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Aktives Paar feiert 100-jährigen Geburtstag

Aktives Paar feiert 100-jährigen Geburtstag

Aktives Paar feiert 100-jährigen Geburtstag

Sonderburg/Sønderborg
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Marion und Jörn Petersen in ihrer Oase in Rennberg. Foto: Karin Riggelsen

Marion und Jörn Petersen ziehen in der deutschen Minderheit an vielen Strängen. Am 24. und 29. Juli werden die beiden 50 Jahre alt. „Der Nordschleswiger“ hat das aktive Paar zum Doppelinterview getroffen.

Die Liste ihrer Aktivitäten ist beachtlich: Die zweifache Mutter Marion Petersen ist seit Jahren die Vorsitzende des BDN-Kulturausschusses. Sie steht beim Heimatmuseum Nordschleswig, den Kultouristen und der Laienspielgruppe TheaterDrang auf der Bühne, hat für die SP für den Stadtrat kandidiert. Und im April übernahm die auf Musik und Biologie spezialisierte Lehrerin die Schulleitung des Kindercampus in Lunden.

Ihr Mann Jörn Petersen ist Ingenieur und arbeitet seit 16 Jahren bei OJ Electronics. Er hat in diversen Vorständen gesessen, erst im Kindergarten, anschließend im Schulverein der Deutschen Schule Sonderburg als Vorstandsmitglied und Vorsitzender. Seit mittlerweile zehn Jahren ist er der engagierte Vorsitzende des BDN-Ortsvereins Sonderburg. Und dann läuft er nebenbei Marathons – unter anderem in Hamburg, Berlin, Boston und Barcelona.

Ende Juli stehen obendrein zwei ganz besondere Tage vor der Tür. Die Petersens werden beide 50 Jahre alt.

Ehrenamtliche Arbeit ist wichtig

Da stellt sich die Frage: Wie können diese beiden, stets vor Energie strotzenden Sonderburger das alles bloß schaffen?

„Ein Vorteil ist, dass die Kinder schon so alt sind. Die freuen sich auch, wenn sie mal allein sind. Sie waren relativ früh sehr selbständig“, meint Jörn Petersen.

„Und ich habe die Kinder ja früher auch oft mitgehabt. In jedem Theaterstück der Schule war Mia immer mit dabei. Dein Vater war ja auch immer aktiv“, meint Marion zu ihrem Jörn. Dessen eigener Vater war beim Südschleswigschen Wählerverein engagiert und abends oft weg. „Deswegen lag mir das nicht so fern. Kleine und große Projekte – das macht mir Spaß“, so Jörn.

Ein Strandkorb gehört bei den Petersen’s dazu. Foto: Karin Riggelsen

 

„Es ist wichtig, ehrenamtliche Arbeit zu machen. Ich bin als Kind auch im Sportverein gewesen, und da gab es auch immer Ehrenamtler, ohne die das nie gegangen wäre. Ich finde es gesellschaftlich wichtig. Ohne Ehrenamt funktioniert ganz vieles nicht. Wenn ich an den Kulturausschuss denke: ich meckere auch mal und nehme dann aber die Dinge in die Hand, um sie zu ändern. Das kann man nur, wenn man aktiv ist“, so Marion Petersen.

 

Durch einen Job nach Sonderburg

Die beiden deutschen Staatsbürger – sie kommt aus Heide, er aus Eckernförde – lernten sich während ihres Studiums in Flensburg als Balkonnachbarn kennen und lieben.

1997 zog das Paar nach Düppel. Jörn hatte einen Job bei Arcodan in Sonderburg bekommen. Die musikalische Lehrerin Marion Petersen hatte schon als Studentin an Kinderchorprojekten in Nordschleswig teilgenommen und mit musikalischer Früherziehung gearbeitet. Sie kam schnell mit der kulturellen Welt der Minderheit in Berührung.

Erst kam 1998 Sohn Jesper, dann 2002 Tochter Mia zur Welt. Die Familie zog 2005 von Düppel in die Arnkilgade in Sonderburg, und Marion fand im Juli einen festen Job bei der Deutschen Schule Sonderburg.

In der deutschen Minderheit

Durch die beiden Kinder, die die deutschen Institutionen besuchten, rutschte das Ehepaar in die deutsche Minderheit. „Wir waren ja eigentlich schon immer ganz engagierte Menschen. Man sieht uns ja auch bei vielen Veranstaltungen“, stellt Marion fest. Ob Kultur, Musik, Politik oder gemütliches Beisammensein. Die beiden sind immer dabei.

Das Ehepaar Petersen vor dem Sommerhaus in Rennberg. Foto: Karin Riggelsen

 

Im April trat Marion ihre neue Stellung als Schulleiterin im Kindercampus Lunden an. Sie findet, dass diese schöne Schule nicht nur im naturwissenschaftlichen Bereich noch viele Möglichkeiten besitzt, die noch intensiver ausgeschöpft werden sollten. Marion wird im Frühjahr 2021 zum Beispiel mit der literarisch-musikalische Gruppe „Kultouristen“ in Lunden auftreten, um Geld für eine neue Schaukel in der Schule zu sammeln.

Wo läuft er denn?

