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Deutsches Museum: Keine Spur und neue Pläne

Deutsches Museum: Keine Spur und neue Pläne

Deutsches Museum: Keine Spur und neue Pläne

Sonderburg/Sønderborg
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Ein Ausstellungsraum im Deutschen Museum beleuchtet die Zeit des Nationalsozialismus in Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Nach dem Diebstahl von Nazi-Uniformen im vergangenen November gibt es weiterhin keine Spur zu den Einbrechern. Museumsleiter Hauke Grella plant nun die thematische Neuausrichtung des betroffenen Ausstellungsraums.

„Nachdem unsere Uniformen gestohlen worden sind und es keinerlei Aussicht gibt, dass die Gegenstände wieder auftauchen, müssen wir jetzt thematisch in eine andere Richtung zielen, was die Ausstellung in dem Raum angeht.“ Museumsleiter Hauke Grella nutzt die Zeit des Shutdowns und des geschlossenen Museums, um die Neugestaltung des Raumes zu planen, der im November bei einem Einbruch komplett zerstört wurde.

 

Die Diebe waren Anfang November durch ein Fenster ins Erdgeschoss des Museums eingebrochen und hatten mehrere Nazi-Uniformen aus den Vitrinen geklaut. Einmalige Gegenstände aus dem Bestand des Museums, die unersetzlich sind, unterstreicht Hauke Grella. „Daher müssen wir jetzt neu denken, wie wir die Geschichte der Minderheit während der Nazi-Zeit neu erzählen.“

 

Gesichter von jungen Kriegsfreiwilligen

Die Planungsarbeit läuft noch, doch einige Hauptpunkte stehen bereits fest. „Ein Thema wird der Verlust von Menschenleben, von jungen Nordschleswigern, im Krieg sein. Das wird heftig in der Darstellung“, so Grella. Angedacht ist, Dienstbilder von Gefallenen aufzuhängen. Aus dem damaligen Hauptsitz der NSDAP im Dibbern-Haus in Apenrade (Aabenraa) gibt er mehrere Hundert solcher Porträts. „Das sind natürlich starke Bilder, wenn wir die Gesichter dieser jungen Menschen zeigen. Man blickt größtenteils in Kindergesichter, die im Krieg gestorben sind.“

Umso wichtiger sei die konkrete Einordnung, was die jungen Menschen dazu gebracht habe, sich freiwillig dem Krieg der Nazis anzuschließen – und dafür zu sterben. „Das muss sehr gut und umsichtig einsortiert werden. Es soll ja keine Art Gedenkwand entstehen.“

Wie genau wir diese drei Themen darstellen und verbinden, daran arbeiten wir gerade. Aber da wir derzeit ohnehin geschlossen haben, müssen wir nicht hetzen und können alles gut überdenken.

Hauke Grella
Die Täter hatten es auch auf die Uniform der „Jungenschaft" abgesehen. Foto: Deutsches Museum

Nachdem die Einbrecher neben einer SS-Uniform auch eine Jungenschaftsuniform gestohlen haben, will das Museum nun stattdessen die Geschichte der deutschen Mädchenschaft in Nordschleswig erzählen. „Zum Glück haben wir davon einige Gegenstände, sodass wir die Jugend auch von dieser Seite beleuchten können.“

Darüber hinaus soll in dem Ausstellungsraum auch in Zukunft  die Kriegsgeschichte der Zeitfreiwilligen erzählt werden. „Wie genau wir diese drei Themen darstellen und verbinden, daran arbeiten wir gerade. Aber da wir derzeit ohnehin geschlossen haben müssen, müssen wir nicht hetzen und können alles gut überdenken“, so der Museumsleiter.

Hinweise, aber keine neue Spur

Eine Spur zu den Einbrechern gebe es weiterhin nicht. „Wir haben ein, zwei Hinweise erhalten und an die Polizei weitergeleitet. Aber meines Wissens gibt es nichts Neues.“ Er selbst habe versucht, online in alle möglichen Verkaufsgruppen zu gehen, „aber ich wurde nicht in alle reingelassen“, so Grella. „Dafür hätte ich mir vermutlich ein falsches Profil anlegen müssen, bei meinem Beruf.“

Er geht aber ohnehin nicht davon aus, dass die gestohlenen Gegenstände wieder auftauchen oder online verkauft werden. „So doof sind die Einbrecher vermutlich nicht. Und es ging ihnen wohl nicht darum, ganz viel Geld zu verdienen. Ich gehe davon aus, dass es eine Auftragstat war. Jemand wollte diese Gegenstände besitzen und hat die Einbrecher dafür vermutlich bezahlt. Irgendein Privatsammler freut sich jetzt über unsere Uniformen.“

Im Laufe des Januars und Februars werden die Umgestaltungen des betroffenen Ausstellungsraumes weiter Form annehmen.

 

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