Kommunalpolitik

Erik gegen Ellen – ein Wahlduell

Erik gegen Ellen – ein Wahlduell

Erik gegen Ellen – ein Wahlduell

Gravenstein/Gråsten
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Der Saal war voll besetzt, als sich der Bürgermeister und die Spitzenkandidatin den Fragen des Moderators und des Publikums stellten. Foto: Sara Eskildsen

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Bürgermeister Erik Lauritzen und seine Herausfordererin Ellen Trane Nørby stellten sich in Gravenstein den Fragen von Moderator Siegfried Matlok.

Sonderburgs Bürgermeister Erik Lauritzen im direkten Rededuell mit Venstre-Politikerin Ellen Trane Nørby – diese Diskussionsrunde wollten sich am Sonntagvormittag viele politisch Interessierte nicht entgehen lassen.

Im Gravensteiner Ahlmannspark befragte Moderator Siegfried Matlok die zwei Spitzenkandidaten dazu, wie sie das Rennen um das Bürgermeisteramt der Kommune Sonderburg gewinnen wollen. Bürgermeister Erik Lauritzen von den Sozialdemokraten und Venstre-Politikerin Ellen Trane Nørby trafen im BHJ-Saal auf volle Ränge und viele Fragen.

Ellen Trane Nørby, Siegfried Matlok und Erik Lauritzen Foto: Sara Eskildsen

Beide erhielten zehn Minuten, um sich vorzustellen. Erik Lauritzen legte seinen Fokus dabei auf die Erfolge eines gut vernetzten und breit aufgestellten Stadtrats, der in den vergangenen acht Jahren für jede Menge Entwicklung in der Kommune gesorgt hat.

Seine Ziele für die kommende Wahlperiode: Mehr Ausbildungsmöglichkeiten für die Kommune, noch mehr Einsatz für Zuzügler und gute Wohnangebote für ältere Menschen auch auf dem Land.

Ellen Trane Nørby präsentierte sich als eine auf einem Familien-Hof aufgewachsene Westjütin, die in den vergangenen 17 Jahren in Sonderburg gelebt hat und zwischen ihrer Arbeit als Folketingspolitikerin und der Familie hin und her gependelt ist.

Wahlkampf keine One-Women-Show

Sie sehe den Wahlkampf nicht als One-Women-Show, unterstrich die 41-Jährige, die von 2016 bis 2019 dänische Gesundheitsministerin war. „Wir sind viele und ich stehe für eine breite Zusammenarbeit ein, bei der wir uns gegenseitig zuhören“, so Trane Nørby.

Vieles laufe gut in der Kommune, „aber es gibt auch vieles, was besser werden muss. Wir müssen die Abwanderung von Personen aus der Kommune stoppen. Wir brauchen neue Ausbildungen vor Ort und wir brauchen attraktive Schulen, damit Familien sich für die Kommune entscheiden“, so die Stadtratskandidatin. Ihr Motto lautet außerdem: Mehr Menschen müssen für die Gemeinschaft beitragen, sprich in Arbeit kommen.

Moderator Matlok im Gespräch mit dem Bürgermeister Foto: Sara Eskildsen

Moderator Siegfried Matlok führte die Diskussion unterhaltsam und souverän. Eine Frage an Ellen Trane Nørby lautete: Wie willst du in der Wahlnacht eine Mehrheit finden, wenn laut aktueller Wahlumfragen 40 Prozent der Wählerstimmen auf Erik fallen?

Venstre will eine breite Konstituierung

„Ich habe schon viele Meinungsumfragen kommen und gehen sehen. Die einzige Wählerbefragung, der ich wirklich Glauben schenke, ist die am 16. November. Erik und die Sozialdemokraten stellen derzeit die größte Partei im Stadtrat dar. Daher werden wir an eine reellen breiten Konstituierung interessiert sein. Ob wir dabei auf eine Mehrheit kommen? Das wird das Wahlresultat entscheiden“, so Ellen Trane Nørby.

Die Zuhörerschaft im Ahlmannspark – vor dem Duell gab es Kaffee und Brötchen. Foto: Sara Eskildsen

Eine Frage von Moderator Matlok ließ die Folketingspolitikerin bewusst unbeantwortet. Ob sie nach der Wahl auch als Oppositionsführerin im Stadtrat Platz nehmen würde? „Es ist klar, wenn ich Bürgermeisterin werde, trete ich aus dem Folketing aus. Dann liegt mein Fokus ganz auf Sonderburg.“ Ob sie auch als einfaches Stadtratsmitglied am runden Tisch im Rathaus sitzen wird, dazu wollte sich die Politikerin einmal mehr nicht positionieren.