Jörn Petersen läuft und läuft. „Ich habe zum 40. Geburtstag eine GPS Laufuhr von meiner damaligen Chefin und Kollegen bekommen. Ein Freund kam mit dem Vorschlag, dass wir doch in Berlin einen Halbmarathon laufen könnten. Ich sagte dann: „Mit 40 macht man keine halben Sachen mehr. Wenn, dann ganze“. Marion: „Und zu dem Zeitpunkt bist du noch keine weiten Strecken gelaufen“. Jörn: „Fünf Kilometer konnte ich schon“. Marion: „Aber das ist ja keine weite Strecke“. Jörn muss lachen: „Stimmt, da fehlte noch ein bisschen ...“ 

Jörn Petersen Foto: Karin Riggelsen

Jörn Petersen

  • Am 29. Juli 1970 in Eckernförde geboren und aufgewachsen
  • Teil der dänischen Minderheit
  • Besuchte Duborg-Skolen in Flensburg
  • Ingenieurstudium an der Fachhochschule Flensburg
  • Praktikumsplatz bei Arcodan in Sonderburg
  • 1997 feste Anstellung bei Arcodan
  • Scientific Atlanta
  • Damm Cellular System A/S in Sonderburg
  • Seit 16 Jahren Ingenieur bei OJ Electronics
Marion Petersen: „Der Frauentag hat sicher seine Berechtigung, auch als Frauenkampftag. Aber noch wichtiger ist es, Gleichberechtigung im Alltag zu leben." Foto: Karin Riggelsen

Marion Petersen

  • Am 24. Juli 1970 in Flensburg geboren
  • Abitur Werner-Heisenberg-Gymnasium in Heide
  • Hochschule-Universität Flensburg
  • 1993 bis 1998 Kindergarten St. Gertrud in Flensburg
  • Kinderchorprojekt des deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig
  • 1995-1997 Kinderchorarbeit für den DJN
  • 1996 Gesangunterricht am DGN
  • 1998 bis 2001 Musikschule Nordschleswig.
  • 2004 Vorsitzende Nordschleswigsche Musikvereinigung
  • Seit 2011 Kulturausschussvorsitzende der Dachorganisation der Deutschen Minderheit

 

Die drei Freunde meldeten sich für das nächste Jahr beim Marathon in Berlin an – und dann ging es los. So konnte der erste Marathon abgehakt werden. Jörn hat alles ingenieursmäßig ganz diszipliniert in Angriff genommen: er kam nach drei Stunden und 30 Minuten und zehn Sekunden ins Ziel. „Ich kam jubelnd ins Ziel, schaute auf die Uhr und habe ’Scheiße’ gesagt. Ich wollte vor 3.30 ankommen“, gibt er zu. Die beiden müssen wieder lachen.

 

Dann ging Jörn immer wieder an den Start: fünfmal in Berlin, fünfmal in Hamburg, Apenrade fünf Male, Kopenhagen, Paris, Oslo, Barcelona, Lissabon, Amsterdam, Boston, Nizza – und Nordburg. Die Marathons kombinieren die Petersen immer mit Reisen für die ganze Familie. Jörn läuft typisch drei Mal in der Woche.

Seit fünf Jahren eine Oase

Die Familie Petersen übernahm vor fünf Jahren das Sommerhaus in Rennberg/Rendbjerg von Jörns Eltern. Die Oase liegt mit Blick auf das Wasser. „Ich kann da morgens gut aufstehen und steh dann mit dem Kaffeebecher und guck auf’s  Wasser“, schwärmt Marion.

In der Corona-Pandemie waren die beiden viel spazieren: „Wir haben ja keinen Hund. Da muss sie ja mit mir raus“, so Jörn keck zu seiner Frau hinblinzelnd. „Wir können gut reden, wenn wir spazieren. Über Gott und die Welt“, so Marion. Beide wandern auch gerne, wie letztes Jahr in Norwegen zusammen mit den Kindern.

In der Minderheit gibt es ein Netzwerk, das intensiv genutzt werden kann. „Wer sich selber engagiert, der erlebt auch andere, die sich für einen engagieren. Das ist ein Geben und Nehmen. Das erlebe ich als eine sehr positive Sache“, so Jörn.

 

„Ich merke in Lunden, wie toll mein Netzwerk ist. So hatte ich schon das Bläserquintett des Sønderjylland Sinfoniorkester zu einem kleinen Schulkonzert, durch Vermittlung der BDN Musikkonsulentin Susanne Heigold, in Lunden. Es ist wirklich toll da oben, ein Rohdiamant. Ich hoffe, dass sich das nun wie Ringe im Wasser verbreitet.“, so Marion.

Jörn möchte gerne alle sechs sogenannten Marathon-Majors laufen – von denen noch London, New York, Chicago und Tokyo fehlen.

Dreifache Feier auf dem Knivsberg

Zu den Traumreisezielen gehören unter anderem auch die westindischen Inseln. „Und wir wünschen uns, dass es den Kindern gut geht“, so Jörn. „Wir sind unglaublich privilegiert. Wir haben gute Jobs und gute Kinder, die uns unglaublich stolz machen.

Eigentlich hätten die beiden Eheleute den 100-jährigen Geburtstag im August feiern wollen. Aber die Feier hat das Ehepaar, das seit 23 Jahren verheiratet ist, verschoben. Am 10.10.2020 feiern sie auf dem Jugendhof Knivsberg nun 50 plus 50 plus 18. Denn Tochter Mia wird am 10. Oktober 18 Jahre alt.

 

 

 

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