer als Sitzungslokale. Foto: Karin Riggelsen

Er ist seit über 13 Jahren in die Entwicklungspolitik der Dörfer involviert. Seit damals, als die Dorfgilden im Zuge der Kommunalreform Gestalt annahmen und zu aktiven Posten auf dem Land wurden.

Poul Harald Holm war im Aktivitätsausschuss dabei, hat Dorfverschönerungen mit konzipiert und arbeitet derzeit an einem Projekt mit, durch das rund um die alte Schule ein Aktivitäts- und Aufenthaltszentrum entstehen soll.

„Das Engagement für die Lokalgemeinschaft und generell das Ehrenamt ist mir in die Wiege gelegt worden. Meine Eltern waren in der Kirche aktiv. Wenn es Menschen gab, die Hilfe brauchten, ist meine Mutter aufgestanden und hat Hilfe angeboten oder Hilfe organisiert“, erinnert sich Poul Harald Holm.

„Partei gesucht, die Einfluss nehmen kann“

Er selbst ist in Vereinen und Gruppen groß geworden. Hat in der Sporthalle von Skjern Handball gespielt und mit der Familie Gesellschaftsthemen diskutiert. „Freiwillige Mitarbeit war bei uns Zuhause völlig normal, meine Eltern waren sehr engagiert und das hat wohl abgefärbt“, sagt Holm, der als Pädagoge an der Ahlmansschule arbeitet.

2013 kandidierte er schon einmal für den Stadtrat – damals für die Christdemokraten. „Doch ich musste einsehen, dass die Christdemokraten hier in der Region einfach keine Tradition haben, die Wählerschaft ist hier einfach nicht vorhanden. Da ich mich aber gerne politisch engagieren wollte, habe ich mir eine Partei gesucht, die Einfluss nehmen kann.“

 
Poul Harald Holm lebt mit seiner Familie in Hundsleff. Foto: Karin Riggelsen

Viele Familien gehen kaputt. Unterstützung anbieten, damit Partnerschaften gesund und gut sind und bleiben, das wäre eine vorbeugende Maßnahme.

Poul Harald Holm, SP-Spitzenkandidat

2014 beschloss Poul Harald Holm, nicht wieder für die Christdemokraten zu kandidieren. 2018 wurde er Mitglied im Kommunalvorstand der Schleswigschen Partei Sonderburg. Als Vorstandsmitglied hat er seitdem auf vielen Sitzungen miterlebt, worum es in der Sonderburger Kommunalpolitik geht. „Und genau das finde ich interessant: die Kommunalpolitik. Wie sie Einfluss auf unseren Alltag hat. Das mitzugestalten ist in meinen Augen eine sehr wichtige Aufgabe!“

Familienpolitik – das sind nicht nur junge Menschen mit kleinen Kindern, unterstreicht der 47-Jährige. Ein Wunsch des Kandidaten: Ressourcen in Familien generell besser fördern und nutzen. Hilfestellung geben, wenn Eltern an ihre Grenzen kommen.

„Menschen stehen immer wieder vor neuen Abschnitten“

„Viele Familien gehen kaputt. Unterstützung anbieten, damit Partnerschaften gesund und gut sind und bleiben, das wäre eine vorbeugende Maßnahme“, sagt Holm. „Leben verändern sich, Menschen stehen immer wieder vor neuen Abschnitten und Herausforderungen. Wenn die Kinder klein sind, wenn sie plötzlich aus dem Haus sind und sich die Eltern wieder neu finden müssen – es gibt viele Aspekte in der Familienpolitik.“

Familie Holm: Drei Generationen unter einem Dach

Auch im Alter sei Beratung wichtig, beispielsweise, um sich auf den dritten und letzten Lebensabschnitt vorzubereiten. Wann und wie zieht man beispielsweise in ein Pflegeheim um?

Poul Harald Holm lebt das Drei-Generationen-Modell. „Meine Schwiegermutter lebt bei uns. Sie hat alleine gelebt und irgendwann ging es nicht mehr. Es ging ihr damit überhaupt nicht gut und so kam sie 2013 zu uns. Seitdem geht es ihr wieder besser.“

Aus Familien entsprängen die Bürgerinnen und Bürger von morgen. Sind die Familien dysfunktional, präge das auch die Menschen, die darin aufwachsen. Daher sei es wichtig, die Betreuung von herausgeforderten Familien bestmöglich zu organisieren, sagt der Stadtratskandidat. Statt von mehreren Sachbearbeitenden sollten Familien in einem ganzheitlichen Beratungsmodell behandelt werden.

Auf- und Abstuhlen vor und nach den Sitzungen im Notmarker Vereinshaus Foto: Karin Riggelsen

Poul Harald Holm arbeitet als Pädagoge in der Ahlmansschule und kriegt daher mit, wie es an den Volksschulen zugeht. Ist die Qualität so schlecht, wie von Venstre im Wahlkampf behauptet?

„Generell würde ich sagen, dass wir gute Schulen in der Kommune haben, sowohl gute Volksschulen als auch gute Freischulen. Die Kommune hat einen Gesamtplan, den sie verfolgt und das ist ein guter Plan“, so Holm.

„Da schmeißt man die Ressourcen zum Fenster raus“

Wenn er etwas verändern könnte, würde er den Pädagoginnen und Pädagogen mehr Raum und vor allem Zeit geben, ihre pädagogischen Kompetenzen besser einzusetzen, anstatt vor allem den Lehrkräften zu helfen, die Kinder zu betreuen.

„Uns fehlt die Zeit für die Vorbereitung und es sind die Lehrkräfte, die Elterngespräche führen und die pädagogischen Handlungspläne erstellen. Ich finde, da schmeißt man die Ressourcen der Pädagogen zum Fenster raus, denn wir sind ja die fachlichen Pädagogen und die Lehrkräfte sind die Wissenvermittler. Es wäre gut, das im Alltag umzusetzen, damit die Fachlichkeit ausgenutzt wird.“

Ich habe eine Violine, die aber schon seit Jahren ruht. Ebenso wie der Wunsch, mich für die Senioren-Fußballmannschaft anzumelden.

Poul Harald Holm, SP-Kandidat

Wenn Poul Harald Holm nicht arbeitet oder sich im Ortsverein engagiert, geht er gerne laufen oder Radfahren. Außerdem ist er in der Kirche aktiv. Seite älteste Tochter ist bereits verheiratet und aus dem Haus, seine 16-jährige Tochter besucht eine Nachschule und der 18-jährige Sohn lebt zu Hause.

Viel Zeit für Hobby bleibt dem Familienvater derzeit nicht. „Ich habe eine Violine, die aber schon seit Jahren ruht. Ebenso wie der Wunsch, mich für die Senioren-Fußballmannschaft anzumelden“, verrät Holm.

„Die Minderheit ist ein bisschen wie eine Kirchengemeinde“

Zusammen mit seiner Frau nimmt er immer mal wieder an einer Veranstaltung des BDN Sonderburg teil.

„Die Mutter meiner Frau ist deutsch-französisch und daher hat Susanne auch einen deutschen Teil in sich. Dass es in Nordschleswig die deutsche Minderheit gibt, empfinde ich in hohem Grad als Bereicherung. Die Minderheit hier ist ein bisschen wie eine Kirchengemeinde – man kennt sich gut, hat seine eigenen Institutionen und jeder übernimmt Verantwortung. Der BDN ist schon so etwas wie ein zweites Zuhause“, stellt der Stadtratskandidat fest.

 

Mehr lesen