 

Und was sagt der Bürgermeister zu einer möglichen Konstituierung mit Venstre in der Wahlnacht? „Wir haben in den vergangenen Jahren eine breite Zusammenarbeit im Stadtrat gehabt. Wir Sozialdemokraten haben eine gute und enge Zusammenarbeit mit der Schleswigschen Partei und Fælleslisten. Die fasse ich als unsere primären Zusammenarbeitspartner auf. Aber in der Wahlnacht liegen Zahlen vor – und auch ich kann mir durchaus vorstellen, eine breitere Konstituierung einzugehen als jetzt“, so Erik Lauritzen.

Es gibt tausend junge Menschen unter 30 Jahren in der Kommune, die nicht zur Gesellschaft beitragen. Wir schulden es ihnen, dass sie eine Ausbildung durchlaufen und eine Perspektive erhalten.

Ellen Trane Nørby, Bürgermeister-Kandidatin

Aus dem Publikum meldeten sich zwei Eltern von Kindern mit Herausforderungen, die sich von der Kommune eine bessere Unterstützung wünschen. Wie kann eine übergreifende Zusammenarbeit und die Beschulung von autistischen und beeinträchtigten Kindern besser gelingen kann.

Erik Lauritzen: „Die Arbeit an den Schulen für den Bereich Kinder mit Herausforderungen ist bereits gestärkt wurden. Zu viele Kinder sind nicht gut genug betreut und in Gang gesetzt worden. Ich verstehe die Frustration, aber wir sind auf einem guten Weg.“

Ellen Trane Nørby: „Ihr seid nicht die einzigen, die finden, dass wir nicht gut genug sind. Wir brauchen eine neue Richtung in der Behindertenpolitik. Es gibt tausend junge Menschen unter 30 Jahren in der Kommune, die nicht zur Gesellschaft beitragen. Wir schulden es ihnen, dass sie eine Ausbildung durchlaufen und eine Perspektive erhalten. Und wir brauchen mehr Menschen, die zur Gemeinschaft beitragen, anstatt Leistungen zu erhalten.“

Wird Gravenstein wieder ein bemanntes Touristenbüro erhalten?

Erik Lauritzen: „Dass können wir wieder zur Diskussion stellen. Aber alle Experten haben dazu geraten, auf digitale Beratung umzustellen. Aber wenn vor allem ausländische Besucher mit dem digitalen Angebot nicht klarkommen, müssen wir das diskutieren.“

Ellen Trane Nørby: „Wir brauchen sowohl als auch. Viele Touristen sind nicht so digital wie wir. Wir müssen schauen, wie wir was anbieten.“

Die fallende Bevölkerungszahl ist kein neues Thema für uns. Wir sind auf dem richtigen Weg, diese Entwicklung zu stoppen. Sonderburg als Studentenstadt ist ein wichtiges Instrument.

Erik Lauritzen, Bürgermeister

Trotz Tour de France und Royal Run und kulturellen Aktivitäten im Alsion konnte der Wegzug von Bürgerinnen und Bürgern noch nicht gestoppt werden. Was tun?, so die Frage von Siegfried Matlok.

Ellen Trane Nørby: „1.500 Menschen haben die Kommune in den vergangenen acht Jahren verlassen. Daher wird dieses Thema eine Pflichtaufgabe für alle sein, die im neuen Stadtrat sitzen. Wir müssen mehr werden, statt weniger, und mehr müssen beitragen. Das gilt auch für die 1.000 jungen Menschen außerhalb des Arbeitsmarktes.“

Fallende Bevölkerungszahl: „Wir sind auf dem richtigen Weg“

Erik Lauritzen: „Die fallende Bevölkerungszahl ist kein neues Thema für uns. Wir sind auf dem richtigen Weg, diese Entwicklung zu stoppen. Sonderburg als Studentenstadt ist ein wichtiges Instrument. Tour de France und Royal Run geben uns keine neuen Bürger – aber sie zeigen, wer die Kommune Sonderburg ist und was wir können und dass es eine spannende Kommune ist.“

Nach zwei Stunden ging eine interessante Gesprächsrunde zu Ende, die Moderator Siegfried Matlok gut gelaunt mit einem Zitat beendete, dass „nie so viel gelogen wird wie nach der Jagd, im Krieg und vor Wahlen“.

Das Wahl-Duell im Ahlmannspark war für rund 200 Bürgerinnen und Bürger jedenfalls eine gute Gelegenheit, der Wahrheit ein Stückchen näherzukommen.

Ellen Trane Nørby, Siegfried Matlok und Erik Lauritzen im BHJ-Saal im Ahlmannspark Foto: Sara Eskildsen
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